Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

GBP-Monitor Oktober: One-Stop-Shop-Portal schafft Wachstumsimpulse durch Bürokratieabbau

Die aktuelle Umfrage des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim zeigt: Das One-Stop-Shop-Portal (OSS) entlastet Unter­nehmen in Deutschland nicht nur bei der Erfüllung ihrer umsatzsteuerlichen Pflichten im EU-Binnen­markt, sondern setzt auch reale Wachstumsimpulse. 15,6 Prozent der aktiven Nutzer*innen liefern ihre Produkte infolge der Vereinfach­ung in zusätzliche EU-Mitgliedstaaten. 4,4 Prozent steigerten sogar bereits ihren Umsatz im EU-Ausland. Gleich­zeitig gaben rund 38 Prozent der exportierenden Betriebe an, das Portal noch gar nicht zu kennen – hier liegt ein Potenzial für weiteres Wachstum.

Pressemitteilung vom 30. Oktober 2025
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Für viele Unter­nehmen in Deutschland war das Umsatzsteuer-Reporting innerhalb der EU bislang ein bürokratischer Kraftakt: Wer in mehrere Mitgliedstaaten an Endkunden verkaufte, musste sich in jedem dieser Länder steuerlich registrieren und Umsatzsteuer­erklärungen abgeben. Unter­schiedliche Sprachen und länder­spezifische Meldevorgaben machten die Abwicklung aufwendig und fehleranfällig. Das One-Stop-Shop-Portal (OSS), das 2021 eingeführt wurde, sollte diesen Prozess deutlich vereinfachen: Unter­nehmen können ihre grenzüberschreitenden Umsätze im Endkunden­bereich gebündelt über das Portal melden. Die Steuern werden automatisch an die jeweiligen Länder weitergeleitet.

Entlastung für Unter­nehmen
Eine neue Umfrage des German Business Panel bestätigt nun: Das OSS-Portal ermöglicht erfolgreichen Bürokratieabbau durch Digitalisierung. Rund 58 Prozent der befragten Unter­nehmen berichten von spürbarer Entlastung – insbesondere durch einheitliche Berichtsvorgaben (79 Prozent) und die zentrale Abgabe der Umsatzsteuer­erklärung in deutscher Sprache (37 Prozent). Mehr noch: 15,6 Prozent der Unter­nehmen, die das Portal aktiv nutzen, gaben sogar an, dank der vereinfach­ten Abwicklung ihre Produkte nun in zusätzliche EU-Mitgliedstaaten zu liefern. 4,4 Prozent steigerten dadurch sogar bereits ihren Umsatz im EU-Ausland.

„Auch wenn diese Werte auf den ersten Blick gering erscheinen mögen, verdeutlichen sie, dass simple Maßnahmen zur Bürokratieentlastung reale Wachstumsimpulse entfalten können“, so GBP-Projektleiter Prof. Dr. Philipp Dörrenberg. „Besonders kleine und mittlere Unter­nehmen dürften von solchen Vereinfach­ungen profitieren, da sie im Vergleich zu größeren Betrieben stärker unter der administrativen Last grenzüberschreitender Steuerpflichten leiden.“

Bekanntheit noch gering – OSS-Portal birgt Wachstumspotenzial
Trotz der klaren Vorteile wird das Portal allerdings noch nicht flächendeckend genutzt. Fast 38 Prozent der exportierenden Unter­nehmen kennen das Portal bisher nicht. Andere Unter­nehmen nutzen es aktuell noch nicht, weil sie unter der Umsatzschwelle von 10.000 Euro liegen oder ihre bisherigen Verfahren gut funktionieren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine stärkere Bekanntmachung und Nutzung des OSS-Portals dazu beitragen könnte, bislang ungenutzte Wachstumspotenziale im europäischen Binnen­markt zu erschließen“, so Dörrenberg.

Den „GBP-Monitor: Unter­nehmens­trends im Oktober 2025“ finden Sie hier: https://www.accounting-for-transparency.de/wp-content/uploads/2025/10/gbp_monitor_okt_2025.pdf 

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unter­nehmen zur Unter­nehmens­lage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitions­änderungen, 2) unter­nehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Schließungs­rate in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafspolitik. Zudem wird alle drei Monate zu besonders aktuellen Fragen berichtet. 

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Trans­parency“ (www.accounting-for-trans­parency.de). Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Trans­parency“ startete im Juli 2019. Im Mai 2023 beschloss die Deutsche Forschungs­gemeinschaft (DFG), den SFB um zunächst weitere vier Jahre zu verlängern. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind über 100 Wissenschaft­ler*innen von acht Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forschende von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt School of Finance & Management, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover. Die Forschenden unter­suchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Trans­parenz von Unter­nehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unter­nehmens­trans­parenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 18 Millionen Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Philipp Dörrenberg
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1719
E-Mail: doerrenbergmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de