Schon seit der 2. Klasse habe ich Deutsch in der Schule gelernt. Zuerst lediglich als Fach wie jedes andere auch, aber ab der 7. Klasse habe ich dann eine deutschsprachige Schule besucht. So habe ich auch bei meinem Abschluss zwei Zeugnisse bekommen: das estnische und ein deutsches Abiturzeugnis. Für mich war eigentlich schon seit der 9. Klasse klar, dass ich auf jeden Fall versuchen möchte, für meinen Bachelor nach Deutschland zu gehen – einfach, weil ich diese besondere Gelegenheit nutzen wollte und mir sicher war, dass ich viele tolle Erfahrungen machen würde. Außerdem sind in Deutschland die Universitäten besser als in Estland und ich kann jederzeit zurückkehren. Denn in meinem Heimatland stehen mir immer alle Türen offen.
Ich habe zwischen VWL und Politikwissenschaft bzw. International Relations geschwankt, habe mich dann aber für VWL entschieden. Zahlen und Mathematik fand ich schon immer interessant. Inzwischen bin im dritten Studienjahr und kann sagen, dass meine Entscheidung für VWL auf jeden Fall die richtige war. Ich genieße das Studium sehr und mir gefällt jede einzelne Veranstaltung. Alles, was ich dabei lerne, ist nicht nur für meine Zukunft sehr nützlich, sondern auch wirklich spannend. Mich fasziniert es zum Beispiel, weltweite Netzwerke und die wirtschaftlichen Verflechtungen verschiedener Länder zu verstehen.
Es ist kein Geheimnis, wie gut die Uni Mannheim vor allem in Wirtschaftsfächern in den Rankings abschneidet. Gerade wenn ich höre, was meine Freund*innen aus anderen Ländern und von anderen Universitäten so erzählen, weiß ich: Die Uni Mannheim ist in jeder Hinsicht einfach top. Die Studieninhalte werden sehr gut vermittelt, die Vorlesungen sind interessant und die Studierenden werden durch die Professor*innen super betreut. In der VWL haben wir die Möglichkeit, uns unseren Interessen entsprechend für verschiedene Wahlfächer zu entscheiden. Außerdem herrscht keine Anwesenheitspflicht – man ist also völlig frei in der Entscheidung, wie man am besten lernt. Das finde ich einfach super.
Obwohl Mannheim ja nicht den Ruf hat, die schönste Stadt Deutschlands zu sein, war ich mir bei meiner Ankunft hier sehr schnell sicher, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Natürlich gibt es deutliche Unterschiede zu Estland, die ich aber alle als positiv betrachte: Die Deutschen, auch wenn das sehr stereotyp klingt, sind sehr strukturiert und präzise, planen sehr gut und sind immer pünktlich. Die Menschen nehmen Regeln sehr ernst und daher funktioniert hier alles sehr gut – auch an der Uni! Das hat mich vor allem auch in Zeiten der Pandemie sehr beeindruckt: Veranstaltungen und Klausuren liefen völlig problemlos ab. In dieser Zeit habe ich Mannheim auch noch mal auf eine neue Art kennengelernt. Ich habe zum Beispiel die Stadtteile außerhalb der Quadrate und die Umgebung von Mannheim erkundet und bin begeistert. Die Stadt ist nicht riesig und trotzdem sehr divers, die Natur rund um Mannheim ist wirklich schön. Dabei hat es natürlich geholfen, dass das Wetter hier fast immer sehr gut war.
Abgesehen davon, dass ich auf jeden Fall einen Master machen möchte, habe ich noch keine festen Pläne. Zunächst muss ich ohnehin zurück nach Estland. Dort ist es nämlich Pflicht, dass jeder junge Mann für 11 Monate Militärdienst leistet. Wenn ich diesen absolviert habe, möchte ich für meinen Master sehr gerne in ein anderes europäisches Land gehen. Deutschland hat mir sehr viel gegeben und ich habe vieles erlebt, was mich positiv beeinflusst hat. Jetzt möchte ich noch andere Erfahrungen sammeln und einen weiteren Schritt machen.
Schon seit der ersten Woche meines ersten Semesters bin ich Mitglied in der Initiative „Model United Nations“ an der Uni Mannheim. Wir organisieren verschiedene Debatten, die sich vor allem um wirtschaftliche und geopolitische Konflikte drehen, aber wir diskutieren auch ethische Fragen. Die Diskussionen finden nach dem Vorbild der UNO statt, sind also auf höchstem demokratischem Niveau. Aufgrund meines Engagements in der Initiative konnte ich auch viel reisen. Ich war zum Beispiel 2019 gemeinsam mit Studierenden von Unis aus verschiedensten Ländern in Madrid bei der größten Versammlung von „Model United Nations“ weltweit, der WorldMUN. Man lernt so viel für die eigene Zukunft, indem man nicht nur die Welt und ihre Zusammenhänge besser versteht, sondern auch übt, sicherer vor Publikum zu sprechen. Und man findet viele neue Freunde überall auf der Welt. Nach meinem ersten Jahr war ich so überzeugt von der Initiative, dass ich die Position des Vorstandsvorsitzenden übernommen habe.
Mein Tipp ist: Es gibt absolut nichts zu fürchten. Die Unterstützung und Hilfe, die man von der Uni bekommt, ist super. In den ersten zwei Wochen eines jeden Semesters sollte man außerdem die verschiedenen Kick-Offs der Initiativen oder andere Einführungsveranstaltungen besuchen. An der Uni Mannheim ist für jede und jeden etwas Spannendes dabei. Man muss einfach mutig sein und man sollte alle Möglichkeiten nutzen, die es gibt.
Text: Selina Supper / Februar 2021