Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

Wie kompetent sind die Erwachsenen in Deutschland?

Die Grund­kompetenzen der Erwachsenen in Deutschland liegen über dem internationalen Durchschnitt und sind im Vergleich zu vor zehn Jahren stabil geblieben. Das sind die Ergebnisse der OECD-Studie PIAAC unter der Leitung der Mannheimer Professorin Beatrice Rammstedt.

Unter­sucht wurden grundlegende Kompetenzen in drei Bereichen, nämlich der Lese­kompetenz, der alltagsmathematische Kompetenz sowie der Kompetenzen im adaptiven Problemlösen. Insgesamt zeigt sich, dass im Vergleich zum ersten Zyklus der PIAAC-Studie vor rund zehn Jahren die Kompetenzen der Erwachsenen in Deutschland im Mittel unverändert sind. In allen drei Bereichen weisen Erwachsene in Deutschland im Mittel Kompetenzen auf, die signifikant höher sind als im Durchschnitt der an PIAAC teilnehmenden Mitgliedstaaten.

„Im Gegensatz zu international vergleich­enden Studien im schulischen Bereich, sind die Kompetenzen der Erwachsenen in Deutschland im Mittel über die letzten zehn Jahre nicht gesunken, sondern stabil geblieben“, sagt die Studien­leiterin Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, Vizepräsidentin von GESIS – Leibniz-Institut für Sozial­wissenschaften und Inhaberin des Lehr­stuhls für Psychologische Diagnostik, Umfragedesign und Methodik an der Universität Mannheim.

Im Vergleich zu vor zehn Jahren ist der Anteil von Personen mit hohen Lese- und alltagsmathematischen Kompetenzen höher. Umgekehrt weisen jedoch die leistungs­schwächsten 10 Prozent der deutschen Bevölkerung im internationalen Vergleich auffallend geringe Lese­kompetenzen auf.  Diese Personen sind lediglich in der Lage einzelne Sätze und sehr kurze, einfache Texte zu lesen.

Besonders Personen mit niedrigem Bildungs­abschluss erzielen Ergebnisse im unteren Leistungs­bereich: Zweidrittel der Personen mit maximal einem Hauptschul­abschluss verfügen nur über geringe Lese- und alltagsmathematische Kompetenzen.

Auch die soziale Herkunft geht mit deutlichen Kompetenz­unter­schieden einher. Haben Eltern ein niedriges Bildungs­niveau, besteht für deren Kinder – auch im Erwachsenenalter – ein höheres Risiko niedrigere Kompetenzen zu haben. Dieser Befund ist für Deutschland im internationalen Vergleich besonders stark ausgeprägt und ist im Laufe der letzten zehn Jahre noch größer geworden.  

Die Differenz zwischen den durchschnittlichen Grund­kompetenzen der im Inland und im Ausland geborenen Personen ist für Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch. Erwerbstätige weisen höhere Grund­kompetenzen auf als Personen, die nicht erwerbstätig sind. Personen mit geringen Kompetenzen haben ein höheres Risiko erwerbslos zu sein.

Studie und Durchführung
Das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) unter­sucht als international vergleich­ende Studie die Grund­kompetenzen im Erwachsenenalter. Die von der OECD koordinierte Studie wurde im Jahr 2023 nach rund zehn Jahren zum zweiten Mal durchgeführt. In Deutschland wurde PIAAC von GESIS – Leibniz-Institut für Sozial­wissenschaften geleitet. Finanz­iert wurde die Durchführung in Deutschland von dem Bundes­ministerium für Bildung und Forschung unter Beteiligung des Bundes­ministeriums für Arbeit und Soziales.

An der Studie nahmen 31 Länder mit weltweit über 160.000 zufällig ausgewählten Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren teil, davon etwa 4.800 Personen allein in Deutschland.

Ergebnisbericht
Beatrice Rammstedt, Britta Gauly, Sanja Kapidzic, Débora B. Maehler, Silke Martin, Natascha Massing, Silke L. Schneider, Anouk Zabal. (2024). PIAAC 2023. Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Waxmann Verlag, Münster.

Weitere Informationen:
PIAAC 2023 Ergebnisse: www.gesis.org/piaac
Beispielaufgaben: www.gesis.org/piaac/piaac-2023-ergebnisse/beispielaufgaben

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