Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

Bildung im Ausverkauf? Analysen und Alternativen

Vortrag und Diskussion zur Ökonomisierung des Schulwesens und die Folgen für Arbeit und Gesellschaft am 17. Mai

17. Mai 2022      Beginn: 18 Uhr
im Ökumenischen Bildungs­zentrum sanctclara B5,19 68159 Mannheim
Referent: Tim Engartner
Ihre Teilnahme ist kostenfrei, aber wertvoll.
Bitte anmelden: service@sanctclara.de oder telefonisch: 0621-178570

Schule galt einst als pädagogischer „Schonraum“ vor der harten, geldgetriebenen Realität. Aber seit längerem unter­liegt auch unser Schulwesen weitreichenden Ökonomisierungs-tendenzen – vom Sponsoring des Schulfests durch die örtliche Sparkasse, über den Besuch von Unter­nehmens­vertreter*innen im Unter­richt bis hin zu kostenfreien Fort- und Weiter-bildungen für Lehrer*innen durch unter­nehmens­nahe Stiftungen.
In schulpolitische Debatten werden neben den Schulleistungs­vergleichen wie PISA, IGLU und TIMMS inzwischen auch Beurteilungen einbezogen, in denen es um die Leistungs­fähigkeit von Bildungs­einrichtungen aus ökonomischer Perspektive geht, wie etwa der jährlich von der Initiative Neue Soziale Markt­wirtschaft (INSM) in Auftrag gegebene „Bildungs­monitor“.
Erscheinungs­formen und Ursachen dieser „Verbetriebs­wirtschaft­lichung“ der Schulen sind vielfältig.
Hinzu kommt ein epochaler Wandel im Verständnis von Bildung: Spätestens mit der flächen-deckenden Einführung zentraler Lernstandserhebungen in Reaktion auf die Debatte um Kompetenz- und Output­orientierung ist unser Bildungs­verständnis von Fragen der Anwend-barkeit, Verwertbarkeit und Pass­fähigkeit gekennzeichnet. „Humboldt adé!“ So könnte die Kurzformel für eine Bildung lauten, die immer häufiger als „Standortfaktor“ begriffen wird – eine Bildung, die volkswirtschaft­liches Wachstum, materiellen Wohlstand und internationale Wettbewerbs­fähigkeit beflügeln soll. Gerade die Expansion von Berufs­informations­veran-staltungen, von Bewerbungs­trainings und „Karrierecoachings“ in der Phase der Berufsorien-tierung zeigt, wie umfassend ökonomische Begründungs-, Entscheidungs- und Handlungs-logiken in den Schulen angekommen sind.
Im Vortrag werden folgende Fragen aufgeworfen: Welche Folgen hat eine solche Verfestigung und Expansion ökonomischer Denk-, Handlungs- und Entscheidungs­muster für das Schul­system? Zu welchen schulpolitischen Reaktionen sollte dies führen? Welche Aus­wirkungen hat diese Ökonomisierung auf unsere Gesellschaft und Arbeits­welt?

Tim Engartner wird den Vortrag und die Diskussion leiten. Er ist Professor für Didaktik der Sozial­wissenschaften am Fach­bereich Gesellschafts­wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt/M. und Direktor der Akademie für Bildungs­forschung und Lehr­kräftebildung. Er ist Autor des Buches „Staat im Ausverkauf. Privatisierung in Deutschland“, Campus Verlag, 2. Auflage.

Dieses Angebot ist eine Kooperations­veranstaltung: Kirchliche Dienste in der Arbeits­welt, Ökumenisches Bildungs­zentrum sanctclara, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mannheim

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