Was die gemeinsame Lobbyarbeit anbelangt, waren sich die zwölf Bündnispartner bei diesem zweiten Spitzentreffen schnell einig. „Die EU neigt dazu, besonders die Natur- und Ingenieurwissenschaften zu fördern. Wir wollen in Brüssel darauf aufmerksam machen, dass Europa auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften über eine große Kompetenz verfügt und dazu auffordern, diese besser zu nutzen“, sagt Prof. Dr. Dirk Simons, Prorektor für Internationalisierung an der Universität Mannheim. Er, Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl und EU-Forschungsreferentin Dr. Ursula Schlichter waren gemeinsam zu dem Treffen an der Central European University in Budapest angereist.
Dass sich Universitäten für ihre Anliegen auf höchster politischer Ebene einsetzen, ist in Deutschland weniger ausgeprägt als in anderen Ländern – Florenz und die französischen Universitäten Toulouse und Sciences Po in Paris haben darin bereits viel Erfahrung. „Das Netzwerk versetzt uns in die Lage, die Expertise bestimmter Institutionen für gemeinsam gesetzte Ziele zu nutzen. Wenn wir auf europäischer Ebene zusammen auftreten, hat das eine viel größere Wirkung, als wenn jeder in seinem Land allein für sich kämpft“, so Simons.
Mannheim brachte bei dem Treffen im Gegenzug seinen Erfahrungsschatz in der internationalen Ausbildung von Studierenden ein. „Um das Netzwerk mit Leben zu füllen, planen wir gemeinsame Summer Schools, die jedes Jahr bei einem anderen Bündnispartner stattfinden sollen, bilaterale Austauschabkommen zwischen sämtlichen ALEUESS-Universitäten und eine gemeinsame digitale Lehrplattform, auf der wir die bereits existierenden Online-Angebote der teilnehmenden Hochschulen bündeln“, erklärt der Prorektor. Auch hier verfügt die Universität Mannheim bereits über wertvolles Knowhow. Für die technische Umsetzung hat sich das Interdisciplinary Center Herzliya in Israel bereit erklärt. „Ich bin optimistisch, dass wir in der Lehre die ersten Schritte zeitnah umsetzen können“, so Simons weiter.
Vage sind hingegen die Ideen für den Bereich Forschung. Die Universitäten wollen in einer Art Matching-Prozess Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizieren, die große Überschneidungen in ihren Forschungstätigkeiten vorweisen: „Wir wollen Möglichkeiten bieten, dass diese Personen einander kennenlernen und so individuelle Kooperationen anstoßen.“ Darüber hinaus haben sich die Bündnispartner über den Aufbau eines Generalsekretariats verständigt, welches die gemeinsamen ALEUESS-Aktivitäten koordinieren soll. Die Universität Mannheim sei als Initiator der Allianz eine treibende Kraft. Wo das Generalsekretariat seinen Sitz haben wird, entscheiden die Bündnispartner jedoch erst im Spätsommer – dann findet das nächste Treffen in Tel Aviv statt.
Text: Nadine Diehl / April 2019