Beim Coaching setzen Schönmann und Krauter an unterschiedlichen Stellen an. Schönmann stellt zunächst viele Fragen und lässt die Coachees Ziele festlegen, die sie mit ihrer Hilfe erreichen möchten. Krauter interessiert sich zuerst für die biografische Seite, denn häufig findet er dort ein Problem, das mit dem beruflichen zusammenhängt. Wichtig ist jedoch für beide, dass sie durch Fragen anleiten und dadurch Perspektiven aufzeigen können. „Neben diesem methodischen Werkzeug finde ich es auch essenziell, dass der Coach einiges an beruflicher Erfahrung mitbringt, um Situationen richtig einzuschätzen“, sagt Krauter.
In diesem Jahr haben die beiden zum ersten Mal ABSOLVENTUM-Mitglieder gecoacht. Schönmann erfuhr von einer Alumna, dass sich diese in ihrer Abteilung nicht wertgeschätzt fühlte. „Die Männer zogen karrieremäßig an ihr vorbei“, sagt Schönmann. Sie fanden heraus, dass das Arbeitsumfeld der Alumna nicht mehr guttat. Inzwischen arbeitet diese in einer anderen Abteilung und fühlt sich dort wohler. Krauter unterstützt einen jungen Absolventen, der seit Kurzem in einem Start-up in einer höheren Position arbeitet. „Für ihn ein ungewohntes Arbeitsumfeld, aber ich kenne mich in diesem Bereich aus und kann ihn unterstützen“, ist sich Krauter sicher.
Beide Coaches kamen über Umwege zu ihrer jetzigen Profession. Krauter entschied sich kurz vor dem eigentlichen Ruhestand zu einer Coaching-Ausbildung. „Ich wollte nicht komplett aufhören, zu arbeiten und etwas Positives aus meinen beruflichen Erkenntnissen ziehen“, sagt er. Seit fast zehn Jahren coacht er nun Führungskräfte und jene, die auf dem Weg dahin sind. Anders war es bei Heike Schönmann, die seit fast vier Jahren coacht. Sie bildete sich teils über ihren früheren Arbeitgeber zum systemischen Coach aus, teils während der Selbständigkeit. „Ich möchte insbesondere die Frauen in Unternehmen intensiver unterstützen, die eine Führungsposition anstreben oder bereits innehaben und weitere Karriereziele anstreben. Da lag das Coaching nahe“, sagt sie. Bereut hat sie den Jobwechsel nicht, denn sie schätzt das Vertrauen, das ihr die Coachees entgegenbringen. Für sie und Krauter ist beim Coaching eines am wichtigsten: „Der Aha-Moment beim Coachee, wenn man merkt, man hat eine Veränderung angestoßen, ist unbezahlbar.“
Text: Luisa Gebhardt / September 2020