Bolivianischer Absolvent erhält den DAAD-Preis

Der diesjährige Preisträger des DAAD-Preises ist Miguel Arduz aus Bolivien. Die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jedes Jahr an internationale Vollzeit­studierende der Universität Mannheim vergeben, die neben hervorragenden akademischen Leistungen auch sozial stark engagiert sind.

Seit seinem neunten Lebens­jahr gehört für Miguel Arduz die deutsche Sprache zum Alltag. Er besuchte in La Paz, der Hauptstadt Boliviens, die Deutsche Schule und lernte mehrere Stunden pro Woche Deutsch. „Ich habe so viel Zeit mit dieser Sprache verbracht, da lag der Gedanke nahe, in Deutschland zu studieren. Die Universitäten haben auch einen sehr guten Ruf“, sagt Miguel Arduz. Bevor er sich bewerben konnte, besuchte er ein Jahr lang ein Studien­kolleg in München, um sein Abitur zu machen.

Das Studien­fach Wirtschafts­informatik stand für ihn fest, schwieriger war die Frage nach der Universität. Er schaute sich Rankings an und entschied sich für Mannheim, dort hatte schon seine Schwester studiert und er war ein paar Mal zu Besuch gewesen: „Ich dachte mir, wenn meine Schwester dort eine gute Zeit hatte, dann muss es gut sein und wird mir auch gefallen.“

Über die Studien­zeit gerät Arduz ins Schwärmen: „Wenn mich Freunde in Mannheim besuchten, waren sie ganz erstaunt, wie häufig ich Bekannte auf der Bismarckstraße oder auf den Fluren im Schloss treffe. Das schätze ich an der Universität – die familiäre Atmosphäre. Und natürlich das Studium in einem Schloss“, sagt Arduz. Bereichernd findet er auch den Initiativen­markt, denn in Bolivien hätte er sich umständlich über soziale Projekte informieren müssen. „In Mannheim war es ganz einfach, sich sozial zu engagieren. Meine Mutter sagt auch immer, dass ich schon als Kind auf Leute aufgepasst habe, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden.“

Am Anfang des Studiums entdeckte Arduz die Initiative IDEiAs und wurde für zwei Jahre Mitglied. Er half, den kulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und Deutschland zu fördern. Einen Sommer lang unterstützte er auch das Akademische Auslands­amt und betreute internationale Studierende. Im Master probierte er dann etwas Neues aus und schloss sich der „Studenten­initiative für Kinder“ an. Zusammen mit Kommilitonen organisierte Arduz Nachhilfe für Kinder, die sozial oder ökonomisch benachteiligt sind und gab auch selbst einem kleinen Jungen Nachhilfe.

Im Frühjahr beendete der 26-Jährige sein Master­studium an der Universität Mannheim und fing danach bei ThoughtWorks, eine Techfirma in Hamburg, als Software-Berater an. Das Unternehmen kam auf ihn zu, schrieb ihn bei LinkedIn an. Er entschied sich für die Stelle, denn der Arbeitgeber engagiert sich im sozialen Bereich, ein wichtiges Kriterium für Arduz. Schon bei den Vorstellungs­gesprächen gefiel ihm die Internationalität der Mitarbeiter. „Und alle waren zum Beispiel auch sehr offen, als es um die Teilnahme bei der Fridays for Future Demonstration im September ging. Unser Event Space stand Gruppen zur Vorbereitung auf die Demonstration zur Verfügung“, zeigt sich Arduz mit seiner Entscheidung zufrieden.

Den DAAD-Preis bekommt Miguel Arduz neben seinen exzellenten Notenleistungen für sein langjähriges gesellschaft­liches Engagement inner- und außerhalb der Universität. „Uns erfüllt es mit Stolz, Studierende wie ihn auf seinem Weg begleiten zu können. Er ist das Paradebeispiel für gelungene Integration“, sagt Angela Dörflinger vom Akademischen Auslands­amt. Die Nachricht, dass er den Preis gewonnen hat, erreicht Arduz in Indien. „Ich konnte erst gar nicht glauben, dass ich einen Preis gewonnen habe. Ich habe es während der Arbeit erfahren und habe mich riesig gefreut“, sagt Arduz.

Text: Luisa Gebhardt / Oktober 2019