„Das Feuer, etwas Neues auszuprobieren, ist auf mich übergesprungen“

Hanna Motuzenko kommt aus der ukrainischen Stadt Donetsk und hat lange Zeit in Kiew gelebt. Nach dem Abitur hat sich die damals 17-Jährige ganz spontan entschieden, in Deutschland zu studieren. Hanna studiert mittlerweile im zweiten Semester Volkswirtschafts­lehre an der Universität Mannheim. In ihrer myUniMA story erzählt sie nicht nur, wie sie plötzlich auf die Idee kam, in Mannheim zu studieren, sondern auch von ihrem Engagement bei der Studierenden­initiative AIESEC.

Warum hast du dich entschieden, in Deutschland zu studieren?

Es war eine spontane Entscheidung. Vielleicht könnte man auch sagen, dass es Schicksal war. Im Gegensatz zu vielen anderen internationalen Studierenden war es kein lang gehegter Traum von mir, im Ausland zu studieren. Erst gegen Ende meiner Schulzeit habe ich angefangen, Deutsch zu lernen, noch ganz ohne Hintergedanken. Dann habe ich plötzlich immer wieder Leute getroffen, die mir von Deutschland und verschiedenen Studien­möglichkeiten erzählt haben. Vor allem eine Freundin von mir, die ich auch erst am Ende meiner Schulzeit kennengelernt habe, hat mich inspiriert. Sie hat mir von ihrem eigenen Traum erzählt, nach Deutschland zu gehen. Das Feuer, etwas Neues auszuprobieren, ist dann auf mich übergesprungen. Von diesem Zeitpunkt an hatte ich auch den Wunsch, in Deutschland zu studieren. Ich wollte nach der Schule meine Komfortzone verlassen und mich weiterentwickeln. Außerdem war ich mir bewusst, dass ein Studium in Deutschland mir ganz andere Möglichkeiten eröffnen kann als ein Studium in der Ukraine.

Wie bist du auf die Universität Mannheim aufmerksam geworden?

Der Ruf der Uni hat für mich wie für viele eine große Rolle gespielt. Anfangs wollte ich mich aber nicht in Mannheim bewerben. Ich dachte, die Uni ist zu gut für mich, und ich habe nicht daran geglaubt, dass ich einen Studien­platz bekomme. Auch vor dem Motivations­schreiben hatte ich Respekt. Aber im letzten Moment habe ich dann doch die Bewerbung geschrieben und abgeschickt. Dann kam die Zusage und mir war klar, dass ich nicht mehr auf die Rückmeldungen der anderen Universitäten warte, sondern nach Mannheim gehe.

Du hast uns erzählt, dass das Studium in Deutschland dich positiv verändert hat und du deine Meinung zu vielen Dingen geändert hast. Was meinst du damit?

Vor allem hat sich meine Einstellung zum Studium selbst geändert. In Deutschland habe ich verstanden, wie wichtig Bildung für mich und meine Entwicklung ist. In der Schule war ich eine normale Schülerin. Mir war nicht klar, wie wichtig es ist, etwas zu lernen. Ich freue mich heute, wenn ich eine neue Formel verstanden habe und die Welt wieder ein bisschen klarer geworden ist. Internationalität ist auch etwas, das ich extrem zu schätzen gelernt habe. Es ist so spannend, auf Menschen aus verschiedenen Kulturen zu treffen und selbst etwas Neues kennenzulernen. Schon im Studien­kolleg in Hannover, das ich zur Vorbereitung auf mein Studium besucht habe, bin ich auf viele internationale Studierende getroffen und das Zusammenleben hat mir sehr gefallen.

Was gefällt dir an Mannheim?

Das Schloss. Generell mag ich mein Studium und die Uni wirklich sehr. Am Anfang habe ich allerdings ein bisschen Zeit gebraucht, um mich einzugewöhnen. Alles war neu – die Wohnung, das Studentenleben und die Freund*innen. Mittlerweile ist Mannheim mein Lebens­mittelpunkt und zweites Zuhause geworden. Außerdem mag ich es, dass Mannheim nicht so groß ist. Du bist schnell in anderen Stadtteilen. Man kann immer etwas erleben, aber es ist nicht zu viel. So kann ich mich auch gut auf mein Studium konzentrieren.

Warum engagierst du dich bei der Studierenden­initiative AIESEC?

Ich bin bereits am Studien­kolleg auf AIESEC aufmerksam geworden. Mir gefällt die Idee hinter der Initiative. AIESEC gibt Studierenden die Möglichkeit, als freiwillige Helfer in verschiedenen Ländern zu arbeiten. Dadurch hat man nicht nur die Chance, viele Kulturen kennenzulernen, sondern auch anderen Leuten zu helfen. Da ich gerne reise und später in einem internationalen Umfeld arbeiten möchte, ist AIESEC genau das Richtige für mich.  Seit dem ersten Semester helfe ich im Finanz­bereich der Initiative und kann schon ein paar praktische Erfahrungen neben dem Studium sammeln.  Ich möchte auch bald selbst am Programm teilnehmen. Ob es nach Afrika, Südamerika oder Asien geht, spielt für mich keine Rolle. Aber ich würde gerne als Freiwillige an einer Schule arbeiten. Ausbildung ist sehr wichtig, das habe ich in Deutschland verstanden. Es ist sehr schade, dass nicht jeder die Chance auf gute Bildung hat. Ich würde deshalb sehr gerne etwas von dem zurückgeben, was ich gelernt habe.

Engagierst du dich noch in weiteren Initiativen?

Ja, ich war auch ein Semester bei ATG, der anglistischen Theater­gruppe. Schon in der Ukraine wollte ich mich als Schauspielerin ausprobieren. Bei ATG konnte ich erste Eindrücke sammeln und außerdem noch mein Englisch verbessern. Leider hat mir die Zeit gefehlt, um weiter mitzumachen, aber trotzdem war es eine sehr tolle Erfahrung für mich.

Text: Sina Buschhold / Mai 2017