„Mein Ziel war es, Management zu studieren, jetzt bin ich hier, um mehr zu entdecken.”

Kian Farahza stammt aus Yazd, einer historischen Stadt inmitten der iranischen Wüste. Seine frühe Leidenschaft für Geistes­wissenschaften und die Mathematik veranlassten den 25-Jährigen, einen Bachelor in Wirtschafts­wissenschaften und anschließend einen Master in Finanz­wirtschaft in Teheran zu absolvieren. Während seiner Master­thesis traf er die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen und studiert nun den Mannheim Master in Management (MMM). In seiner myUniMA story erzählt uns Kian, auf welche Herausforderungen er auf seinem Weg bei der Bewerbung an der Universität gestoßen ist und was er an dem Programm besonders schätzt.

Du hast bereits einen Master in Finanz­wirtschaft. Warum hast du dich dazu entschieden, den Mannheim Master in Management (MMM) an der Universität Mannheim zu beginnen?

Für mich war es vor allem der praktische Aspekt des Studien­programms, der mein Interesse für einen weiteren Master im Ausland geweckt hat. Mein vorangegangenes Studium in Finanz­wirtschaft war sehr theorielastig, weswegen ich mich entschlossen habe, meine Erfahrungen durch Kurse in Management zu erweitern. Die Universität Mannheim kannte ich dabei bereits durch die Berichte von Freund*innen, die den Master studierten, sowie von einem Kontakt zu zwei Lehr­stühlen. Da ich mich sehr für ihre Paper und Forschungs­schwerpunkte interessierte, nahm ich während meiner Arbeit an der Master­abeit im Iran Kontakt mit dem Lehr­stuhl auf. Dort gab man mir den Rat, mich für das Studien­programm zu bewerben und nach Mannheim zu kommen, wo ich die Möglichkeit hätte, eine Promotion am Lehr­stuhl fortzusetzen. Dieser Rat war letztendlich mein Hauptanreiz, nach Deutschland zu kommen. Ich war begeistert von dem, was sie taten, und ich wusste, dass es das war, was ich auch in Zukunft machen wollte. Der Mannheim Master in Management war daher meine erste Wahl. Er bietet eine große Vielfalt an Kursen, sodass man zwischen vielen Optionen wählen kann und es nicht nur um reines Management geht. Ich kann mich zum Beispiel auf praxis­orientiertere Kurse im Bereich Finanzen konzentrieren und andere Bereiche wie Informations­systeme erkunden. Bis ich nach Deutschland kam, hatte ich darüber gar kein Wissen, jetzt finde ich das sogar sehr spannend. Mein ursprüngliches Ziel war es, Management zu studieren, jetzt bin ich hier, um mehr zu entdecken. Das Schlüsselargument war jedoch die praktische Ausrichtung des Programms. Die Kurse haben viel Bezug zur Industrie, zu Unternehmen, zum realen Management und nicht nur zum Lehr­buch­unterricht.

Wie war es für dich, nach Deutschland zu kommen und gab es Herausforderungen von der Bewerbung bis zum Start an der Uni Mannheim?

Ich habe mich erst kurz vor Ablauf der Bewerbungs­frist entschlossen, mich für den Studien­gang zu bewerben. Deshalb war es eine sehr intensive Zeit, in der alles auf einmal auf mich zukam. Das Gute war, ich hatte noch nicht einmal Zeit, den Stress auszuleben: Ich musste ein Visum beantragen, meine Master­arbeit verteidigen, meine Sachen packen und mich auf ein neues Leben vorbereiten – und das alles innerhalb von 50 Tagen. Ich war so sehr damit beschäftigt, alle administrativen Angelegenheiten zu erledigen, dass ich am Ende nicht einmal mehr Zeit hatte, mich von einigen meiner Familien­mitglieder zu verabschieden. Auf dem Flug nach Deutschland habe ich das erste Mal meine Entscheidung reflektiert. Und dann hat mich die Realität getroffen, dass ich tatsächlich gerade in einem Flugzeug sitze und es so schnell keinen Weg zurück gibt. Zum Glück, würde ich jetzt sagen, denn ich habe meinen Weg nach Mannheim einfach fortgesetzt und studiere nun meinen Wunsch­studien­gang!

Rückblickend würde ich sagen, dass es riskant war, meinen Umzug in so kurzer Zeit zu bewältigen und all diese Herausforderungen zu meistern. Aber ich war fest entschlossen, es zu wagen und freute mich auf die Gelegenheit, ins Ausland zu gehen und mein Leben in Mannheim zu beginnen.

Welche Erfahrungen hast du mit Deutschland im Allgemeinen und speziell Mannheim gemacht?

Ich war noch nie zuvor in Deutschland. Zu Beginn des Programms bin ich daher viel in Deutschland herumgereist und habe in den letzten Monaten etwa zwölf Städte besucht. In jeder Stadt habe ich etwas Neues über die deutsche Kultur und Gesellschaft erfahren und gelernt. Die Unterschiede zwischen den Städten sind erheblich! Man kann so viel Neues über die einzelnen Kulturen, die Traditionen oder die Lebens­weise der Menschen in jeder Stadt lernen. Der Iran ist ein multiethnischer Staat mit verschiedenen Kulturen und Sprachen. Ich dachte, in Deutschland gibt es nur eine ethnische Gruppe, was aber gar nicht stimmt. Es kommen so viele unterschiedliche Kulturen zusammen und noch dazu regionale Unterschiede. Das war eine der Erfahrungen, die ich gemacht habe, als ich nach Deutschland kam. Diese Vielfalt der Gesellschaft und der Kulturen findet sich auch in Mannheim: Es gibt eine Vielzahl von Konzerten, Theatern, Festivals, Bars und Partys. Diese Vielfalt und Diversität ist mir auch im akademischen Bereich aufgefallen. Die Studien­gänge in Deutschland, besonders hier in Mannheim, sind interdisziplinärer. Die Inhalte sind, anders als im Iran, nicht auf die einer Fakultät beschränkt. Vielmehr werden Module aus anderen Fakultäten miteinander verbunden und in den Studien­gang integriert.

Dein Ziel ist es, nach deinem Abschluss im Mannheim Master in Management zu promovieren. Was motiviert dich dazu, dein Studium fortzusetzen?

Wissenschaft­liche Er­kenntnisse faszinieren mich, daher drängt es mich in Richtung Lehre und Forschung. Meine Faszination für die Forschung hängt dabei vor allem mit dem Aspekt zusammen, dass ich nicht nur etwas für mich selbst tue, sondern zudem hoffe, relevante Probleme in der Welt zu lösen. Dabei sehe ich Forschung als eine Kunst der Schöpfung an, die den Einsatz des eigenen Wissens, der geistigen Fähigkeiten und von Kreativität voraussetzt, um eine neue wissenschaft­liche Welt zu schaffen. Im Iran habe ich außerdem Schüler*innen in der High School und Studierende als wissenschaft­licher Mitarbeiter an der Nationalen Universität und Sharif Universität unterrichtet. Diese Erfahrung hat meine Leidenschaft für das Lehren geweckt. Ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich mein Wissen über ein Thema an andere weitergebe, selbst versierter und kompetenter in diesem Themen­bereich werde. Für mich ist das eine der besten Arten zu lernen. Ich übernehme Verantwortung für das, was ich sage und diese Verantwortung hilft mir, genauer zu sein und mein Wissen zu vertiefen. Ich schätze und mag es außerdem sehr, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, neue Freundschaften und langfristige Netzwerke zu knüpfen, sowohl persönlich als auch beruflich.

Was lässt dich als Ausgleich zum Studium die Zeit vergessen?

Ich reise viel, außerdem spiele ich drei Instrumente: Klavier, Flöte und ein persisches Instrument namens Setar. Das ist traditionelle persische Musik, eine ganz andere Art von Musik als die klassisch westliche, die hier gehört wird. Neben der Musik treibe ich gerne Sport, zum Beispiel Laufen oder Yoga. Manchmal widme ich mich auch der Kalligraphie.

Hast du einen Rat, den du anderen internationalen Studierenden geben möchtest, die in Mannheim oder allgemein in Deutschland studieren möchten?

Recherchiert viel, taucht tief ein in die Studien­gänge und informiert euch über die Details. Dabei ist es meiner Meinung nach wichtig, nicht nur die Rankings im Blick zu haben, sondern die Modulhandbücher durchzugehen und herauszufinden, ob die Inhalte gefallen und ob sie mit den eigenen Interessen und Perspektiven übereinstimmen. Außerdem solltet ihr euch vor der Bewerbung selbst fragen, ob ihr eine aufgeschlossene Person seid, die gerne neue internationale Kontakte knüpft. Das findet ihr gut heraus, indem ihr vor einem Studium im Ausland internationale Erfahrung sammelt wie z.B. in einem Auslands­semester. Ich selbst habe ein Online Austauschsemester in Großbritannien gemacht und einige Kurse an meiner Universität und anderen US-Universitäten belegt. Du musst keine Landes­grenze überqueren, auch Seminare und informelle Veranstaltungen geben einen guten Eindruck davon, was an einer Universität vor sich geht und ob man sich vorstellen könnte, dort zu studieren. Durch diese Erfahrungen ist mir klar geworden, dass ein Master­studium im Ausland etwas ist, das ich gerne realisieren möchte.

Text: Kathleen Entz / Dezember 2022