Ich habe mich schon seit Beginn meines Studiums stark in der Fachbereichsvertretung für Soziologie und Politikwissenschaft sowie später dem Vorsitz des Fachschaftsrats, der die Interessen der zehn Fachbereichsvertretungen fakultätsübergreifend vertritt, engagiert. Dann kam die Universität auf mich zu und fragte, ob ich bei der Antragstellung für eine europäische Universitätsinitiative mitwirken würde. 2020 war ich dann mit den Verantwortlichen der Universität Mannheim auf einer großen Konferenz in Wien. Dort haben wir die Antragsstruktur mit Expert*innen der Allianzpartner ausgearbeitet. Außerdem habe ich gemeinsam mit Studierenden der Partnerunis die Studierendenvertretung innerhalb des Konsortiums geplant: Wir haben uns für ein sogenanntes Board of Learners entschieden, welches die Interessen von Studierenden und Lernenden vertritt und organisiert. Der Begriff Learners umfasst alle, die an Universitäten etwas lernen können – also auch Promovierende, Alumni und andere Interessierte. So entsteht eine Verbindung zwischen Universität, Gesellschaft und Unternehmen. Und mit den Alumni haben wir Menschen mit verschiedenen Lebenserfahrungen und aus unterschiedlichen Generationen dabei. Die Konstitution des 14-köpfigen Board of Learners war eines meiner Herzensprojekte innerhalb der Allianz.
Eigentlich fast alles, sonst wäre ich nicht schon so lange dabei (lacht). Am Board of Learners gefällt mir beispielsweise, dass wir so divers aufgestellt sind. Durch die internationale Zusammenarbeit sieht man zudem interessante Unterschiede zwischen den Partneruniversitäten und kommt dennoch gemeinsam auf den europäischen Gemeinschaftsgedanken, das begeistert mich sehr. Ich schätze auch, dass wir uns so häufig austauschen – letzten Oktober fand zum Beispiel die ENGAGE.EU Annual Conference vor Ort in Mannheim statt und wir haben natürlich unzählige Online-Meetings. Aus diesem Engagement sind auch schon einige Freundschaften entstanden. Außerdem bin ich im Executive Committee, dem Entscheidungsgremium, in welchem die Ausgestaltung der universitätsübergreifenden Zusammenarbeit diskutiert und geplant wird. Insgesamt bin ich in vielen Teams, die beispielsweise ein Joint Master Programm vorbereiten oder übergreifende Studienmodule ausarbeiten.
Insgesamt war die Arbeit in der Studierendenrepräsentation – egal ob an der Uni Mannheim, bei ENGAGE.EU oder bei der internationalen U7+- Allianz – für mich schon immer eine Herzensangelegenheit, weil ich gerne Verantwortung übernehme. Das, was ich in Mannheim immer bewirken wollte – das Studium für alle flexibler und so angenehm wie möglich zu gestalten – habe ich einfach auf eine größere, internationale Ebene gehoben.
Im Moment mache ich ein Praktikum im International Office der Tilburg University, einer der Partneruniversitäten im Rahmen von ENGAGE.EU. Hier arbeite ich an Erasmus+- und ENGAGE.EU-Projekten und habe einen „Nine-to-five“-Arbeitstag. Daneben nehme ich an vielen Online-Meetings für die Allianzprojekte teil, wodurch meine Tage sehr voll sind: Ich habe durch mein Engagement eigentlich einen Full-Time-Job, mit dem einzigen Unterschied, dass ich nicht dafür bezahlt werde (lacht). Trotzdem bringt es mir enorm viel für meine Zukunft. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, mich so zu engagieren – nicht zuletzt auch, weil mich Leute in diese Positionen gewählt haben. Auch wenn ich dadurch länger für mein Studium gebraucht habe, hat es sich gelohnt.
Das sind vor allem Dinge wie Organisationsfähigkeit, Analysefertigkeit und fundierte Diskussionsführung. Generell würde ich sagen, dass ich mich auch persönlich stark weiterentwickeln konnte. Ich habe immer mit unglaublich engagierten Studis zusammengearbeitet, sei es im Studium oder im Engagement. So ist man gemeinsam gewachsen.
Dadurch, dass es an der Uni Mannheim nicht ganz so viele Studierende gibt, hat sie einen familiären Charakter. Deshalb bedeutet Studieren an der Uni Mannheim für mich so etwas wie Nähe, Heimat, Persönlichkeit, Campus – ein Mix aus alldem. Es gibt überall offene Türen, eine qualitativ sehr hochwertige Lehre und ein unglaubliches Engagement. Ich habe selten eine Uni erlebt, an der es so eine bewegte Studierendenschaft gibt – und ich habe durch meine Aufgaben schon viele Unis gesehen!
Ja, zu 150%. Wenn man im Top-Bereich der Politikwissenschaft studieren möchte, gibt es kaum bessere Optionen in Deutschland als Mannheim. Außerdem liebe ich die Stadt. Auf den ersten Blick ist Mannheim sehr industriell und hat abgesehen von Schloss, Wasserturm und Nationaltheater nicht die schönsten Ecken. Aber Mannheim hat einen unverwechselbaren Charme, eine tolle Kultur, einen ganz besonderen Mix aus Arbeiter- und Studierendenstadt, der es einfach unglaublich locker macht, hier zu leben.
Wahrscheinlich werde ich für den Master nicht in Mannheim bleiben, da ich mich spezialisieren möchte, etwa in Richtung Public Administration. Zwischen Bachelor und Master möchte ich aber auf jeden Fall noch mit ENGAGE in Verbindung bleiben. Mein Traum ist es, in der Higher Education Unit der Europäischen Kommission zu arbeiten. Das wird sicherlich noch nicht als Berufseinstieg funktionieren. Aber egal, wohin es geht: Ich weiß, dass ich mit der Uni Mannheim im Herzen immer verbunden bleiben werde. Zu viel innerhalb der Uni hat mich geprägt!
Text: Sarah Kempe / Januar 2022