Kurz nach meiner Geburt sind meine Eltern mit mir nach Deutschland gezogen. Meine ersten vier Lebensjahre habe ich also in Deutschland gelebt. Ich bin hier in den Kindergarten gegangen. Deutsch war die erste Sprache, die ich gelernt habe. Leider haben sich meine Eltern dann getrennt und ich bin mit meiner Mutter zurück in die Slowakei. Ich war sehr traurig und hatte zunächst Schwierigkeiten, mich in der Slowakei wieder zu integrieren. Seitdem habe ich davon geträumt, nach Deutschland zurückzukommen. Ich habe meiner Mutter und meinen Großeltern immer gesagt, dass ich zurückgehen werde. Deutschland ist eine Heimat für mich. Die Slowakei ist zwar auch meine Heimat, aber irgendwie habe ich mich immer zurück nach Deutschland gesehnt. Nach meinem Abitur war es dann so weit, ich habe mich nur in Deutschland für ein Studium beworben und alles auf eine Karte gesetzt, um meinen Traum zu erfüllen.
Bereits nach der Grundschule habe ich wieder angefangen, deutsches Fernsehen und Filme zu schauen. Ich habe auch deutsche Zeitschriften und Bücher gelesen. So habe ich mein Deutsch nicht verlernt. Mein Vater hat mir außerdem immer gesagt, dass ich ein gutes Abitur brauche, um in Deutschland studieren zu können. Also habe ich im letzten Schuljahr extrem viel gelernt, man hat mich kaum draußen gesehen. Es hat sich aber gelohnt und ich konnte mich mit einem sehr guten Abitur an den Universitäten bewerben. Ein deutsches Sprachdiplom habe ich auch noch abgelegt.
Die Zusage für Unternehmensjura in Mannheim hat alles perfekt gemacht. Die Universität Mannheim ist in der Slowakei als eine der besten Hochschulen bekannt. Ich konnte es daher kaum fassen, als ich den Zulassungsbescheid bekommen habe. Meine Eltern und meine damalige Deutschlehrerin waren auch ganz aus dem Häuschen. Alle waren sehr, sehr stolz auf mich.
Ja, ich mag mein Leben hier. Es war auch immer das, was ich wollte. Auch das Studium gefällt mir richtig gut, obwohl es sehr hart ist. Gerade in den ersten Monaten des Studiums hatte ich Probleme mit der Sprache. Nach den ersten Juravorlesungen musste ich immer erst mal schlafen, weil mir der Kopf vor lauter Anstrengung brummte. Ich musste so aufpassen, dass ich etwas verstehe. In den ersten Monaten hatte ich Bedenken, ob ich das alles schaffe. Aber jetzt klappt es sehr gut. Ich mag die Kombination aus Wirtschaft und Jura sehr.
Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde. Was ich aber auch so richtig vermisse, ist die Donau. Ich komme aus einem kleinen slowakischen Dorf, das direkt an der Donau liegt. Dort ist es ganz ruhig, während mein Leben hier in einer größeren Stadt und mein Studium doch sehr aufregend sind. Manchmal vermisse ich die Ruhe.
Ich möchte unbedingt das Studium schaffen. Danach würde ich gerne in Richtung internationales Recht oder Europarecht gehen. Ich kann ja vier Sprachen – Ungarisch, Slowakisch, Deutsch und Englisch – diesen Vorteil möchte ich nutzen.
Text: Sina Buschhold / April 2017