Beatriz Rodriguez trägt einen weißen Pullover und lächelt.

„Ich möchte meine Geschichte erzählen, weil ich das multikulturelle Umfeld an der Universität Mannheim sehr schätze und hoffe, dass andere Studierende davon genauso profitieren können wie ich.“

Beatriz Larouco Maciel Rodrigues ist 25 Jahre alt, halb Brasilianerin, halb Portugiesin und aufgewachsen in einer kleinen Stadt in der Nähe von Rio de Janeiro. Nach ihrem Bachelor in Business Administration kam sie für den Mannheim Master in Management (MMM) an die Uni Mannheim. Neben dem Studium arbeitet sie bei der UBS Bank in Frankfurt im Bereich Vermögensverwaltung mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit. Wie sich ihr Leben zwischen Frankfurt und Mannheim gestaltet und wie sie das Umfeld an der Uni wahrnimmt, berichtet sie in der myUniMA story.

Erzähle ein wenig über dich: Wo hast du gelebt, bevor du nach Deutschland kamst?

Ich wollte eigentlich schon für mein Bachelor­studium nach Deutschland ziehen, aber mein brasilianisches Abitur wurde hier nicht anerkannt. Also habe ich erst mal dort studiert, bevor ich hier anfangen konnte. Glücklicherweise konnte ich während des Bachelors trotzdem schon erste Erfahrungen mit Deutschland sammeln, da ich für ein Auslands­jahr an die Frankfurt School of Finance and Management gegangen bin. Seitdem wollte ich wieder in Deutschland studieren und so habe ich mich hier für den Mannheim Master in Management (MMM) beworben. Auch während meiner Schulzeit war ich schon im Ausland: Ich war beispielsweise für eine Summer School in Frankreich und bin eineinhalb Jahre in der Schweiz zur Schule gegangen. Außerdem habe ich zunächst ein Studium in den USA begonnen, dann aber relativ schnell gemerkt, dass der amerikanische Studierenden­alltag nichts für mich ist. Ich war also in den letzten Jahren recht viel unter­wegs.

Was hat dich dann dazu gebracht, dein Auslands­jahr und nun auch deinen Master in Deutschland und nicht in einem anderen Land zu absolvieren?

In erster Linie waren das persönliche Gründe. Mein Freund kommt aus Deutschland. Wir lernten uns während seines Austausches in Brasilien kennen und da entschied ich, mit ihm nach Deutschland zu kommen. Theoretisch stand mir ein Studium überall in Deutschland offen, doch ich war schon immer sehr an der Finanz­branche interessiert. Frankfurt bot sich deshalb als perfekter Ort für mein Auslands­jahr an. Den Master wollte ich aber in Mannheim machen. Von der Uni Mannheim habe ich zum ersten Mal während meines Bachelors in Brasilien gehört, da beide Universitäten Teil der International Business Education Alliance (IBEA) sind. Einige meiner Freunde sind im Rahmen des IBEA-Studiums, das ein Studium in vier verschiedenen Ländern ermöglicht, nach Mannheim gekommen. Ich hörte, dass die Universität sehr angesehen ist und bekannt für ihr internationales Umfeld. Ich entschied mich für die Universität Mannheim, da die Frankfurt School doch sehr ähnlich zu meinem Bachelor in Brasilien war und ich unbedingt etwas Neues sehen wollte. Jetzt studiere ich hier und arbeite für eine Bank in Frankfurt – das ist für mich die perfekte Kombination.

In welcher Weise spürst du etwas von dem internationalen Umfeld an der Universität Mannheim?

An der Uni Mannheim und in meinem Studien­gang gibt es viele Menschen mit unter­schiedlichen Perspektiven und Hintergründen. Ich empfinde die Atmosphäre hier als sehr gemeinschaft­lich und studentisch, wohingegen in Frankfurt die meisten Studierenden direkt zurück zur Arbeit eilen. Ich möchte deshalb meine Geschichte erzählen, weil ich das multikulturelle Umfeld an der Universität Mannheim sehr schätze und hoffe, dass andere Studierende davon genauso profitieren können wie ich. Ich habe hier an der Uni viele Freunde aus verschiedenen Ländern gefunden, die auch zum Studieren in die Stadt gezogen sind. Ein Highlight war für mich auch das „International Dinner“, organisiert vom Erasmus Student Network und dem International Office, bei dem man gemeinsam Essen aus verschiedenen Ländern zubereitet. Auf der anderen Seite bin ich aber auch der Meinung, dass man automatisch Studierende aus dem Ausland kennenlernt, wenn man selbst ein Teil davon ist. Ich besuche momentan auch einige Kurse im Rahmen der europäischen Universität Engage.EU. Das macht mir sehr viel Spaß und gibt mir die Möglichkeit, mich mit Menschen aus anderen Ländern auszutauschen.

Bei deinem Job in Frankfurt liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit. Seit wann beschäftigst du dich mit diesem Thema?

Ich habe bereits an zwei Forschungs­projekten zum Thema Nachhaltigkeit mitgewirkt und meine Bachelor­thesis zum Thema Environmental Social Governance (ESG) und Mergers & Acquisitions geschrieben. Außerdem habe ich auch bei ein paar kleineren Publikationen am Nachhaltigkeits-Lehr­stuhl geholfen. Das ist ein Thema, das mich also schon länger interessiert. Bei meinem aktuellen Werkstudentenjob bei UBS bin ich für das Vermögensverwaltungs­management mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit verantwortlich. Das umfasst verschiedene Dinge, von Anlageoptionen bis hin zur Einhaltung von Richtlinien und wie wir als Bank mit unseren Aufsichtsorganen umgehen. Wir kümmern uns auch teilweise um das strategische Management der Bank, wie zum Beispiel: Was sind unsere Ziele oder Messgrößen? Wie wollen wir uns als Bank weiterentwickeln?

Inwieweit unter­scheidet sich das Leben und auch das Studium in Deutschland von Brasilien? Gibt es etwas, das du vermisst?

Ich persönlich hatte keinen großen Kulturschock, da ich ja schon während meiner Schulzeit in der Schweiz war und die kulturellen Unter­schiede der beiden Länder nicht so groß sind. Trotzdem bin ich immer wieder über die Pünktlichkeit und Ernsthaftigkeit der Deutschen erstaunt. Am meisten fehlt mir das Meer, vor allem der Wassersport, wie das Segeln. Manchmal fühle ich mich wie ein Fisch, der aus dem Wasser genommen wurde (lacht). An der Uni Mannheim fühle ich mich wirklich wohl. Ich finde es schön, dass es einen richtigen Campus gibt. Das ist etwas, was mir in meinem letzten Studium gefehlt hat. Dafür war mein Bachelor­studium praxis­orientierter, wir hatten beispielsweise mehr Gruppen­arbeiten. Hier gibt es fast nur Klausuren, was ich etwas schade finde. Generell ist das Studieren in Brasilien ungezwungener, was man schon daran bemerkt, dass wir unsere Professoren duzen oder mal zusammen einen Kaffee trinken gehen. Außerdem ist es nicht üblich, während des Studiums mehrere Praktika oder Nebenjobs zu haben.

Was sind deine Pläne nach dem MMM? Ziehst du es in Erwägung, wieder zurück nach Brasilien zu gehen?

Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall mehr Zeit für mich selbst und das Studium haben, deshalb werde ich mir eine Auszeit von der Arbeit nehmen. Nach meinem Studium möchte ich gerne weiterhin im Bankwesen arbeiten und könnte mir auch vorstellen, nochmal in ein anderes Land zu ziehen.

Interview: Pascale Tamburini / Oktober 2024