Mannheimer Forschende zur Regierungskrise
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN:
Prof. Dr. Jannis Bischof
Professur für Allgemeine BWL und Unternehmensrechnung:
In den Daten des German Business Panel zeigt sich seit vielen Monaten eine hohe Unzufriedenheit deutscher Unternehmen mit der Wirtschaftspolitik. Daher ist es naheliegend, dass auf Unternehmensseite durchaus positive Erwartungen an die anstehenden Neuwahlen geknüpft werden. Viele der für Unternehmen besonders relevanten Belastungen sind dabei strukturbedingt und betreffen die in vielen staatlichen Behörden tief verankerte Bürokratie, die Infrastrukturprobleme sowie die hohen Kosten von Energie und Arbeit am Standort Deutschland. Egal wer die künftige Bundesregierung führen wird, steht somit vor einer großen Herausforderung, diese Probleme zu überwinden und das Vertrauen der Unternehmen zurückzugewinnen.
POLITIKWISSENSCHAFTEN:
Prof. Dr. Marc Debus
Professur für Politikwissenschaft, Vergleichende Regierungslehre:
Die Gemeinsamkeiten der Ampelkoalition lagen insbesondere in der Gesellschaftspolitik: Alle drei Parteien haben hier ähnlich progressive Positionen. Die Unterschiede waren und sind in der Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik hingegen sehr groß, wo die FDP fiskalisch konservative Positionen einnimmt, Grüne und SPD hingegen staatsinterventionistische Positionen beziehen. Dieses Politikfeld war und ist für die FDP und ihrer Anhänger zentral, so dass die Liberalen hier wenig kompromissbereit sein müssen, um ihre Anhänger nicht (noch weiter) zu verprellen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat die Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie die Umwelt-, Energie- und Klimapolitik in den Vordergrund des Regierungshandelns gerückt – und damit Politikfelder, in denen die Koalitionsparteien sehr unterschiedlich ausgerichtet sind und die für die FDP, aber auch die beiden anderen Parteien, sehr wichtig geworden sind.
Zu den aktuellen Wahlergebnissen äußern sich außerdem Prof. Dr. Hans Peter Grüner, Professor für VWL, Wirtschaftspolitik, Prof. Dr. Eckhard Janeba, Professor für Finanzwissenschaft und Wirtschaftspolitik, Prof. Dr. Thomas König, Professor für Politikwissenschaft, Europäische Politik und Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck, Seniorprofessor für Politikwissenschaft.