Fritz Hüser Sommerakademie 2024 »Intimate Work«

Thema: Vom 22.–24. Juli 2024 richtet das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (FHI) die vierte Sommerakademie aus, diesmal zum Thema »Intimate Work. Arbeit in und an Familien und familienähnlichen Strukturen«. Graduate Students, Promovierende und Postdocs sind eingeladen, über eigene Zugriffe auf den Untersuchungsgegenstand miteinander und mit international etablierten Expert*innen zu diskutieren. Die Sommerakademie ist ein auf intensiven Austausch setzendes Format. In Form von Impulsvorträgen stellen die Teilnehmer*innen ihre Forschungsvorhaben und -fragen im Plenum vor, zudem werden in kleineren Gruppen eigene Texte der Teilnehmer*innen oder von ihnen ausgewähltes, für ihre Projekte einschlägiges Material besprochen.
Im Rahmen der diesjährigen Sommerakademie möchten wir literatur- und kulturwissenschaftliche wie auch -historische Perspektiven auf literarische Repräsentationen der Familie als Ort bzw. Art und Weise des Arbeitens zusammenbringen. Die Familie (wobei hier familienähnliche Beziehungsgeflechte und Strukturen stets mitgemeint sind) fokussieren wir dabei weniger als Institution, denn als literarisches Organisationsmoment (un-)bezahlter ästhetischer, emotionaler Arbeit oder Reproduktionsarbeit und als Ordnungsmuster, in dem die Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit nicht nur grundsätzlich aufgehoben sind, sondern auch stetig neu ver- und ausgehandelt werden. Dabei steht auch zu fragen, wie sich das Verhältnis von zum Beispiel race, class, gender, ability, age und Familie über die Verhandlung von Nicht-/Arbeit konstituiert. Eigen ist der Arbeit in familialen Kontexten über ihre Entgrenzungen hinaus zudem, dass sie (etwa epochen-, kultur- oder klassenspezifisch unterschiedlich) über symbolische, narrative, politische oder gesellschaftliche und meist geschlechterspezifische Ordnungen und Wertungen bestimmt wird; dass sie häufig (semantisch) als Nicht-Arbeit gefasst wird; dass sie auf vielerlei Weise intim ist, etwa affektiv, körperlich, räumlich, zeitlich; oder dass sie Intimität kommodifiziert.
Literarische Verhandlungen von Arbeit in und an der Familie als intime Arbeit (intimate work oder intimate labor) zu fokussieren, die sowohl Kenntnisse und Fluktuationen von persönlichen Informationen als auch Körperkontakt und Emotionalität beinhalten kann, verspricht neue Perspektiven auf und Erkenntnisse darüber, was wir unter Familie verstehen, über familiale Beziehungsgeflechte, über die Tätigkeiten der Bediensteten, der Eltern und Kinder oder anderer Familienmitglieder, aber auch über die Ordnungen, Logiken und Inwertsetzung der Care- und Reproduktionsarbeit im Kontext vom Leih- oder Wehmütterschaft, Hebammenschaft oder Biotechnologien. Gefragt werden kann aber auch nach Ausformungen, Manifestationen, Ästhetiken, Stilen, Rhetoriken und Poetiken intimer Arbeit an und in der Familie oder in familienähnlichen Strukturen; nach intimer Arbeit als subjektiver oder kultureller, ästhetischer Praxis oder Erkenntnisform, die dominante oder eher wenig beachtete Aspekte von familialen Erfahrungen bereithält und reflektiert.
Termin: Die Sommerakademie findet vom Nachmittag des 22. bis zum Abend des 24. Juli in Dortmund statt.
Mentor*innen:
- Prof. Dr. Annette Keck (München)
- Prof. Dr. Tanja Nusser (Cincinnati)
- Prof. Dr. Thomas Wortmann (Mannheim)
- Dr. Iuditha Balint (Dortmund)
Arbeitssprache: Arbeitssprache ist Deutsch, Bewerbungen sind jedoch auch aus dem nichtdeutschsprachigen Raum sehr willkommen.
Bewerbungen: Interessierte Forscher*innen werden gebeten, bis zum 24. Mai 2024 eine kurze Skizze ihres Projektes (max. 1800 Zeichen) und einen knappen Lebenslauf (max. 1 Seite) an Iuditha Balint zu senden. Über die Bewerbungen beraten sich die Mentor*innen miteinander. Das Ergebnis des Auswahlverfahrens erfahren die Bewerber*innen spätestens Mitte Juni.
Stipendien: Vergeben werden Stipendien in Höhe von 775,- Euro (für Stipendiat*innen aus Deutschland) und 1.775,- Euro (max., für Stipendiat*innen aus dem Ausland), die auch die anfallenden Kosten für Reise, Unterbringung und Verpflegung abdecken.
Organisation: Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt: dortmund.de/fhi