Mir war schon früh klar, dass ich nach der Schule meinen Horizont erweitern und an Selbstständigkeit dazugewinnen möchte. Meine Heimatstadt Pleven war dafür zu klein. Außerdem habe ich ein mehrsprachiges Gymnasium besucht, weshalb Deutschland schon immer ein Ziel für mich war. Wegen der Einzigartigkeit des BaKuWi-Studiengangs habe ich mich dann direkt in Mannheim beworben.
Die Mischung aus Medien- und Kommunikationswissenschaften gemeinsam mit BWL vereint zwei Welten, die in der heutigen Zeit auch immer mehr miteinander zu tun haben. Neben den soziologischen Tendenzen meines Studiums gefällt mir aktuell der Management-Kurs am besten, da ich auch in Zukunft in eine ähnliche Richtung gehen möchte. Aber auch heute hilft mir das Studium schon, zum Beispiel bei meiner Arbeit in der Initiative Bai Ganyo e.V.
Bai Ganyo ist wie ein Stück Heimat für mich. Die Initiative möchte vor allem internationalen Studierenden im ersten Semester bei der Integration helfen und gleichzeitig die bulgarische Kultur feiern. Dafür muss man selbst nicht aus Bulgarien kommen. Ich persönlich habe die Volkstanz-Gruppe ins Leben gerufen, dafür sind meine Management-Kenntnisse aus der Uni eine große Hilfe. Seit circa vier Monaten organisiere und unterrichte ich nun die Tanzstunden zu „Hora“. Dabei tanzt man mit etwa 15 Personen gemeinsam in einem Kreis oder einer Reihe. Das fördert den Zusammenhalt, gerade bei Auftritten ist es fast magisch.
Es gibt auf jeden Fall ein paar Unterschiede, die mich am Anfang überrascht haben. Zum Beispiel durften wir in Bulgarien keine Taschenrechner in der Schule benutzen. Das war also neu für mich, weshalb ich für die ersten Klausuren besonders viel lernen musste. Auch das Straßennetz in der Innenstadt hat mich am Anfang durcheinandergebracht, daran habe ich mich aber schnell gewöhnt. Dank meiner strengen und motivierenden Deutschlehrerin, zu der ich auch heute noch Kontakt halte, war die Sprache aber keine große Barriere. Deshalb konnte ich die Einführungsveranstaltungen meiner Fachschaft gut nutzen, um mich einzuleben.
Ganz großes „JA“! Natürlich vermisse ich meine Familie in Bulgarien. Aber ich weiß, dass sie hinter mir steht und sich für mich freut, weil ich jetzt einen höheren Lebensstandard habe – zum Beispiel wegen des Deutschlandstipendiums, das ich bekomme. Ich kann die kulturelle Vielfalt hier genießen und Kontakt zu vielen interessanten Leuten knüpfen, die mich inspirieren. Die Stadt ist definitiv dynamischer als Pleven.
Man muss auf jeden Fall die Vorlesungen besuchen, auch wenn es keine Anwesenheitspflicht gibt. Zusätzlich sollte man offen gegenüber neuen Erfahrungen bleiben und nicht aufgeben, selbst wenn etwas nicht nach Plan läuft. Für die meisten Fälle gibt es Strukturen an der Uni, die einen auffangen und weiterhelfen.
Es ist eine Achterbahn der Gefühle, aber Stolz und Zufriedenheit überwiegen auf jeden Fall!
Interview: Alina Fröhlich / September 2024