Ein wenig hat mich der Zufall hierhergeführt. Eigentlich dachte ich, dass man 18 Jahre alt sein muss, um als Nicht-EU-Bürger in Deutschland studieren zu dürfen. Ich war aber erst 16, als ich mit der Schule fertig war und wollte keine Zeit mit Warten verschwenden. Also habe ich mich zunächst an der Universität Wien beworben. Ich wusste, dass ich dort auch schon als unter 18-Jährige hätte studieren dürfen. Auf gut Glück habe ich meine Unterlagen trotzdem noch an die Universität Mannheim geschickt. Von Mannheim hatte ich vorher noch nicht so viel gehört, aber bei sämtlichen Rankings stand Mannheim an erster Stelle. Und dann wurde ich ganz unerwartet aufgenommen. Ich habe mich für Mannheim und gegen Wien entschieden – was eine gute Entscheidung war, denn die Universität Mannheim hat mir sehr dabei geholfen hat, bürokratische Hürden zu überwinden.
Ich musste zuerst einen Termin bei der Botschaft ausmachen, um ein Visum zu beantragen. Leider ging das nicht spontan und ich bekam erst Ende August einen Termin – nach rund vier Wochen Wartezeit. Parallel dazu fand in Mannheim bereits die Einführungswoche statt. Der ganze Ablauf war daher etwas hektisch. Außerdem hatte man mir gesagt, dass zwischen dem Termin und dem Erhalt des Visums noch einmal etwas Zeit vergehen kann. Da sich das Akademische Auslandsamt der Uni Mannheim aber für mich eingesetzt hat, habe ich mein Visum schon nach drei Tagen zugeschickt bekommen. Das war ein absolutes Highlight für mich, weil ich nicht damit gerechnet hätte, dass das überhaupt möglich ist. Dann musste ich aber noch einen Flug buchen und eine Unterkunft finden – deshalb habe ich leider die Welcome Week und sämtliche Einführungsveranstaltungen verpasst. Bei der Wohnungssuche hat mir das Akademische Auslandsamt dann erneut geholfen und mir einen Wohnheimplatz vermittelt.
Ja, es war eine großer Erleichterung, dass ich schnell eine Wohnung gefunden habe. Aber es gab trotzdem noch jede Menge für mich zu lernen, weil ich im Gegensatz zu den anderen noch keine Ahnung hatte, wie die E-Learning-Plattform funktioniert und wie man sich für Kurse und Klausuren anmeldet. Ich habe mich trotzdem ganz gut und schnell im Uni-Alltag zurechtgefunden, glaube ich.
Es gefällt mir wirklich gut. Im Vergleich zur Ukraine funktioniert das System hier ganz anders. Es gibt zum Beispiel keine Prüfungen während des Semesters, nur eine Endklausur und das war’s. Dass man hier im Vergleich zu ukrainischen Universitäten so viele Freiheiten hat, finde ich gut und mir gefällt auch, dass man den Stundenplan recht flexibel gestalten kann. Ich habe an einigen Tagen in der Woche keine Kurse und kann auch unter dem Semester verreisen, was sehr praktisch ist. Außerdem freue ich mich bereits sehr auf meinen Auslandsaufenthalt in den USA nächstes Semester. Das ist noch eines der Dinge, die ich toll finde: Dass man die Chance hat, einen Teil des Studium im Ausland zu verbringen. Zudem gefällt es mir einfach, ein Teil der Campus-Community zu sein.
Teilweise mit Arbeiten. Ich bin hier an der Uni als Tutorin angestellt, das heißt, ich helfe anderen Studierenden, den Stoff in den BWL-Gundlagenfächern zu verstehen. Ich unterrichte dabei auf Deutsch und Englisch. In einer Fremdsprache vorzutragen hat mir wirklich sehr dabei geholfen, meine Komfortzone zu verlassen. Außerdem mache ich Sport. Das Sportprogramm hier an der Uni ist echt abwechslungsreich und ich finde es großartig, dass die Uni so ein breites Sportangebot bietet und dass die Kurse sehr günstig oder komplett kostenlos sind.
Hier in Mannheim kann ich definitiv den Luisenpark empfehlen – der Park ist echt schön und man kann dort gut die Natur genießen. Außerdem bietet sich die Neckarpromenade zum Entspannen an. Die Lage am Rand der Innenstadt macht sie sehr praktisch, weil man von der Uni aus schnell dort ist. In der Region sollte man natürlich Heidelberg besuchen. Und Straßburg in Frankreich ist definitiv eine der schönsten Städte, die ich kenne. Von Mannheim aus kommt man da auch gut und problemlos hin.
Am allermeisten natürlich meine Eltern. Dass ich so jung war, als ich nach Deutschland gekommen bin, war am Anfang etwas schwierig. Außerdem ist die Familie bei uns in der Ukraine ziemlich wichtig, deshalb vermisse ich sie sehr. Außerdem vermisse ich meine Katze und natürlich das Essen. Manche Sachen, die wir in der Ukraine täglich essen, kann man hier nicht kaufen – oder nur in speziellen Geschäften. Wenn ich von zu Hause zurück nach Deutschland reise, nehme ich mir daher immer ukrainische Lebensmittel mit – das macht mein Leben hier leichter.
Ja, eine Postkarte aus Mauritius ist über zwei Jahre gereist, bevor sie mich erreicht hat. Ich hatte längst nicht mehr damit gerechnet, dass sie noch ankommt, und war eigentlich ein wenig enttäuscht. Deshalb war ich sehr erstaunt, als sie plötzlich doch in meinem Briefkasten lag. Ich glaube, das macht die Karte so besonderes – dass sie einen wirklich langen Weg unternommen hat, um zu mir zu kommen.
Wenn ich genommen werde, dann würde ich hier gerne den Mannheim Master in Management machen. Finanziell wird das leider schwieriger als jetzt, da inzwischen Studiengebühren für Nicht-EU-Bürger*innen eingeführt wurden. Danach würde ich gerne noch ein wenig Arbeitserfahrung hier in Deutschland sammeln – also mal schauen, was kommt. Vorrangig habe ich jetzt erst mal mein Auslandssemester im Blick.
Text: Kathrin Holstein / Mai 2018