Junge Frauen nutzen Informationstechnologie (IT) und digitale Medien genauso stark wie ihre männlichen Alternsgenossen. Sie schreiben Blogs, kaufen online ein und verwenden Smartphone-Apps mit ähnlicher Begeisterung und genauso intensiv. Stehen sie aber vor der Wahl des richtigen Berufs, scheuen sie meist Studiengänge, die mit Informationssystemen, Informatik oder Mathematik zu tun haben – so genannte MINT-Fächer. Der Frage, warum das so ist, geht die Juniorprofessorin Dr. Julia Krönung in ihrem Projekt „Do IT! – Erfassung sozio-kultureller Hemmnisse für die Wahl von IT-Berufswegen von Frauen“ nach.
Die Idee dazu ist in ihren eigenen Uni-Veranstaltungen entstanden. Die Vorlesungen und Seminare der Juniorprofessorin für E-Business und E-Government sind an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre sehr gut besucht, doch männliche Studenten bildeten von Anfang an die Mehrheit. „Ich habe mich gefragt, warum Frauen digitale Technologien sehr intensiv nutzen, diese aber nicht zum Beruf machen“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin. Denn oft zieht es Menschen in Branchen, für deren Themen sie sich schon in der Jugend begeistert haben.
„Fragt man junge Frauen, warum sie sich gegen IT-Berufe entscheiden, wissen sie es oft selbst nicht so genau“, erklärt Krönung. „Viele denken, sie seien zu technisch und zu mathematisch.“ Dabei gelte das längst nicht für alle. Im Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors eröffnen sich jungen Frauen in IT-bezogenen Fächern ganz neue Berufschancen, insbesondere an der Schnittstelle zum Management, zur Soziologie oder Psychologie. „Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, ein so riesiges Potenzial ungenutzt zu lassen“, ist Krönung überzeugt.
Im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts will die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin zunächst junge Frauen, die vor ihrem Abitur stehen, in kleinen Fokusgruppen zu IT-Studiengängen und IT-Berufen befragen. Im zweiten Schritt geht es darum, die neuen Erkenntnisse in empirischen Untersuchungen quantitativ zu bewerten und zu untermauern. Mit den Ergebnissen des Forschungsprojekts will Krönung Handlungsempfehlungen für Unterrichtsinhalte, Schulungen und Lehrerausbildung erarbeiten, und auch den Universitäten neue Wege für die Anwerbung von jungen Frauen aufzeigen.
Die Leiterin des Forschungsprojekts selbst ist in ihrem heutigen Fachgebiet Wirtschaftsinformatik eher zufällig gelandet. Da sie in ihrem BWL-Studium dem Fach Accounting aus dem Weg gehen wollte, wählte sie Wirtschaftsinformatik. Heute ist sie glücklich damit. Und setzt sich dafür ein, dass junge Frauen ihre Chancen wegen unbegründeter Vorurteile nicht verpassen.
Text: Yvonne Kaul / April 2018