Mannheimer Ökonomin Michèle Tertilt erhält Birgit-Grodal Preis für 2024

Professorin Tertilt erhält als erste Deutsche den Birgit-Grodal Preis der European Economic Association (EEA) für ihre herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Makro- und Entwicklungs­ökonomie sowie der Familien-Ökonomie.

Prof. Michèle Tertilt, Ph.D., wird gewürdigt als eine Pionierin auf dem Gebiet der Familienmakroökonomie, einem Forschungs­bereich, der die Aus­wirkungen wirtschaft­licher Interaktionen innerhalb von Familienhaushalten untersucht. Gegenstand der Forschung ist zum Beispiel wie Fertilität, heimische Produktion und Arbeits­teilung durch wirtschaft­liche Anreize, Märkte und Institutionen beeinflusst werden. Tertilts Forschung hat unter anderem zu einem besseren Verständnis beigetragen, wie sich familiäre Themen wie Heirat, Nachwuchs und Frauenrechte auf das staatliche Wirtschafts­wachstum und den Konjunktur­zyklus auswirken. Sie hat zudem grundlegende Beiträge in den Bereichen Entwicklungs­ökonomie und Haushalts­finanzen geleistet.

„Michèle Tertilt ist eine führende Makroökonomin, die geprägt hat, wie Ökonom*innen über die Familie und die Makroökonomie denken. Unter anderem in ihrer Funktion als Mit-Herausgeberin der Review of Economic Studies und als Betreuerin einer langen Liste von Doktorand*innen hat sie sich außerdem um den Berufsstand verdient gemacht“, so die Begründung die Jury.

Drei von Tertilts Arbeiten veranschaulichen ihre neuartige Anwendung der Wirtschafts­theorie auf die Makroökonomie der Familie. In der ArbeitPolygyny, Fertility and Savings (Vielehe, Fruchtbarkeit und Sparen) untersucht sie beispielsweise die wirtschaft­lichen Aus­wirkungen von Vielehe, in Afrika südlich der Sahara.

In ihrer Arbeit Women’s Liberation: What's in It for Men? (Die Befreiung der Frau: Was haben die Männer davon?) analysieren Tertilt und ihr Co-Autor Prof. Matthias Doepke die Wechsel­wirkungen zwischen wirtschaft­lichem Wachstum und Stärkung der Frauenrechte. Und in der Veröffentlichung An Equilibrium Model of the African HIV/AIDS Epidemic (Ein Gleichgewichts­modell der afrikanischen HIV/AIDS-Epidemie) zeigt sie, dass ökonomische Methoden auch auf ansteckende Krankheiten wie AIDS anwendbar sind.

Zur Person

Michèle Tertilt ist seit 2010 VWL-Professorin an der Universität Mannheim. Für ihr Projekt Gender Differences: A Macroeconomic Perspective erhielt sie 2012 einen Starting Grant des Europäischen Forschungs­rates ERC. 2013 wurde sie – als erste*r in Deutschland lehr­ende*r Wissenschaft­ler*in überhaupt – in das Herausgebergremium des Review of Economic Studies berufen, eine der fünf führenden Zeitschriften der Wirtschafts­wissenschaften weltweit. Im gleichen Jahr bekam sie als erste Frau den angesehenen Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik verliehen.

2017 erhielt Tertilt als zweite deutsche Wissenschaft­lerin den Yrjö Jahnsson Award, eine Ehrung der besten europäischen Ökonom*innen. 2019 wurde sie mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet – Deutschlands wichtigstem Forschungs­förderpreis.

Zum Preis

Der Birgit-Grodal-Preis wurde 2010 gestiftet, um in Europa tätige Wirtschafts­wissenschaft­lerinnen zu würdigen. Der Preis ist nach Birgit Grodal benannt, der ersten Frau, die zur Präsidentin der EEA gewählt wurde. Er wird alle zwei Jahre verliehen.

Zur Pressemitteilung der EEA: https://www.eeassoc.org/awards/birgit-grodal-award

Zur Pressemitteilung

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