ENGAGE.EU: Die Europäische Universität stellt sich dem Klimawandel

Sieben europäische Universitäten mit Fach­richtungen in den Wirtschafts- und Sozial­wissenschaften haben sich zusammengeschlossen, um ihre Kräfte in Forschung, Lehre und Innovation zu bündeln und ihre Er­kenntnisse durch Wissenstransfer in die Gesellschaft zu bringen. Es geht darum, Lösungen zu finden, die zur Bewältigung der großen gesellschaft­lichen Herausforderungen unserer Zeit wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz, Klimawandel, demografischer Wandel oder Migration notwendig sind.

Auch auf der ersten ENGAGE.EU Jahreskonferenz vom 21. bis 22. Oktober 2021 ging es um gesellschaft­liche Herausforderungen, allen voran die des Klimawandels. Lars-Henrik Paarup Michelsen, Direktor der Norwegischen Klimastiftung und Vorsitzender des Advisory Boards bei ENGAGE.EU, hat in seiner Keynote den alarmierenden Status quo aufgezeigt und mögliche Lösungs­ansätze formuliert. Die Botschaft war eindeutig: Gemeinsame Anstrengungen und einen fundierten Wissenstransfer, um Wirtschaft und Gesellschaft zu informieren und zum Handeln zu bewegen, sind unabdingbar. Denn Handlungen sind das, was es jetzt braucht.

Michelsen machte nochmals deutlich, dass die Temperatur auf unserer Erde kontinuierlich steigt. „Verantwortlich dafür sind Emissionen, die wir Menschen tagtäglich verursachen, allen voran durch fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle. Die verheerenden Aus­wirkungen des Temperaturanstiegs sind nur zu bekannt. Noch gravierender ist allerdings, dass wir die Gefahr sehen, aktuell aber nicht wissen, wie wir sie rechtzeitig verhindern können. Wir kennen das ambitionierte 1,5-Grad-Ziel, aber wie schaffen wir es, den Temperaturanstieg auf das notwendige Minimum zu limitieren? Ausschließlich Emissionen zu reduzieren ist nach aktuellen Prognosen nicht ausreichend, wir müssen radikal Emissionen eliminieren“, fasst der Direktor der Norwegischen Klimastiftung zusammen. Er verweist auf viele positive Entwicklungen, die von Gemeinden, Institutionen oder gesellschaft­lich engagierten Personen­gruppen angeregt wurden und erklärt, dass auch Klimaneutralität eine Nachfrage braucht, damit der Markt reagiert. Seiner Erfahrung nach zeigen Unternehmen grundsätzlich ein großes Interesse daran, klimaneutral zu werden, fordern allerdings Lösungen und Finanzierungen vom Staat. Der Fokus von Politikern sei aber meist zu kurzfristig und lediglich auf die nächste Wahlperiode gerichtet. Wenn dann noch eine Pandemie hinzukommt, scheinen ganz andere Probleme wichtiger.

„Dennoch müssen wir schnell und vor allem langfristig agieren und die großen Investitionen in die richtige Richtung bringen. Dafür braucht es Forschung und Lehre, damit aktive Wähler und Verbraucher als Teil der Gesellschaft sowie Studierende als zukünftige Ökonomen, Politiker und Entscheider mobilisiert werden“, macht Michelsen die Dringlichkeit der Thematik deutlich. Solch ein gigantisches Vorhaben könne man nicht nur auf nationaler Ebene bewältigen. Europäische Allianzen wie ENGAGE.EU seien also unverzichtbar, um Wissen und Forschung zusammenzubringen und soziale Kompetenzen zu vermitteln – und das jenseits nationaler Grenzen.

Die zuvor von Michelsen aufgeführten Punkte werden in ENGAGE.EU bereits angegangen: Mit ihren Green Mobility Guidelines hat die Allianz bereits Richtlinien definiert, um öko-freundlichere Praktiken voranzutreiben. Damit setzt sich die Allianz gemeinsam für die Verringerung von Emissionen ein. Dazu zählt auch, den CO2-Fußabdruck aller Partner­universitäten zu analysieren und eine institutionelle Nachhaltigkeits­strategie zu entwickeln. Neben der Kommunikation der Maßnahmen geht es vor allem darum, durch das Protokollieren der Mobilitätsdaten ein Bewusstsein für den eigenen Co2-Fußabruck zu schaffen. Gleichermaßen sollen die Studierenden mit speziellen Kursen zum Thema Nachhaltigkeit noch besser einbezogen sowie umweltbezogene Forschungs­vorhaben finanz­iell unterstützt werden.

Text: Moritz Klenk / April 2022

Die Europäische Universität ENGAGE.EU ist ein Zusammenschluss von sieben Universitäten der Wirtschafts- und Sozial­wissenschaften mit dem Ziel, Forschung, Lehre und Wissenstransfer zusammenzubringen. Zu den Aufgaben gehört der Aufbau eines gemeinsamen ENGAGE.EU-Campus, um gemeinsame Studien­angebote zu schaffen. Durch Forschungs­aufenthalte und regelmäßigen Austausch werden die Ursachen und Folgen gesellschaft­licher Veränderungen erforscht und die Er­kenntnisse für die Lehre und Gesellschaft nutzbar gemacht. Als Brücke zwischen Forschung, Innovation und Gesellschaft werden sogenannte ENGAGE.EU-Labs eingerichtet. Die großen gesellschaft­lichen Herausforderungen, mit denen wir heutzutage zu kämpfen haben, sind globalen Ausmaßes, die ganz Europa beeinflussen. Universitäten als akademische Pfeiler der Gesellschaft müssen an sie herantreten und sie einbeziehen.