Finanz­ielle Bildung neu gedacht: Wie das Projekt „MetaFin“ die Finanz­bildungs­forschung voranbringen will

Mit „MetaFin“ startet ein fünfjähriges Verbund­projekt des Mannheim Institute for Financial Education (Universität Mannheim und ZEW) und des Instituts für Ökonomische Bildung (Universität Oldenburg), das die Erforschung und Verbreitung finanz­ieller Bildung in Deutschland nachhaltig verändern soll. Gefördert vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung begleitet das Projekt die Umsetzung der Förder­richtlinie „Forschung zur finanz­iellen Bildung“, bündelt nationale und internationale Forschungs­ergebnisse auf diesem Gebiet und unter­stützt den Austausch zwischen Wissenschaft, Bildung und Politik. Der Parlamentarische Staats­sekretär Dr. Jens Brandenburg übergab am heutigen Freitag den Förderbescheid im Senatsaal der Universität Mannheim.

Finanz­ielle Bildung ist entscheidend für die persönliche finanz­ielle Sicherheit der Menschen in Deutschland ebenso wie für die gesellschaft­liche Teilhabe und die gesamtwirtschaft­liche Stabilität. Um die finanz­ielle Bildung in Deutschland zu stärken, haben das Bundes­ministerium für Bildung und Forschung sowie das Bundes­ministerium der Finanzen im vergangenen Jahr die Initiative Finanz­ielle Bildung ins Leben gerufen, die unter anderem eine Richtlinie zur Förderung von Forschungs­vorhaben in diesem Bereich vorsieht. Das neue Projekt „MetaFin“ zielt darauf ab, die Projekte dieser Förderrichtline zu vernetzen, nationale und internationale Forschungs­ergebnisse zur Finanz­bildung adressaten­gerecht aufzubereiten und so eine trag­fähige Entscheidungs­grundlage für die finanz­ielle Bildung in Deutschland zu schaffen. Dabei konzentriert es sich auf die drei zentralen Handlungs­felder VernetzungBegleitforschung und Wissenstrans­fer. Das Projekt wird vom Mannheim Institute for Financial Education (MIFE) in Kooperation mit dem Oldenburger Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) durchgeführt.

Der Parlamentarische Staats­ekretär Dr. Jens Brandenburg überreichte den Förderbescheid über mehr als zwei Millionen Euro heute persönlich in Mannheim an das Verbund­team, bestehend aus Prof. Dr. Carmela Aprea (Universität Mannheim, Direktorin des MIFE), die den Verbund koordiniert, sowie Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen (ZEW und Universität Mannheim, Direktorin des MIFE) und Prof. Dr. Dirk Loerwald (Universität Oldenburg und Wissenschaft­licher Leiter des IÖB). Brandenburg betont: „Gute Finanz­bildung ist der Grundstein für kluge Finanz­entscheidungen, gerade in einer sich ständig verändernden Welt. In Deutschland wurde das Thema viel zu lange vernachlässigt. Als Bundes­bildungs­ministerium wollen wir zusammen mit dem Bundes­finanz­ministerium finanz­ielle Bildung voranbringen. Dazu gehört auch die Förderung exzellenter Forschung. Das Metavorhaben MetaFin ist das Leit­projekt unserer Forschungs­förderung. Der Wissenstrans­fer in die Praxis und Bevölkerung ist uns besonders wichtig. MetaFin bündelt die Er­kenntnisse aus den vielen Forschungs­projekten und ermöglicht so den Trans­fer von Finanz­wissen in Klassenzimmer und Wohnzimmer. Ich freue mich sehr, dass sich dafür drei starke Partner zusammengeschlossen haben. Nur so wird Finanz­wissen zur Allgemeinbildung und eröffnet Chancen für alle – unabhängig vom eigenen Geldbeutel.“

Stärkung der Evidenzbasierung durch ein „ClearingHouse Finanz­bildungs­forschung“
Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Einrichtung eines „ClearingHouse Finanz­bildungs­forschung (CHF)“ als unabhängiges wissenschaft­liches Informations­portal und Koordinierungs­stelle. Hier werden aktuelle Forschungs­ergebnisse für verschiedene Ziel­gruppen gebündelt und praxisnahe Handreichungen erstellt.„Aktuell werden weltweit sehr viele Studien zur Finanz­bildung publiziert und auch die neue Förder­richtlinie wird den Er­kenntnisfortschritt weiter voranbringen. Damit dieses Wissen dort ankommt, wo es handlungs­wirksam werden kann, braucht es einen zielgerichteten Austausch zwischen Wissenschaft, Bildungs­praxis und Politik. Hier setzt das ClearingHouse an und soll auf diese Weise helfen, die Qualität der Finanz­bildung in Deutschland zu sichern,“ erklärt Verbundkoordinatorin Aprea.

Internationaler Austausch und Förderung innovativer Methoden
Das Projekt soll auch die nationale und internationale Vernetzung der deutschen Finanz­bildungs­forschung stärken. „Die Forschung zu finanz­ieller Bildung boomt weltweit. Der enge Austausch mit Forschenden aus verschiedenen Disziplinen und Ländern ist daher zentral, um die Forschung in Deutschland zu stärken und zu integrieren,“ so Bucher-Koenen. Ein „International Handbook of Research in Financial Education“ soll beispielsweise Forschungs­ergebnisse weltweit zusammenführen. Darüber hinaus sollen empirische Studien unter anderem die Erfolgsfaktoren von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis unter­suchen. Außerdem werden die Forschungs­ergebnisse in einer eigenen, professionell produzierten Podcast-Reihe vorgestellt und somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Professionalisierung des Wissenstrans­fers
Das dritte Handlungs­feld im Projekt MetaFin liegt im Wissenstrans­fer. Relevante Er­kenntnisse der Förder­richtlinie sollen ziel­gruppen­spezifisch aufbereitet und kommuniziert werden. Zu diesem Zweck wird unter anderem eine neue Zeitschrift für anwendungs­orientierte Forschung und Wissenstrans­fer im Bereich der ökonomischen und finanz­iellen Bildung gegründet. „Eine Aufgabe unseres Projektes liegt darin, wissenschaft­liche Er­kenntnisse qualitätsgesichert zu übersetzen, damit sie auch der außerakademischen Welt zugänglich werden“, so Loerwald.

Das Verbund­projekt „MetaFin“, das vom BMBF über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert wird, trägt durch die enge Zusammenarbeit renommierter Partnerinstitutionen und die interdisziplinäre Expertise des Verbund­teams dazu bei, eine wissenschaft­liche Grundlage für die langfristige Verankerung der Finanz­bildung in Deutschland zu schaffen. Ziel ist es, die finanz­ielle Kompetenz über die gesamte Lebens­spanne und in allen Bevölkerungs­gruppen nachhaltig zu stärken.

Das Mannheim Institute for Financial Education
Das Mannheim Institute for Financial Education (MIFE) ist eine gemeinsame Initiative der Universität Mannheim und des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW) und widmet sich der umfassenden Erforschung von Fragen rund um „Finanz­ielle Bildung“. Dabei stützt es sich auf die Expertise eines interdisziplinären Teams, das aus Forschenden beider Institutionen besteht. Das MIFE ist darüber hinaus eng vernetzt mit thematisch einschlägigen Personen und Institutionen aus Wissenschaft, Politik und Praxis im In- und Ausland.

Das Institut für Ökonomische Bildung
Das Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) ist als außeruniversitäre Forschungs­einrichtung des Landes Niedersachsen als ein An-Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg angesiedelt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der ökonomischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Die Forschungs­bemühungen und Entwicklungs­projekte des Instituts sind darauf ausgerichtet, zu einem besseren Wirtschafts­unter­richt beizutragen. Dabei werden Theorie und Praxis systematisch miteinander verknüpft und moderne Lernmethoden mit einem zunehmenden Fokus auf digital gestützte Lernprozesse eingesetzt.

Die Universität Mannheim
Die Universität Mannheim ist eine der führenden Universitäten in Deutschland mit herausragender Forschung und Lehre, insbesondere in den Wirtschafts- und Sozial­wissenschaften. Ihr einzigartiges Profil zeichnet sich durch eine starke interdisziplinäre Ausrichtung, internationale Vernetzung und praxis­orientierte Ausbildung aus. Seit Generationen bildet die Universität Mannheim Führungs­kräfte für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aus. Rund 1.000 Forschende und 12.000 Studierende aus aller Welt kommen rund um das Barockschloss Mannheim zusammen, um gemeinsam zu lernen, zu diskutieren und zu forschen.

Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschafts­forschung
Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW) in Mannheim ist ein gemeinnütziges wirtschafts­wissenschaft­liches Forschungs­institut und Mitglied der Leibniz-Gesellschaft. Das ZEW gehört zu den führenden deutschen Wirtschafts­forschungs­instituten mit europäischer Reichweite. Der Fokus der Forschung – z. B. Digitalisierung und Innovation, Steuern und Altersvorsorge, Chancengleichheit und Klimaschutz – liegt auf anwendungs­bezogenen Fragestellungen. Dabei gilt als Leitfrage, wie funktions­tüchtige Märkte und Institutionen in Europa beschaffen sein müssen.

Die Universität Oldenburg
Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde 1973 gegründet. Damit gehört sie zu den jungen Hochschulen Deutschlands. Ihr Ziel ist es, Antworten zu finden auf die großen Fragen der Gesellschaft im 21. Jahrhundert – mit interdisziplinärer Spitzenforschung und Lehre. Die Forschenden und das Personal der Verwaltung arbeiten Hand in Hand und fach­übergreifend zusammen. Viele sind in die Forschung eingebunden – beispielsweise in Sonderforschungs­bereiche, Forscher­gruppen, europäische Projekte oder den Exzellenzcluster. Die Universität arbeitet eng mit mehr als 200 Hochschulen weltweit zusammen. Außerdem ist sie mit außeruniversitären Institutionen in Forschung, Bildung, Kultur und Wirtschaft verbunden. Rund 16.000 Studierende bereitet die Universität auf das Berufsleben vor. Das Spektrum reicht von den Geistes- und Kultur­wissenschaften über die Wirtschafts-, Rechts- und Sozial­wissenschaften bis hin zu Mathematik, Informatik, den Natur­wissenschaften und der Medizin.

Kontakt:
Prof. Dr. Carmela Aprea
Mannheim Institute for Financial Education
Universität Mannheim
E-Mail: carmela.apreamail-uni-mannheim.de

Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen
Mannheim Institute for Financial Education & ZEW
Universität Mannheim
bucher-koenen.bwlmail-uni-mannheim.de

Prof. Dr. Dirk Loerwald
Institut für ökonomische Bildung
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
loerwaldmail-ioeb.de

Fabio Kratzmaier
Forschungs- und Nachhaltigkeits­kommunikation
Universität Mannheim
E-Mail: fabio.kratzmaier@uni-mannheim.de  

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