Mentale Stärke im Unialltag

Überbordende Terminkalender? Heraneilende Abgabefristen? Versagensängste und Konkurrenzdruck?

Stress ist, wenn man nicht nur der Arbeit nachgeht, sondern die Arbeit einem selbst nachgeht.
(Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck)

Wer kennt es nicht, das Gefühl von Stress und daraus resultierenden negativen Begleiterscheinungen. Zerrissen zwischen Arbeits- und anderen Verpflichtungen scheint es schwierig, den Teufelskreis zu durchbrechen.

Bei verschiedenen Anzeichen ist es sinnvoll, früh einer Verschärfung präventiv entgegenzuwirken oder im Akutfall Rat bei internen und externen Anlaufstellen zu suchen.


Wie kann sich Überlastung äußern?

  • Burnout

    Was tun, wenn permanente Überforderung im Alltag den inneren Akku auslaugt und dieser nicht mehr ausreichend in arbeits­freien Phasen aufgeladen werden kann?

    Burnout ist eine Reaktion unseres Körpers und unseres Gefühlslebens auf eine chronische Überlastung. Sie zeigt sich gemäß dem Maslach Burnout Inventory (MBI) v.a. durch

    • Emotionale Erschöpfung: z.B. Antriebsschwäche, Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Mattheit, leichte Reizbarkeit
    • Depersonalisierung: wachsende Distanz zwischen Betroffenen und Umfeld (Kundschaft, Kollegium, …) und dadurch zunehmende Gleichgültigkeit
    • Misserfolge: v.a. durch ständig wachsende Anforderungen scheint die eigene Leistung vergleichsweise gering. Eventuell häufen sich auch Fehler durch Überforderung.

    Durch Burnout können Symptome in verschiedenen Bereichen resultieren: Psychische oder körperliche Symptome, Veränderung im Verhalten oder im sozialen Bereich.

    Sorgen Sie für sich und entlasten Sie sich durch Unterstützung!

  • Angst

    … ist ein Gefühl, das uns ein Leben lang begleitet – und es hat seine Daseinsberechtigung! Wenn aber Ängste im Alltag Überhand nehmen oder sehr lange andauern, wenn Freizeitaktivitäten, sozialer Ausgleich und Entspannung nur noch selten vorkommen oder kaum genossen werden können und sich vielleicht auch körperliche Begleiterscheinungen zeigen, kann ein Gespräch mit Vertrauenspersonen – Familie, Freunde, psychologische Beratung oder therapeutische Begleitung hilfreich sein.

    Wer durch dauerhafte Belastung unter psychosomatischen Beschwerden des Verdauungs­traktes, Kopfschmerzen/Migräne, Atem­problemen oder sogar Panikattacken leidet, sollte nicht zögern, sich Unterstützung zu suchen!

  • Depression

    Traurig, aber wahr: Depressionen zählen zu den häufigen Krankheitsbildern unserer Zeit. Laut Leitlinie Depression Bundes­ärztekammer und Studien erkrankt fast jeder 5. Erwachsene in seinem Leben an einer Form der Depression. Aber: Wer traurig, trübsinnig, pessimistisch ist oder die Hoffnung verloren hat, ist mit einem dieser Anzeichen noch nicht automatisch depressiv! 

    Die klinische Diagnose Depression wird nach Vorliegen bestimmter Haupt- und Nebensymptome gestellt. Ob eine leichte, mittelgradig oder schwere Depression besteht, wird in Abhängigkeit von Anzahl und Schwere der existierenden Symptome entschieden. Es können neben geläufigen Symptomen wie „Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genuss­fähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrations­schwächen“ der WHO Definition Depression auch andere Symptome damit verbunden sein.

    Frauen sind häufiger von Depressionen betroffen als Männer und Depressionen setzen oft auch in jungem Alter ein.

    Wichtig ist in jedem Fall: Je früher Unterstützung greift, desto besser! Aber gerade den von depressiven Symptomen Betroffenen fällt es häufig nicht leicht, sich aufzuraffen und den Schritt zur Hilfesuche zu initiieren.

  • Hochstapler-Phänomen (Impostor Syndrome)

    Betroffene sind gefangen in einem komplexen psychologischen System aus Selbstzweifeln, die ihre Erfolge und Leistungen mindern. Sie sind nicht überzeugt, aus eigenem Potenzial diese erreicht zu haben. Tendenziell werden Erfolge von den Betroffenen vermehrt Ursachen wie Glück oder Zufall zugeschrieben, als den eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten.

    Hier kann auch der „Matthäus-Effekt“ wirken: Gemäß dem Sprichwort „Wer hat, dem wird gegeben“ wird durch stärkere Aufmerksamkeiten und damit verbundenen Ressourcen aktueller Erfolg mehr durch frühere Erfolge als durch die tatsächlichen aktuellen Leistungen beeinflusst.  

    Aber schon die Kenntnis dieser Bewertungen kann ein erster Schritt zur Veränderung sein! Daneben haben sich Schreibtherapie, kognitive Verhaltenstherapie und andere Strategien zur Veränderung als hilfreich erwiesen. Sorgen Sie für sich und entlasten Sie sich durch Unterstützung!

  • Aus­wirkungen auf Arbeitnehmer*innen

    Studien sprechen von bis zu 80% der Arbeitnehmer*innen, die unter Stress am Arbeits­platz und seinen Folgen leiden. Bei den Krankenständen stieg der relative Anteil psychischer Erkrankungen bei Arbeits­un­fähigkeit in den vergangenen 40 Jahren von 2% auf 16,6% und sind laut BKK Gesundheitsreport 2018 heute zweithäufigste Diagnose­gruppe bei Krankschreibungen.

    Eine Onlinebefragung der pronovaBKK aus dem April 2020 zeigt zudem die Aus­wirkungen der Pandemie: ca. 30% der Arbeitnehmer*innen sorgt sich um den Arbeits­platz, 80% berichten von einem höheren Stresserleben im Vergleich zu vor der Pandemie.


Hilfestellung für Betroffene

Die Belastungen von Mitarbeiter*innen im Hochschul­alltag sind greifbar und offenkundig – wir nehmen diese Ernst und bieten Ihnen Hilfestellung!  

  • Wie kann ich persönlich Einfluss nehmen?

    Im Intranet informiert das Dezernat für Personalangelegenheiten zu Maßnahmen gegen psychische Belastung wie z.B. Achtsamkeit und Kursen der Stress- und Konfliktbewältigung sowie zu Gesundheitsangeboten gegen psychische Belastungen im Rahmen der Betrieblichen Gesundheits­förderung.

    Anhaltspunkte zur Unterstützung von Betroffenen im Arbeits­kontext:

  • Wo finde ich an der Universität Mannheim Unterstützung?

    Verschiedene Ansprechpersonen der Universität Mannheim stehen Ihnen bei Problemen zur Seite. Bei psychosozialen Anliegen steht Ihnen insbesondere Dipl. Psych. Ute Pfründer in der Erstanlauf- und Beratungs­stelle zur Seite. Entscheiden Sie, wen Sie vertrauensvoll kontaktieren möchten.

  • Wo finde ich die richtige Unterstützung für mich – akut, therapeutisch, beratend oder zur Selbsthilfe?

    Hilfe im Akutfall:

    Wenn im Akutfall medizinische Hilfe notwendig ist, holen Sie sich Unterstützung unter 112 oder beim ärztlichen Notdienst (kassenärztlicher Notdienst 116117, Notfall- und Bereitschafts­dienste Stadt Mannheim, Notdienste Stadt Heidelberg).

    • Mannheim: Für Mannheimer Bürger*innen ist in J5, 1 das ZI im Notfall  unter 0621 1703-7777 erreichbar.
    • Heidelberg: Psychiatrische und psychosomatische Notfallambulanz des Uniklinikums Heidelberg. Die psychiatrische Notfallambulanz der Voßstraße 2 (06221/ 56-4466) ist täglich 24 Stunden ansprechbar für die Akutversorgung in schweren psychischen Krisen.
    • Wiesloch: Das PZN Wiesloch (Psychiatrisches Zentrum Nordbaden-Wiesloch) ist in der Heidelberger Straße 1a unter der zentralen Rufnummer 06222/ 55–0 erreichbar und bietet psychiatrische, psychosomatische, psychotherapeutische Betreuung in stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten. In Weinheim, Schwetzingen, Bruchsal und Mosbach existieren PZN-Standorte.

    Ihr Hausarzt kann Sie ebenfalls an das zuständige psychiatrische Krankenhaus verweisen.

    Bitte beachten! Die oben genannten Einrichtungen dienen der Behandlung von akuten Notfällen. Sie sind nicht zuständig für allgemeine Beratung (auch von Angehörigen) oder die Ausgabe von Arbeits­un­fähigkeits­bescheinigungen.

    • Telefonseelsorge: DieTelefonseelsorge bietet telefonisch (0800/ 111 0 111 oder 0800/ 111 0 222) via Email oder Chat 24 Stunden kostenlose Beratung.

    Hilfe im nicht akuten Fall – therapeutische Begleitung

    Beratung und Selbsthilfe