Die Mannheimer Antwort auf den Mangel an Steuerexperten
Steuern und Rechnungslegung – das klingt nicht nur kompliziert, sondern auch furchtbar trocken. Viele Studierende setzen ihre Schwerpunkte lieber in anderen Fächern und später dann auch im Beruf. Wissenschaft und Praxis stehen vor einer großen Herausforderung – ihnen fehlt der Nachwuchs. In Mannheim versucht man seit vergangenem Jahr mit dem „Gap Year Accounting & Taxation“ entgegen zu wirken, einem einjährigen Programm zwischen Bachelor und Master – und das mit großem Erfolg.
Im Bereich Steuern und Rechnungslegung gibt es in der Wirtschaft vielfältige Berufsfelder sowie einen hohen Grad an Internationalität. Nicht zuletzt durch die Diskussionen um Steuerbetrug und weltweite Steuervermeidung ist das Thema auch in Politik und Gesellschaft relevanter denn je. „Umso bedauerlicher ist es, dass so wenige Studierende Experten auf diesem attraktiven Gebiet werden wollen“, sagt Prof. Dr. Christoph Spengel, Inhaber des Lehrstuhls für Steuerlehre II der Universität Mannheim. „Sowohl die Wissenschaft als auch Unternehmen dürfen dabei nicht tatenlos zusehen. Wir müssen dringend etwas tun, um die Attraktivität der Fächer Steuern und Rechnungslegung innerhalb der Studierendenschaft zu steigern und Nachwuchs frühzeitig zu identifizieren.“
Gesagt, getan: Seit vergangenem Jahr können sich Studierende für ein so genanntes Gap Year der BWL-Area „Accounting & Taxation“ bewerben. Der Blick auf die Studierenden zeigt, dass sie den Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium als einen idealen Zeitpunkt zur Sammlung praktischer Erfahrungen und zur beruflichen Orientierung ansehen. Gleichzeitig befinden sich viele Studierende im Verlauf ihres Bachelorstudiums in einem sehr straffen akademischen Korsett.
Das Gap Year Accounting & Taxation, das im Sommer 2019 als Pilotprojekt erstmals umgesetzt wurde, ist die Antwort auf die Herausforderungen aller Seiten: Durch das Gap Year werden Studierende frühzeitig und mit einem perfekt zugeschnittenen Angebot auf den Fachbereich Steuern und Rechnungslegung aufmerksam gemacht. Außerdem ermöglicht es ihnen, sich ein berufliches Netzwerk aufzubauen.
Als Unternehmenspartner wurden für das Pilotprojekt die „Big Four“ der Wirtschaftsprüfungsbranche gewonnen: Deloitte, EY, KPMG und PwC, sowie die Industrieunternehmen BASF, Bosch und Merck. Die Unternehmen stellen für eine exklusive Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern Praktikumsplätze zur Verfügung. Die Praktika werden im In- und Ausland absolviert und zeigen die ganze Bandbreite des Tätigkeitsbereiches Steuern und Wirtschaftsprüfung. Interessierte Studierende bewerben sich mit einer einzigen Bewerbung auf das gesamte Gap Year-Programm, das aus bis zu drei Praktika besteht, die eine jeweilige Dauer von vier Monaten haben. Das akademische Rahmenprogramm findet an der Universität Mannheim statt. „Mit Hard Skill- und Soft Skill-Workshops, Fachvorträgen und Vorlesungen auf Masterniveau bietet es einen Mehrwert für die akademische und persönliche Entwicklung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und legt einen hervorragenden Grundstein für ein anschließendes Masterstudium an der Universität Mannheim“, erklärt Spengel. Die erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber starten im September in das „Gap Year Accounting & Taxation“. Die nächste Bewerbungsphase beginnt wieder im Februar 2021.
Text: Redaktion / September 2020