Ein europäischer Campus
Einen gemeinsamen ENGAGE.EU-Campus aufbauen, das ist die große Vision der 7+2 Partnerhochschulen. 35 Studierende aus ganz Europa trafen im Juli bei der ersten ENGAGE.EU-Summer School in Rom zusammen, über 500 Studierende nutzen bereits das virtuelle Angebot der Allianz, die Online Exchange Initiative (OEI). Und das Team von ENGAGED Learning hat noch einiges vor: Von interdisziplinären Modulen über ein gemeinsames Zertifikatsprogramm bis hin zu einem Joint Degree reichen die Vorhaben für die nächsten Jahre.
You are ENGAGE.EU – Du bist ENGAGE.EU! Wer den frisch gedruckten ENGAGE.EU-Flyer in der Hand hält, der soll sich angesprochen fühlen als Teil einer großen Gemeinschaft. Schweift der Blick auf dem Papier nach unten, bleibt er unweigerlich an den neun europäischen Städten hängen, deren Universitäten allesamt als Partner in der ENGAGE.EU-Allianz vereint sind. Und obwohl es von der nördlichsten Uni (Bergen in Norwegen) zur südlichsten (Barcelona in Spanien) schlappe 2.124km Luftlinie sind, so lautet eine Vision des Bündnisses: Die mehr als 100.000 Studierenden sollen künftig ganz klar wissen, dass sie auf einem gemeinsamen ENGAGE.EU Campus studieren.
Marco Rupp und Sandro Mochan haben vom ersten Entwurf bis zum fertigen Druck mitgearbeitet an dem neuen Flyer und haben ihn Anfang September bei der Einführungswoche auf dem Campus der Uni Mannheim schon eifrig unter den neuen Erstsemesterstudierenden verteilt. Beiden kommt hier eine Doppelrolle zu, denn zum einen sind sie (oder in Marco Rupps Fall waren bis vor kurzem) selbst Studenten der Uni Mannheim, zum anderen fungieren sie als Berater der Allianz und somit auch des ENGAGED Learning Teams, denn sie arbeiten als Studierendenvertreter mit im „Board of Learners“ von ENGAGE.EU. Aus je zwei Studierenden pro Partnerhochschule setzt sich das Board of Learners zusammen, bei regelmäßigen Meetings werden neue Ideen diskutiert und weiterentwickelt. Marco Rupp, der noch vor Antragsstellung im März 2020 in die Findungsprozesse von ENGAGE.EU involviert und als erster Vorsitzender des Board of Learners aktiv war, schaut gerne zurück: „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es von Beginn an geschafft haben, die Stimme der Learners – und dazu zählen wir nicht nur die Studierenden, sondern auch die Doktoranden und Alumni – mit an den Tisch zu bringen und sämtliche Prozesse aktiv mitzugestalten.“ Nun übergibt er den Staffelstab an Sandro Mochan, der das Board of Learners in einer Doppelspitze mit Tessa Chambon von der Tilburg University leiten wird. „Wir haben jetzt bereits so viele Angebote geschaffen: die Summer School, die übergreifenden Online-Kurse, Expeditionen. Der gemeinsame Campus wird mehr und mehr Realität – jetzt müssen wir das für die Studierenden greifbar machen“, definiert Sandro Mochan die nächsten Aufgaben.
An den konkreten Angeboten und deren Umsetzung tüfteln derweil im Hintergrund eine ganze Menge Köpfe. „Gemeinsam mit meiner Kollegin Kathrin Blitzke vom Akademischen Auslandsamt und Kolleginnen und Kollegen der Universitäts-IT und des Zentrums für Lehren und Lernen bin ich Teil des Teams ENGAGED Learning. Wir vertreten die Universität Mannheim in Arbeitsgruppen mit den Partneruniversitäten“, erzählt Claudius Werry, der stellvertretende Leiter des Akademischen Auslandsamts. Obendrein koordiniert Werry die Online Exchange Initiative. Dieses virtuelle Auslandsstudienangebot wurde mitten in der Pandemie aus dem Boden gestampft und gehört mittlerweile zu den erfolgreichen Vorzeigeprojekten auf dem langen Weg hin zum gemeinsamen Vorlesungsverzeichnis. „Die Partnerschaftsverträge bestanden schon, alle Unis boten sowieso gerade Online-Kurse an – warum sollten wir unseren Studis nicht ermöglichen virtuell Kurse der LUISS Universität in Rom oder der Tilburg University zu besuchen?“, erzählt Werry stolz von diesem Pilotprojekt. Schon allein im Sinne der Inklusion sei die OEI ein wichtiger Schritt, denn hier sei es all jenen möglich, eine virtuelle, interkulturelle Erfahrung machen, für die die physische nicht realisierbar sei – so zum Beispiel aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen. „Die Aufgabe von uns als ENGAGED Learning-Team ist es, die Vision vom gemeinsamen Campus mit machbaren Dingen zu füllen“, sagt Werry. Eines dieser machbaren Dinge, von denen Werry spricht, sind die Module, die jetzt ab dem Herbstsemester angeboten werden. Die Module, die die Uni Mannheim anbietet, sind für Bachelor-Studierende das Modul „Science for Future“ und für Master-Studierende „Broadening Governance Horizons“ – die interdisziplinären Kursbündel sind offen für Bewerbungen von Studierenden aller Studiengänge aller Partnerunis. Das Ziel: Die Learners in gesellschaftlich relevanten Themen auszubilden.
Spannend wird es auch für Kathrin Blitzke aus dem ENGAGED Learning Team, die seit März 2021 mit Nachdruck an der Umsetzung gemeinsamer Abschlüsse arbeitet. Von Mannheim aus wird das gemeinsame Zertifikatsprogramm koordiniert, dessen Start ins Pilotjahr jetzt mit der Bewerbungsphase im Oktober beginnt. „Digital Transformation“ lautet das Thema des Programms, zu dem die Partnerunis verschiedene virtuelle Blockkurse anbieten und den Studierenden nach Teilnahme an einem einwöchigen Summer Seminar in Mannheim ein Zertifikat verleihen. Parallel arbeitet die Arbeitsgruppe um Blitzke mit Eifer daran, dass auch bald weitere „Joint Programs“ Realität werden. „Vier Double Degrees im Bereich ‚Sustainability and Climate Change‘ sind in Planung und werden im Studienjahr 2023/
Text: Jule Leger / Oktober 2022