Gewalt kann jeden Menschen treffen, in jeder Altersstufe. Sie macht vor keinem Ort der Welt und selten vor einer Position halt. Sie kann im privaten Bereich oder im Arbeitskontext auftreten – oder auch willkürlich begegnen ... weil man Teil einer marginalisierten Gruppe ist und deshalb Diskriminierung und Gewalt erfährt oder weil man zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Gewalt zeigt dabei viele Gesichter. Oft wird unterteilt in physische, psychische, wirtschaftliche, sexuelle und online Gewalt und sexuelle Belästigung. So äußert sie sich in gewählter Sprache, in Nebensätzen fallenden Bemerkungen, durch non-verbal kommunizierte Implikationen, Witze oder offene Konfrontation. Gewalt tritt im persönlichen Kontakt, durch strukturelle Ungleichheit und mehr und mehr auch in digitaler Form auf.
Viele Betroffene nutzen die Möglichkeit zur Hilfe bei Anlaufstellen oder Beratung an der Universität Mannheim (noch) nicht. Gemeinsam können wir das Schweigen brechen, Gewalt thematisieren und auf unterstützende Angebote aufmerksam machen.
Die Universität Mannheim legt Wert auf einen wertschätzenden und respektvollen Umgang. Die Senatsrichtlinie Partnerschaftliches Verhalten regelt daher das Miteinander an der Universität.
Diverse englische Begriffe bezeichnen verschiedene schädigende Formen der Belästigung, Bedrängung, Verunglimpfung, Nötigung und Verleumdung von Menschen auf digitalen Wegen über das Internet und via Smartphones. Die Übernahme einer anderen Identität, um in deren Namen zu agieren, stellt dabei eine weitere Gefahr dar.
Befragungen und Studien liefern Hintergründe zu digitaler Belästigung, unter anderem in bekannten sozialen Netzwerken. Wichtig ist es vor allem, früh als Betroffene*r von Cybergewalt aktiv zu werden, sich über die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu informieren und diese zu nutzen.
In Baden-Württemberg bietet das Demokratiezentrum Baden-Württemberg die Möglichkeit bei Online-Hetze über die Meldestelle respect! etwas gegen Hasskommentare im Netz zu unternehmen. Auch antidemokratische und antisemitische Vorfälle können gemeldet werden.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württembergs (MWK) bestellte die Rechtsanwältin Michaela Spandau aus Stuttgart als Vertrauensanwältin für den Bereich sexualisierte Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt für die Einrichtungen im Geschäftsbereich des MWK.
Die Initiative der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten LaKoG hat die Kampagne „Zieh einen Schlussstrich“ gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt an Hochschulen in Baden-Württemberg ins Leben gerufen.
Der Präventionsverein SiMA bietet Selbstbehauptungskurse an.
Auch das Institut für Sport der Universität Mannheim bietet Kurse zur Selbstbehauptung und -verteidigung für Sie* an.
Videovortrag von Tanja Kramper, Geschäftsführerin der Kommunalen Kriminalprävention Rhein-Neckar e.V., über die wichtigsten Fakten zu Gewalt in der Region und Tipps im Umgang mit gefährlichen Situationen.
Vortrag zu Cybermobbing mit Hintergrundinformationen, Möglichkeiten der Prävention und Intervention von Tanja Kramper, Geschäftsführerin der Kommunalen Kriminalprävention Rhein-Neckar e.V.
Um im Notfall richtig reagieren zu können, ist es wichtig, relevante Schritte im Ernstfall im Hinterkopf zu behalten. Die Polizei bietet Schutz bei akuter Bedrohung unter der 110 sowie prägnante Opferinformationen mit wichtigen ersten Schritten zu verschiedenen Themen
Empathische Unterstützung ist für Opfer von Gewalt von erheblichem Wert. Ein Übergriff stellt einen massiven Kontrollverlust für die betroffenen Personen dar. Reaktionen und Bedürfnisse können ganz unterschiedlich ausfallen. Wichtig ist daher im Kontakt, das individuelle Anliegen gewünschter Unterstützung der betroffenen Person zu erfragen und zu respektieren. Dies betrifft sowohl das Gespräch mit Kontext, Inhalten und Dauer, sowie potenzielle weitere Handlungen.
Aktiv und wertfrei zuzuhören, der betroffenen Person zu glauben und nichts über deren Kopf hinweg zu entscheiden, sind gute Grundlage für vieles Weitere. Sorgen Sie dabei auch selbst gut für sich und suchen Sie Unterstützung bei vertraulichen Fachberatungsstellen, um mit der Situation für sich selbst umgehen zu können.
Wichtig für den Beginn sind folgende Aspekte:
Informationsmaterialien des Frauen gegen Gewalt e.V. oder das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 08000 116 016 bieten weitere Orientierung, wie Unterstützung aussehen kann.
Cybergewalt:
Sexualisierte Gewalt/
Häusliche Gewalt/
Stalking:
Die NO STALK App des Weissen Rings hilft, Stalking-Vorfälle per Foto-, Video- sowie Sprachaufnahmen mit dem Smartphone zu dokumentieren.
Besonders für Gewalt gegen Frauen gibt es eine gute Datenlage und spezialisierte Hilfsstrukturen. Gefürchtete Settings wie einsame Parkhäuser, schlecht beleuchtete Straßenzüge oder Parks sind durchaus reale Orte von Übergriffen und Vergewaltigungen. Eine größere Bedrohung stellt jedoch der soziale Nahraum für Frauen dar: jede 4. Frau erlebt laut Studie des BMFSFJ, Gewalt gegen Frauen, 2004, Gewalt in der eigenen Beziehung durch den Partner.
Gewalt an Frauen in Zahlen:
Neuere Studien zeigen allerdings, dass das größte Risiko für Menschen besteht, die Teil einer marginalisierten Gruppe sind, also zum Beispiel besonders nicht-binäre und trans* Menschen, Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung, Menschen, die Teil einer ethnischen Minderheit sind, und Menschen, die Teil der LSBT*I*Q+ Community sind. Leider ist in diesen Bereichen die Datenlage noch nicht so gut wie in Bezug auf Frauen.
Folgende große Studien bieten wissenschaftliche Erkenntnissezum Thema Gewalt und Sicherheit:
Durchgeführt vom Bundeskriminalamt und den Polizeien der Länder:
Die Studie Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zeigt, dass im Laufe des gesamten Arbeitslebens circa jede vierte bis fünfte Frau und jeder zwölfte bis vierzehnte Mann sexuelle Belästigung im Arbeitskontext erlebten.
Eine quantitative und qualitative Studie der Lesbenberatung Berlin und LesMigraS zu Gewalt an lesbischen, bisexuellen Frauen und trans* Menschen in Deutschland (2012), die diese Gruppe besonders häufig betrifft. Die Ergebnisse werden von einer Analyse der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu Diskriminierungserfahrungen in Deutschland anhand der sexuellen Identität (2017) in quantitativen und qualitativen Datenbestätigt.
Besonders häufig sind trans* Personen von sexueller Diskriminierung und Gewalt betroffen.
Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) führte 2014 eine europaweite Studie zu Erfahrungen von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt an Frauen durch.
Allgemein zeigt sich, dass in der EU Gewalt gegen Frauen weit verbreitet ist und Deutschland sich im Vergleich im mittleren bis hohen Bereich befindet. 24% der Befragten gaben für Deutschland an, seit dem 15. Lebensjahr Stalking erfahren zu haben. 60% der Teilnehmenden haben mindestens eine Form der sexuellen Belästigung erlebt.
Zwei repräsentative Studien desBundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geben einen allgemeinen Einblick in Gewalt gegen Frauen in Deutschland (2004) und speziell die Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland (2011).
Ausgewählte Inhalte aus 2004:
Eine Anfang Juni 2020 erschienene, erste große deutsche Studie der TU München für die Zeit des Lockdowns zeigt:
Die Studienergebnisse der TU München vom Juni 2020 zeigen, dass bestehende Hilfsangebote während des Corona-Lockdowns nur wenig genutzt wurden
Befragung von Plan International zu digitaler Gewalt:
Im Welt-Mädchenbericht 2020 zu digitaler Gewalt gegen Mädchen und Frauen von Plan International wurden 14.000 junge Frauen und Mädchen aus 22 Ländern befragt:
Studie von Amnesty International 2017:
Schon Ende 2017 befasste sich die Menschenrechtsorganisation mit den Erfahrungen von Frauen zu digitaler Gewalt und Belästigung im Internet und social media Plattformen. Von den repräsentativ ausgewählten 500 Frauen zwischen 18 und 55 Jahren aus den USA, Neuseeland, Großbritannien, Schweden, Dänemark, Italien, Spanien und Polen gaben an:
Cybermobbing und Cybergrooming:
Zwei Dunkelfeldstudien zu Cybermobbing und Cybergrooming aus dem Jahr 2011 unter Jugendlichen, des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) Bielefeld und der Forsa-Umfrage „Cybermobbing – Gewalt unter Jugendlichen“, ergaben unterschiedliche Prävalenzraten von Opfer- und Zeugenangaben. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Forsa-Umfrage die Lebenszeitprävalenz von Cybermobbing untersuchte, wohingegen die IKG-Studie eine Drei-Monats-Prävalenz ermittelte.