Mannheimer Historiker schreibt wirtschaftshistorischen Bestseller

Der Begriff des „Ehrbaren Kaufmanns“ erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance in Wirtschaftskreisen. Industrie- und Handelskammern berufen sich ebenso sehr auf ihn wie Unternehmensberatungen und die Politik. 2017 wurde er als Leitbild in den „Deutschen Corporate Governance Codex“ aufgenommen. „Mit diesem stark historisch-fundierten Leitbild reagiert die Wirtschaftswelt auf einen fortschreitenden Vertrauensverlust und will eine Werterenaissance einläuten. Das sind gute Signale“, sagt Professor Kümper. Er warnt aber auch vor „ökonomischem Kitsch“. Wer sich damit zufrieden gebe, sich auf eine Reihe allgemeiner Tugenden zu berufen, ohne an die Implementation und Überprüfung solcher Tugendkataloge zu denken, löse das Problem nicht. Gerade deshalb könne die Hanse, die Vertrauens- und Complianceprobleme durch netzwerkbasierte Institutionen löste, auch heute noch anregend für das Nachdenken über globalisierte Handelswelten sein, so Kümper.
In seinem Buch erzählt Professor Kümper die Geschichte einer erfolgreichen Kooperation zwischen niederdeutschen Kaufleuten, die in ganz Europa Handel trieben, und den Städten, aus denen sie stammten. Diese Hanseaten sind es, die immer wieder als historische Folie für das Leitbild des „Ehrbaren Kaufmanns“ herangezogen werden. Der Historiker blickt im Buch hinter solche Romantisierungen, zeigt aber auch, dass man viel von der Hanse lernen kann. Das Buch bespricht die Vorteile von Ameisenhandel und Netzwerkökonomie, die Stärken der Nachwuchspolitik hansischer Unternehmen und den produktiven Zusammenschluss von Kaufleuten und Politik zur Senkung von Transaktionskosten. Außerdem erfahren Leserinnen und Leser, wie der hansische Handel mit der chinesischen Politik der Neuen Seidenstraße zusammenhängt.
Zur Verlagswebsite: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/der-traum-vom-ehrbaren-kaufmann-9783549076491.html
Zur Person
Prof. Dr. Hiram Kümper hat seit 2013 den Lehrstuhl für Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit am Historischen Institut der Universität Mannheim inne, seit 2019 als Carl-Theodor-Stiftungsprofessor.