Sie erledigen fast alles von ihrem PC aus und sind permanent online. Sie wollen sich Lerninhalte dann aneignen, wann es am besten in den Alltag passt – denn der besteht heute nicht mehr nur aus Studieren. Sie arbeiten, engagieren sich und wollen dazu auch noch gute Noten. „Die Lebenswirklichkeit der Studierenden ist heute eine andere als noch vor einigen Jahren. Sie sind zudem heterogener geworden, kommen aus unterschiedlichen Ländern oder haben schon Familie“, sagt Melanie Klinger, Leiterin des Referats für Hochschuldidaktik. „Auf diese veränderten Bedingungen stellt sich die Universität Mannheim ein.“ Gerade digitale Lehrangebote seien besonders gut geeignet, um das Studium der neuen Lebenswelt der Studierenden anzupassen. Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung erhalten Lehrende vom Referat für Hochschuldidaktik.
„Mithilfe von Inverted Classrooms beispielsweise können Dozierende Lerninhalte in ihrer Vorlesung vertiefen und individueller auf die Lernbedürfnisse der Studierenden eingehen“, sagt Klinger. Denn die eigentlichen Inhalte werden bereits vorab in Online-Videos vermittelt, so bleibt beim Präsenztermin genügend Zeit für Fragen und Gedankenaustausch. Gefördert wird der Lerneffekt durch kurze Video-Einheiten und integrierte E-Learning-Tools, wie betreute Diskussionsforen oder Online-Quizzes. „Die Studierenden haben vor allem bei eher trockenen Themen das Gefühl, effizienter zu lernen – das zeigen uns die positiven Evaluationen der Veranstaltungen“, so Klinger. Außerdem seien insbesondere zeitlich sehr eingespannte Studierende flexibler, die Studieninhalte in ihren Alltag zu integrieren. Ein weiterer Ausbau des Lehrkonzepts sei deshalb geplant.
Auch in der Universitätsbibliothek hat man sich auf die Studierenden von heute eingestellt. „Zwei Drittel unseres Etats für Neuanschaffungen fließen inzwischen in digitale Medien. Neben den Datenbanken haben Studierende und Forschende von fast überall auf der Welt Zugriff auf mehr als 150.000 E-Books und 31.000 E-Journals“, sagt Direktorin Dr. Sabine Gehrlein. Trotz aller Digitalisierung blieben aber die persönlichen Angebote wie die Schreibworkshops, aber auch die Bibliothek als Gruppenarbeit-, Lern- und Rückzugsort weiterhin stark gefragt. „Vor zehn Jahren ging man davon aus, dass die Besucherzahlen durch die Digitalisierung langfristig zurückgehen – aber wir verzeichnen von Jahr zu Jahr mehr Besucherinnen und Besucher“, so Gehrlein. Dass vor allem die moderne Bibliotheksausstattung und die hohe Qualität der Services dazu beitragen, darauf deutet die jüngste Nutzerbefragung hin: 94 Prozent der Studierenden hatten dabei angegeben, zufrieden oder sehr zufrieden mit den Angeboten der Unibibliothek zu sein.
Um weiterhin erfolgreich sein zu können, nimmt die Universitätsbibliothek auch Kritikpunkte der Studierenden sehr ernst. „Dank Mitteln der Fachschaften und einer Aufstockung durch das Rektorat haben wir die Öffnungszeiten täglich bis 23 Uhr verlängert“, sagt Gehrlein. Zwar sei der wachsende Bedarf an Arbeitsplätzen durch die räumliche Begrenzung eine Herausforderung, aber auch hier arbeite die Bibliothek an zeitnahen Lösungen. Schon jetzt hilft ein Online-Ampelsystem Studierenden dabei, einen Arbeitsplatz zu finden, wenn der eigene Fachbereich einmal voll ist. Außerdem arbeite man gerade daran, die vorhandenen Räume noch besser zu nutzen. „Die Platzbedürfnisse der Studierenden ändern sich im Verlauf des Semesters. Vor allem am Anfang sind Gruppenarbeitsräume stark gefragt, während die Studierenden zu den Klausuren hin vermehrt Plätze für Stillarbeit benötigen.“ Auch auf diese Wünsche wolle sich die Universitätsbibliothek in Zukunft einstellen – zum Beispiel durch flexibel einsetzbares Mobiliar.
Dass der Wunsch nach persönlichem Kontakt und Beratung geblieben ist, diese Erfahrung hat auch Dr. Christian Queva gemacht, Leiter des Dezernats für Studierendenangelegenheiten. „Die große Auswahl an Studiengängen, die Informationsflut zu Beginn des Studiums – all das überfordert vor allem Erstsemester und internationale Studierende. Viele wünschen sich eine Ansprechperson, die ihnen diese neue Welt erklärt“, sagt Queva. Die Universität Mannheim setze daher anders als viele andere Unis auf das „Studienbüro- Konzept“: Von der Studienberatung über die Bewerbung bis zur Abschlussfeier haben Studierende eine Ansprechperson an der Universität, die erste Anlaufstelle bei allen Fragen innerhalb und außerhalb des Studiums ist. „Das erlaubt es uns, die Studierenden kennen zu lernen und sie individuell bei Fragen und Problemen zu beraten“, so Queva. Ein solcher Service ist nicht an jeder Uni selbstverständlich – wie Christian Queva immer wieder von Bachelor-Absolventen hört, die für ihren Master an eine andere Uni gewechselt sind. „Und auch Absolventinnen und Absolventen, die hier ihren Abschluss vor 10 oder 20 Jahren gemacht haben, staunen, wie viel sich an der Uni Mannheim inzwischen getan hat.“
So unterstützen etwa digitale Tools die Studienberater bei der Arbeit: „Sehen wir beispielsweise, dass jemand am Ende des zweiten Semesters noch keine Prüfung abgelegt hat und nicht in einer Beratung war, machen wir sie oder ihn gezielt auf die Beratungsangebote an der Universität aufmerksam“, so Queva. „Die digitalen Tools machen es da für uns einfacher, rechtzeitig zu reagieren. Und dieser Service wird auch von den Studierenden sehr gut angenommen.“ In der Testphase befindet sich gerade auch ein Studierendencockpit, das Prüfungs- und Studienportale sowie Beratungsangebote und Ansprechpersonen online bündeln soll. „Neben der persönlichen Beratung ist es vielen Studierenden wichtig, Informationen zum Studium digital und kompakt an einem Ort nachschlagen zu können“, so Queva. Ein weiterer Ausbau der digitalen Angebote soll deswegen folgen, eine Verzahnung von digitalen und persönlichen Services werde weiterhin immer wichtiger. „Dass uns das bisher gut gelungen ist, zeigen die Befragungen unserer Absolventinnen und Absolventen, die uns regelmäßig Bestnoten ausstellen.“
Text: Linda Schädler / Oktober 2018
Richtigstellung:
Im Artikel „Studieren wie Könige“, erschienen in der FORUM-Ausgabe 2/