Als die Stadt Mannheim das Gelände des heutigen Stadtteils Franklin von der US-Armee übernahm, wurden Straßennamen in eingedeutschter Form als Erinnerung an die US-Präsenz erhalten. Die Benennung mancher Straßen geht somit noch auf die US-Besatzungsmacht Anfang der 1950er Jahre zurück. Auf die problematische Biographie von US-Präsident Andrew Jackson, Namensgeber für die Andrew-Jackson-Straße, hatten Bewohner des Stadtteils vor einem Jahr hingewiesen. Um zu entscheiden, ob die Straße umbenannt werden soll, zog die Stadt Mannheim Philipp Gassert, Professor für Zeitgeschichte am Historischen Institut der Universität Mannheim, als Gutachter hinzu.
In seinem Gutachten schreibt Gassert, dass Präsident Jackson sich zwar für die Aufwertung der demokratischen Strukturen in den damaligen Vereinigten Staaten einsetzte. Jedoch ist seine Präsidentschaft auch verbunden mit ethnischen Säuberungen in den Südstaaten der USA. Ein Zentralprojekt seiner Präsidentschaft war die Zwangsumsiedlung von fünf Stämmen amerikanischer Ureinwohner: „Die von Jackson mitverantworteten, schon damals politisch umstrittenen und in Teilen illegalen Maßnahmen hatten katastrophale Folgen. Auf ,Todesmärschen‘ nach Westen kamen zahlreiche amerikanische Ureinwohner ums Leben“, so Gassert.
Als neuen Namensgeber für die Straße schlagen die Stadt Mannheim und Gassert den amerikanischen Präsident Franklin D. Roosevelt vor. Dieser ist laut Gassert „aufs Engste mit dem Sieg der Demokratie im Zweiten Weltkrieg und der Befreiung vom Nationalsozialismus verbunden.“ In einer kürzlichen Sitzung hat der Mannheimer Gemeinderat mehrheitlich für diesen Vorschlag gestimmt. Sollte bis zum 5. September kein Widerspruch eingehen, heißt die Straße somit ab dem 1. Januar 2022 Franklin-D.-Roosevelt-Straße.
Zum Gutachten gelangen Sie hier: https://buergerinfo.mannheim.de/buergerinfo/getfile.asp?id=8158618&type=do