„Nutzt die vielen Möglichkeiten um euch herum und seid bereit, umzudenken“
Esther Butao ist in Simbabwe geboren und in Botsuana aufgewachsen. Nach einem Bachelorstudium in Malaysia studiert sie aktuell im 6. Semester den Mannheim Master in Management (MMM) an der Uni Mannheim. Was sie hier besonders schätzt und wie es nach ihrem bevorstehenden Abschluss weitergehen soll, erzählt die 26-Jährige in ihrer myUniMA story.
Was hat dich dazu bewogen, ein Masterstudium in Mannheim aufzunehmen?
Nach meinem Bachelorabschluss in International Business Management habe ich mich nach passenden Masterprogrammen in Deutschland umgesehen. Mir schien es sinnvoll, zunächst die Rankings der Business Schools und ihre Vernetzung zu möglichen späteren Arbeitgebern anzusehen. Mannheim tauchte da einfach immer ganz oben auf.
Was schätzt du besonders an deinem Studium an der Uni Mannheim?
Eine ganze Reihe von Dingen (lacht). Zunächst einmal schätze ich, dass die verschiedenen Jahrgänge im MMM zusammen studieren. Da wir uns frei aussuchen können, welche Kurse wir in jedem Semester belegen wollen, finden sich in den Kursen häufig sowohl Studierende aus den ersten als auch aus höheren Semestern. In meinem Fall hat mir das sehr geholfen, da ich zu Beginn ein bisschen mit den Pflichtkursen und dem Prüfungsstil zu kämpfen hatte und von den Erfahrungen und Tipps der anderen profitieren konnte.
An meinem Studium gefällt mir außerdem, dass einige Vorlesungen von Dozierenden aus der Unternehmenspraxis gestaltet werden und dadurch nicht theoretisch bleiben. In einem Marketingkurs führte Professor Homburg immer wieder Beispiele aus seiner früheren Beratungsfirma an. Das war einfach eine andere Sichtweise als von jemandem, der etwas aus einem Lehrbuch aufgreift und ich konnte die Inhalte so viel besser nachvollziehen.
Wie verbringst du deine Semesterferien?
In den Semesterferien war ich hauptsächlich reisen und bin dadurch viel in Europa herumgekommen. Ich bin eine große Geschichtsliebhaberin und deshalb ist es für mich ein wahrgewordener Traum, die Orte besuchen zu können, über die ich in der Schule etwas gelernt habe. Potsdam zum Beispiel hat mich sehr beeindruckt, man konnte in der ganzen Stadt die reiche Geschichte spüren.
Aber auch die Natur ist großartig, vor allem zum Wandern. Bevor ich hierhergekommen bin, hatte ich zwar schon eine Vorstellung davon, wie Deutschland aussieht, aber ich habe hier so viele kleine Schätze im ganzen Land entdeckt, zahlreiche kleine Dörfer mit historischer Architektur in der Region um Mannheim und Frankfurt oder auch im Schwarzwald.
Gibt es etwas, das dich an der deutschen Kultur überrascht hat?
Ich dachte, dass es schwierig sein würde, Freund*innen zu finden, weil Deutsche im Ausland manchmal für ihre etwas verschlossene Art bekannt sind. Das habe ich aber überhaupt nicht so erlebt. Als ich in Mannheim ankam, wusste ich noch nicht, wie der Unialltag hier funktioniert und war ehrlicherweise etwas verloren. Ich bin dann auf Hanna gestoßen und einen Witz später, der uns beide zum Lachen brachte, stellte sie mich ihren Freund*innen vor, die heute so wie sie auch meine Freund*innen sind. Die Menschen sind sehr offen und es ist einfacher, als ich dachte, mich hier zu integrieren. Manchmal ist es im Kontakt mit älteren Menschen oder in kleineren Dörfern aufgrund der Sprachbarrieren ein bisschen schwieriger, weil ich noch nicht fließend Deutsch und nicht alle Englisch sprechen. Aber in meiner Altersgruppe klappt es super.
Inwiefern unterscheidet sich dein Leben in Mannheim von dem deiner Freund*innen in Simbabwe?
Es gibt hier insgesamt einen leichteren Zugang zu Dingen wie Know-how und Konsumgütern. Viele hier alltägliche Dinge sind aufgrund der Sanktionen gegen Simbabwe dort Luxusartikel. Außerdem sind berufliche Möglichkeiten bei mir zu Hause häufig nicht durch Leistung, sondern in erster Linie durch Beziehungen bestimmt. In Deutschland kann ich arbeiten und mich in Bezug auf den Wert, den ich in Unternehmen einbringen kann, weiterentwickeln und meine Karriere aufbauen. In meinem Heimatland hätte ich mit einem abgeschlossenen Studium nicht die gleichen Möglichkeiten, Erfahrungen für meine berufliche Laufbahn zu sammeln.
Was sind deine Pläne für die Zeit nach dem Masterabschluss? Planst du, in Deutschland zu bleiben?
Ich würde nach dem Abschluss auf jeden Fall gerne ein paar Jahre hierbleiben. Derzeit bewerbe ich mich für Junior-Management- und Graduiertenprogramme in Deutschland. Ich habe während meines Studiums unter anderem als Werkstudentin bei Grover Erfahrung in den Bereichen Marketing und Vertrieb gesammelt und mich in den Masterkursen auf IT-Systemen spezialisiert. Diese beiden Bereiche würde ich gerne verbinden. Aktuell mache ich deshalb ein Praktikum bei Bosch im Vertrieb und in der Geschäftsentwicklung von Mobilitätssoftware, um herauszufinden, ob ich mir das auf lange Sicht vorstellen kann.
Welche Tipps möchtest du anderen internationalen Studierenden geben, die mit dem Gedanken spielen, auch in Mannheim zu studieren?
Seid aufgeschlossen! Viele internationale Studierende wählen ihre Universität vor allem nach der Größe der Stadt aus und gehen nach Berlin oder München. Mannheim sieht vielleicht auf den ersten Blick nicht so attraktiv aus, hat aber einiges zu bieten. Angefangen beim Sportprogramm und den umfangreichen Möglichkeiten, sich mit Studierenden der verschiedenen Hochschulen zu vernetzen bis hin zu den zahlreichen Initiativen wie 180 Degrees Consulting, wo man sich in der Non-Profit Unternehmensberatung ausprobieren kann. Und dann hat die Uni Mannheim ein großartiges Netzwerk, das auf dem Weg zu den individuellen beruflichen Zielen unterstützen kann.
Außerdem möchte ich allen sagen, die hierherkommen: Seid nicht zu hart zu euch selbst! Bevor ich an die Uni Mannheim kam, hatte ich herausragende Noten und hier waren meine Noten eher durchschnittlich. Das Bildungs- und Prüfungssystem hier kann mitunter neu und herausfordernd sein, deshalb nutzt die Angebote an der Uni wie zum Beispiel Kurse für eine gute Prüfungsvorbereitung oder fragt höhere Semester nach Unterstützung. Und ihr seid für Unternehmen nicht nur durch eure Noten, sondern auch durch außercurriculare Erfahrungen interessant, zum Beispiel durch eine Werkstudierendentätigkeit.
Vieles wird vielleicht nicht so laufen wie geplant, aber es gibt immer einen Weg, es trotzdem zu schaffen und die eigenen Ziele zu erreichen, deshalb: Bleibt flexibel!
Interview: Julia Schöfthaler / März 2025