Mehr Teilhabe am Teilen?

Am Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) ist die interdisziplinäre Nachwuchsforscher­gruppe platforms2share gestartet. In Zusammenarbeit mit Forschern am Institut für ökologische Wirtschafts­forschung in Berlin und am Fraunhofer Institut für Bauphysik in Stuttgart geht sie der Frage nach, welche Chancen neue Organisations­formen und Technologien für die Sharing Economy bieten.

An digitale Formen des Teilens und Tauschens in der Sharing Economy werden hohe Erwartungen geknüpft: Ihre Nutzer erhoffen sich eine bessere Ressourceneffizienz, günstigere Preise und mehr soziale Teilhabe. Plattformen wie Airbnb oder Uber werden in der öffentlichen Debatte jedoch auch zunehmend kritisch betrachtet: Gewinne würden von den Unter­nehmen zentral abgeschöpft, gesetzliche Regelungen umgangen und ökologische Vorteile – beispielsweise durch die größere Reisefreudigkeit der Nutzer – nivelliert. Langsam formiert sich eine Gegenbewegung: Wohnungs­eigentümer, Künstler oder Autobesitzer schließen sich zunehmend auf eigene Faust zusammen – ohne, dass Gewinnanteile an einen zentralen Plattform-Betreiber abgeführt werden müssen.

„In unserem Projekt unter­suchen wir, ob durch alternative Organisations­formen wie Kooperativen und Genossenschaften positivere Wirkungen erreicht werden können“, sagt Dr. Dominika Wruk, Leiterin der Nachwuchs­gruppe platforms2share. Bisher gibt es kaum Forschungs­ergebnisse zu dem Thema, die Wissenschaft­ler unter­suchen die neuartigen Modelle quasi während der Markt im Entstehen ist. Noch gibt es wenige Beispiele solcher Genossenschaften, doch das Angebot wächst: Das Berliner Unter­nehmen WeChange bietet beispielsweise Software und Kommunikations­lösungen an. Fairmondo ist mit eBay oder Amazon vergleichbar und als alternativer Online-Markt­platz aktiv. Und bei Resonate, das Musikdienste anbietet, sind Künstler und Hörer Eigentümer der Plattform. Beide bekommen Gewinnanteile.

Die sechsköpfige Nachwuchs­gruppe platforms2share wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung mit 2,3 Millionen Euro für fünf Jahre gefördert. Sie ist interdisziplinär aufgestellt und beleuchtet die neuen Modelle aus unter­schiedlichen Perspektiven. Dabei wird beispielsweise erforscht, ob und wie politische und institutionelle Rahmenbedingungen die Gründung neuer Organisations­formen fördern oder erschweren. Auch mit der Rolle von Technologien wie der Blockchain-Technologie, die sichere Geldtrans­kationen zwischen Computern möglich machen soll, beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher. Zudem soll die gesellschaft­liche, wirtschaft­liche und ökologische Wirkung der neuen Organisations­formen unter­sucht werden.

institut-fuer-mittelstandsforschung.de/platforms2share
genossenschafts­gruendung.de/2016/04/01/wechange-eg
www.fairmondo.de/genossenschaft
digitalpresent.tagesspiegel.de/das-streaming-kollektiv

Text: Yvonne Kaul / April 2018