Gastvortrag: Prof. Dr. Christoph Fehige (Saarbrücken)
Ein Argument, das seit längerem bekannt ist und einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, ist „das Argument gegen Opfer“. Das Argument schreitet von einigermaßen verbreiteten Ansichten über praktische Rationalität und über Wohlfahrt zu der Konklusion voran: Wer voll informiert ist und rational handelt, erbringt, alles in allem, keine Opfer. Was wir an Auseinandersetzung mit dem Argument in der Literatur bereits finden, ist geprägt von dem Bestreben, die Konklusion zu vermeiden. Man kehrt bestreitend und revidierend zu den Prämissen zurück, mit dem mehr oder minder expliziten Ziel, den Schluss zu blockieren. Heute schauen wir einmal in die entgegengesetzte Richtung, statt kritisch zurück auf die Prämissen von der Konklusion aus nach vorn. Was käme in Fahrtrichtung des Arguments gegen Opfer noch auf uns zu? Angenommen, die Konklusion ist wahr – was folgt für unser moralisches Denken und Sprechen? Was folgt für Tugend und Wohlwollen, was für das Verhältnis von praktischer Rationalität und Moral?