Studieren wie Könige

Das CHE-Hochschul­ranking, internationale Bibliotheksrankings und hochschul­eigene Absolventenbefragungen zeigen: Nicht nur in der Forschung gehört die Universität Mannheim deutschland­weit zur Spitzen­gruppe. Auch in der Lehre und bei den Studierenden­services schneidet sie besser ab als viele andere Universitäten. Ihr Erfolgsgeheimnis: An der Universität Mannheim sind die Studierenden König – und die haben heute andere Erwartungen an ein Studium als noch vor zehn Jahren.

Sie erledigen fast alles von ihrem PC aus und sind permanent online. Sie wollen sich Lerninhalte dann aneignen, wann es am besten in den Alltag passt – denn der besteht heute nicht mehr nur aus Studieren. Sie arbeiten, engagieren sich und wollen dazu auch noch gute Noten. „Die Lebens­wirklichkeit der Studierenden ist heute eine andere als noch vor einigen Jahren. Sie sind zudem heterogener geworden, kommen aus unterschiedlichen Ländern oder haben schon Familie“, sagt Melanie Klinger, Leiterin des Referats für Hochschul­didaktik. „Auf diese veränderten Bedingungen stellt sich die Universität Mannheim ein.“ Gerade digitale Lehr­angebote seien besonders gut geeignet, um das Studium der neuen Lebens­welt der Studierenden anzupassen. Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung erhalten Lehr­ende vom Referat für Hochschul­didaktik.

„Mithilfe von Inverted Classrooms beispielsweise können Dozierende Lerninhalte in ihrer Vorlesung vertiefen und individueller auf die Lernbedürfnisse der Studierenden eingehen“, sagt Klinger. Denn die eigentlichen Inhalte werden bereits vorab in Online-Videos vermittelt, so bleibt beim Präsenztermin genügend Zeit für Fragen und Gedankenaustausch. Gefördert wird der Lerneffekt durch kurze Video-Einheiten und integrierte E-Learning-Tools, wie betreute Diskussionsforen oder Online-Quizzes. „Die Studierenden haben vor allem bei eher trockenen Themen das Gefühl, effizienter zu lernen – das zeigen uns die positiven Evaluationen der Veranstaltungen“, so Klinger. Außerdem seien insbesondere zeitlich sehr eingespannte Studierende flexibler, die Studien­inhalte in ihren Alltag zu integrieren. Ein weiterer Ausbau des Lehr­konzepts sei deshalb geplant.

Auch in der Universitäts­bibliothek hat man sich auf die Studierenden von heute eingestellt. „Zwei Drittel unseres Etats für Neuanschaffungen fließen inzwischen in digitale Medien. Neben den Datenbanken haben Studierende und Forschende von fast überall auf der Welt Zugriff auf mehr als 150.000 E-Books und 31.000 E-Journals“, sagt Direktorin Dr. Sabine Gehrlein. Trotz aller Digitalisierung blieben aber die persönlichen Angebote wie die Schreibworkshops, aber auch die Bibliothek als Gruppen­arbeit-, Lern- und Rückzugsort weiterhin stark gefragt. „Vor zehn Jahren ging man davon aus, dass die Besucherzahlen durch die Digitalisierung langfristig zurückgehen – aber wir verzeichnen von Jahr zu Jahr mehr Besucherinnen und Besucher“, so Gehrlein. Dass vor allem die moderne Bibliotheksausstattung und die hohe Qualität der Services dazu beitragen, darauf deutet die jüngste Nutzerbefragung hin: 94 Prozent der Studierenden hatten dabei angegeben, zufrieden oder sehr zufrieden mit den Angeboten der Unibibliothek zu sein.

Um weiterhin erfolgreich sein zu können, nimmt die Universitäts­bibliothek auch Kritikpunkte der Studierenden sehr ernst. „Dank Mitteln der Fach­schaften und einer Aufstockung durch das Rektorat haben wir die Öffnungs­zeiten täglich bis 23 Uhr verlängert“, sagt Gehrlein. Zwar sei der wachsende Bedarf an Arbeits­plätzen durch die räumliche Begrenzung eine Herausforderung, aber auch hier arbeite die Bibliothek an zeitnahen Lösungen. Schon jetzt hilft ein Online-Ampel­system Studierenden dabei, einen Arbeits­platz zu finden, wenn der eigene Fach­bereich einmal voll ist. Außerdem arbeite man gerade daran, die vorhandenen Räume noch besser zu nutzen. „Die Platz­bedürfnisse der Studierenden ändern sich im Verlauf des Semesters. Vor allem am Anfang sind Gruppen­arbeits­räume stark gefragt, während die Studierenden zu den Klausuren hin vermehrt Plätze für Stillarbeit benötigen.“ Auch auf diese Wünsche wolle sich die Universitäts­bibliothek in Zukunft einstellen – zum Beispiel durch flexibel einsetzbares Mobiliar.

Dass der Wunsch nach persönlichem Kontakt und Beratung geblieben ist, diese Erfahrung hat auch Dr. Christian Queva gemacht, Leiter des Dezernats für Studierenden­angelegenheiten. „Die große Auswahl an Studien­gängen, die Informations­flut zu Beginn des Studiums – all das überfordert vor allem Erstsemester und internationale Studierende. Viele wünschen sich eine Ansprechperson, die ihnen diese neue Welt erklärt“, sagt Queva. Die Universität Mannheim setze daher anders als viele andere Unis auf das „Studien­büro- Konzept“: Von der Studien­beratung über die Bewerbung bis zur Abschlussfeier haben Studierende eine Ansprechperson an der Universität, die erste Anlaufstelle bei allen Fragen innerhalb und außerhalb des Studiums ist. „Das erlaubt es uns, die Studierenden kennen zu lernen und sie individuell bei Fragen und Problemen zu beraten“, so Queva. Ein solcher Service ist nicht an jeder Uni selbstverständlich – wie Christian Queva immer wieder von Bachelor-Absolventen hört, die für ihren Master an eine andere Uni gewechselt sind. „Und auch Absolventinnen und Absolventen, die hier ihren Abschluss vor 10 oder 20 Jahren gemacht haben, staunen, wie viel sich an der Uni Mannheim inzwischen getan hat.“

So unterstützen etwa digitale Tools die Studien­berater bei der Arbeit: „Sehen wir beispielsweise, dass jemand am Ende des zweiten Semesters noch keine Prüfung abgelegt hat und nicht in einer Beratung war, machen wir sie oder ihn gezielt auf die Beratungs­angebote an der Universität aufmerksam“, so Queva. „Die digitalen Tools machen es da für uns einfacher, rechtzeitig zu reagieren. Und dieser Service wird auch von den Studierenden sehr gut angenommen.“ In der Test­phase befindet sich gerade auch ein Studierenden­cockpit, das Prüfungs- und Studien­portale sowie Beratungs­angebote und Ansprechpersonen online bündeln soll. „Neben der persönlichen Beratung ist es vielen Studierenden wichtig, Informationen zum Studium digital und kompakt an einem Ort nachschlagen zu können“, so Queva. Ein weiterer Ausbau der digitalen Angebote soll deswegen folgen, eine Verzahnung von digitalen und persönlichen Services werde weiterhin immer wichtiger. „Dass uns das bisher gut gelungen ist, zeigen die Befragungen unserer Absolventinnen und Absolventen, die uns regelmäßig Bestnoten ausstellen.“

Text: Linda Schädler / Oktober 2018


Richtigstellung:
Im Artikel „Studieren wie Könige“, erschienen in der FORUM-Ausgabe 2/2018, wurde ein Zitat von Dr. Sabine Gehrlein veröffentlicht: „Dank Mitteln der Fach­schaften und einer Aufstockung durch das Rektorat haben wir die Öffnungs­zeiten täglich bis 23 Uhr verlängert“. Das Zitat wird in seiner Kürze der Komplexität des Sachverhalts nicht gerecht. Die verlängerten Bibliotheksöffnungs­zeiten werden zur einen Hälfte vom Rektorat und Universitäts­bibliothek, zu anderen Hälfte durch studentische Qualitätssicherungs­mittel (QSM) finanz­iert. Über die Verteilung dieser Landes­mittel wird von einem QSM-Gremium entschieden, das zur einen Hälfte aus Vertreterinnen und Vertretern der Fach­schaften, zur anderen Hälfte aus Vertreterinnen und Vertretern der Hochschul­gruppen, die vom Studierenden­parlament gewählt wurden, besteht. Die Bereitstellung der Gelder geht zudem maßgeblich auf die Unterstützung des AStA zurück. (RED / 23. Oktober 2018)