Jianming Cui steht lächelnd in einem Gang. Er trägt einen hellbraunen Rollkragenpullover.

„Es lohnt sich, viel außerhalb des Studiums zu machen und die Kultur in Deutschland zu erleben, sodass man schöne Erfahrungen aus der Zeit mitnehmen kann.“

Jianming Cui ist 25 Jahre alt und hat sich nach einem wirtschafts­wissenschaft­lichen Bachelor in seiner Heimatstadt Kanton entschieden, an die Uni Mannheim zu kommen. Inzwischen studiert er im vierten Semester VWL mit Vertiefung Competition und Regulation. Welche Angebote der Uni Mannheim abseits des Hörsaals er besonders schätzt und welche Rolle Fremdsprachen für ihn spielen, erfahrt ihr in seiner myUniMA story.

Was hast du vor deinem Studium in Mannheim gemacht und warum hast du dich für ein Studium in Deutschland entschieden?

Mein Bachelor war eine Mischung aus BWL und VWL. Mit VWL hatte ich also schon zu tun, aber mit Competition und Regulation oder Industrial Organisation (IO) hatte ich noch wenig Berührungs­punkte. Im Ausland studieren wollte ich eigentlich immer. Ursprünglich fand ich Großbritannien und die USA interessant, hatte sogar eine Zulassung für die Columbia University in New York. Dann bin ich online auf die Uni Mannheim aufmerksam geworden und habe festgestellt, dass sie eine sehr gute Uni ist und einen ausgezeichneten Ruf hat. Zudem sind die Kosten in Deutschland deutlich niedriger als in den USA. Deutschland ist ein schönes Land und es gibt gute Karriere­möglichkeiten. Außerdem macht es mir Spaß, neue Sprachen zu lernen.

Wie hast du dich in Mannheim eingelebt?

Am Anfang war das schon schwer, muss ich sagen. Ich kam mitten in der Coronakrise nach Mannheim und hatte mir ein richtiges Campusleben vorgestellt. Aber das gab es Ende 2020 und Anfang 2021 überhaupt nicht. Ich musste die ganze Zeit zu Hause bleiben und Vorlesungen online verfolgen. Die haben richtig gut funktioniert und die Uni hat uns viel unter­stützt, aber das Zusammensein mit den Kommiliton*innen fehlte. Im zweiten Semester hat es sich glücklicherweise deutlich verbessert. Allmählich wurde der Präsenz­unter­richt wieder aufgenommen und seitdem habe ich meine Freund*innen gefunden. Wir gehen fast jeden Tag gemeinsam in die Mensa oder zum Lernen in die Bib. Das ist es, was ich mir vorgestellt hatte.

Dein Studium ist komplett auf Englisch, trotzdem hast du erst während deines Bachelors mit dem Deutschlernen begonnen und jetzt ist Italienisch dran. Was fasziniert dich am Sprach­enlernen?

Als ich vor ungefähr drei Jahren beschlossen habe, in Deutschland zu studieren, habe ich angefangen Deutsch zu lernen. Am Anfang habe ich Kurse gemacht, aber die haben mir nicht so viel geholfen. Also habe ich angefangen, jeden Tag zwanzig neue Vokabeln zu lernen und zwanzig Minuten ein Gespräch mit einer anderen Person oder alleine zu führen. Das und ein paar Hörverständnisübungen haben mir viel gebracht, aber große Fortschritte habe ich erst in Deutschland gemacht.

Mit Italienisch habe ich letztes Jahr angefangen, als ich im Urlaub in Italien war, weil ich die Sprache einfach schön und angenehm finde. Ich dachte mir, jetzt wo ich Deutsch einigermaßen beherrsche, suche ich mir eine neue Herausforderung, dieses Mal eine romanische Sprache. Ein weiterer Grund ist, dass ich ein paar italienische Freund*innen habe, für die ich gerne ihre Muttersprache lernen möchte. Also habe ich einfach angefangen. Ich kann inzwischen kleine Gespräche führen, aber meine Fortschritte sind langsamer als auf Deutsch.

Was unter­nimmst du sonst in deiner Freizeit?

Mein Freundeskreis geht fast jede Woche gemeinsam zum Unisport. Das ist ein richtig gutes Angebot der Uni und ich bin dankbar, dass sie das anbietet. Unser Favorit ist das GWO Workout, also ein Intervalltraining. Das macht man in der Gruppe und es gibt einen Trainer, der die Übungen anleitet. Man trainiert in der Gruppe, jedoch kann jeder nach seinem eigenen Rhythmus mitmachen.

Ansonsten veranstalten meine Kommiliton*innen aus meinem Studien­gang abends auch manchmal Spiele- und Kochabende. Ich koche richtig gerne, vor allem auch chinesisch, und finde es immer sehr amüsant, wenn die Deutschen das noch nie probiert haben und dann begeistert sind, von dem, was ich koche. Oder wir gehen auf Partys – eben alles, was zum Studileben dazugehört.

Daneben engagierst du dich auch bei Müttersprache. Was genau machst du dort?

Müttersprache ist ein Projekt, das kostenlose Deutschkurse für Mütter mit Migrations­hintergrund anbietet. Die Mütter erhalten Unter­richt und gleichzeitig parallele Kinderbetreuung im Raum daneben, sodass sie sich ganz auf das Deutschlernen konzentrieren können. Das habe ich 2022 zufällig auf Instagram angezeigt bekommen. Da ich eine kleine Schwester habe, sie ist erst 13 Jahre alt, macht es mir viel Spaß, mit Kindern zu spielen und zu basteln. Als ich noch jünger war haben wir sehr viel Zeit zusammen verbracht. Bei der Kinderbetreuung mache ich einmal pro Woche mit. Und nachdem ich selbst so schnell Deutsch gelernt habe, wollte ich es auch anderen beibringen. Deswegen helfe ich mittlerweile auch dabei, die Unter­lagen für den Unter­richt vorzubereiten.

Deine Master­arbeit hast du schon abgegeben. Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Bis zum Ende des Semesters bin ich noch an der Uni, habe aber mit der Jobsuche bereits angefangen. Idealerweise wird es die ökonomische Beratung. Das ist es, was ich gelernt und studiert habe und worin ich auch meine Master­arbeit geschrieben habe. In der ökonomischen Beratung geht es um Schadensschätzungen bei einem Kartell oder Monopol oder auch um Merger Control, das heißt, Gutachten darüber recherchieren und schreiben, ob eine gewisse Fusion von zwei Unter­nehmen die Markposition und die Markt­macht verändern könnte, sodass ein Kartell oder ein Monopol entstehen könnte.

Hast du Tipps für andere internationale Studierende?

Es lohnt sich, viel außerhalb des Studiums zu machen und die Kultur in Deutschland zu erleben, sodass man schöne Erfahrungen aus der Zeit mitnehmen kann. Und wenn man an der Uni oder im Studium irgendwelche Probleme hat, kann man sich jederzeit an die Uni oder das Akademische Auslands­amt wenden. Dort sind alle sehr hilfsbereit und freundlich.

Text: Sabrina Wagner / Mai 2023