Ein guter Draht

Mit innovativen Projekten und neuen IT-Services begleitet das Rechenzentrum die Universität Mannheim in einer digitalisierten Welt. Dazu sind um die 30 verschiedene Business-Services in Lehre, Forschung sowie der Verwaltung in Betrieb. 568 WLAN-Accesspoints, PCs von rund 1.600 Beschäftigten sowie Technik in fast 150 Hörsälen muss außerdem funktionieren. FORUM hat vier Menschen getroffen, die dafür sorgen, dass an der Uni Mannheim alles läuft.

Es ist laut wie in einem Maschinenraum, Hightech stellt man sich leiser vor. Doch die will gekühlt werden. Es ist ein heißer Sommertag – im Serverraum der Universitäts-IT läuft in L15 im elften Stock die Klimaanlage auf Hochtouren. „Nur einmal ist die gesamte Klimatechnik ausgefallen und das war über Weihnachten. Da haben wir alle Fenster geöffnet und die Server mit Naturkühlung gefahren“, sagt David Liedke von der Abteilung Datennetz und Medientechnik. „Wir hatten großes Glück, im Sommer hätten wir ein echtes Problem gehabt.“ Denn hier, wo es überall so schön bunt blinkt, liegt das Herzstück der Universitäts-IT – sämtliche Daten und die Mutter aller Router, die über eine dicke Glasfaserleitung im Boden über Stuttgart ins weltweite Netz führt. Wenn hier die Lampen ausgehen, ist aber noch nicht alles verloren. „Dann springt das Notfallrechenzentrum im Keller des Ostflügels ein“, fügt Liedke hinzu. „Der Endnutzer bekommt davon überhaupt nichts mit. Das Netz haben wir so designt, dass Totalausfälle ausbleiben.“

Dieses erstreckt sich über den gesamten Campus vom Kaiserring bis in den Parkring und geht über in viele kleine Netze, an denen die einzelnen Gebäude angeschlossen sind. Jedes Büro, jede elektrische Tür, jedes Zeiterfassungs­terminal und jeder Aufzug ist darüber mit dem Universitäts-IT verbunden. Auf Liedkes Computer laufen alle diese Verbindungen zusammen. So sieht er sofort, wo es Probleme gibt. Auf dem Monitor seines Überwachungs­systems leuchten mehrere Fehlermeldungen rot auf: In den L-Quadraten läuft gerade ein Server auf zu hoher Temperatur. Woanders ist in einem Hörsaal das WLAN seit 10 Uhr offline – das sei jedoch wegen Wartungs­arbeiten so gewollt.

Für die sind Anja Beher und ihre Kollegen vom Hörsaal-Support zuständig. In den Semesterferien nutzt das vierköpfige Team die vorlesungs­freie Zeit, um Beamerlampen auszutauschen, die technischen Geräte zu testen, die PCs zu aktualisieren – damit im laufenden Betrieb alles reibungs­los funktioniert. Ohne Hörsaal-Support würden so manche Professorinnen und Professoren wahrscheinlich verzweifeln. „Gerade zu Vorlesungs­beginn kann auch schon mal Panik ausbrechen, wenn die Dozierenden vor einem vollen Hörsaal stehen und dann an der Technik scheitern“, sagt sie. Meist kann das Team vom Hörsaal-Support telefonisch helfen. Vor allem Anja Beher kennt jeden Hörsaal wie ihre Westentasche. Kein Wunder: Als die ehemalige Hörfunktechnikerin vor 19 Jahren an die Universität Mannheim kam, war sie für gerade mal sechs Hörsäle zuständig. Heute sind es fast 150, die technische Ausstattung jedes einzelnen hat sie miterlebt. Wenn jedoch nichts hilft, flitzt sie mit dem Fahrrad über den Campus. „Im Winter oder bei Regen macht das keinen Spaß – vor allem nicht, wenn ich klitschnass in den Hörsaal komme und das Problem sich bereits von selbst gelöst hat“, sagt Anja Beher und lacht.

Thomas Behles hat da kürzere Wege. Er arbeitet im so genannten Premium-Support für die Abteilung Volkswirtschafts­lehre in L7, 3–5. Seit 2008 kann jede Fakultät oder größere Einrichtung vom Universitäts-IT persönliche Fach­informatiker vor Ort erhalten, die mit den speziellen Bedürfnissen der dortigen Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler vertraut sind. Behles‘ Service reicht von Hard- und Software beratung, über PC-Reparaturen bis hin zur Unterstützung bei der Aufzeichnung von Vorlesungen. Interessant wird es für ihn, wenn er Wissenschaft­ler bei ihren Projekten unterstützt: Ein VWL-Lehr­stuhl forscht in Entwicklungs­ländern in Afrika und auf den Philippinen. Auf den Dörfern und ländlichen Gebieten gibt es keinen Zugang zum Internet. Ihre Befragungen könnten sie ohne die technische Unterstützung von Thomas Behles deshalb nicht durchführen. „Ich bereite die Tablets so vor, dass das Forscherteam auch ohne Verbindung zu unserem Umfrageserver seine Arbeit machen kann“, sagt Behles, der vor allem den persönlichen Kontakt zu den Nutzern schätzt. Mit einem vergleichbaren Job in der Wirtschaft würde er viel mehr verdienen, doch Behles gefällt die familiäre Atmosphäre. „Hier kann ich außerdem zu besserer Forschung und Bildung beitragen“, sagt er. „Geld sollte nicht der Hauptmotivator sein, weshalb man einen Job macht.“

Das sieht auch Martin Stachniss so. Er hat 2006 seine Ausbildung zum Fach­informatiker für Systemintegration am Universitäts-IT der Universität abgeschlossen und es seitdem keine Sekunde bereut. Martin Stachniss – das ist ein Gesicht, das man kennt. Wenn er über die Flure der Verwaltung huscht, um neue Rechner zu installieren, Drucker auszutauschen oder PC-Probleme zu lösen, wird er deshalb meist aufgehalten. „Gut, dass ich Sie sehe, können Sie mal kurz schauen“ ist einer der häufigsten Sätze, die er hört. Die meisten technischen Probleme an den Verwaltungs­rechnern lassen sich einfach lösen. Zum Glück – findet Stachniss: „Besser, es ist nur eine Kleinigkeit, anstatt einer Katastrophe wie beispielsweise der Verlust von Daten.“

Nicht immer ist eine kaputte Festplatte daran schuld, wenn Daten verloren gehen. Im Netz sind viele Hacker unterwegs, die mit ausgefeilten Methoden und Spam-Mails gutgläubige Nutzer in die Falle tappen lassen. Martin Stachniss sendet nicht nur Warnmails an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, sondern gibt auch Schulungen, die mittlerweile für sie alle verpflichtend sind. Hier klärt er über die neuesten Tricks der Internet-Betrüger auf und sensibilisiert für einen vorsichtigeren Umgang mit den eigenen Daten und Passwörtern. „Seit wir diese Grundimmunisierung durchführen, sind die Nutzerinnen und Nutzer spürbar aufmerksamer geworden und informieren uns, wenn ihnen etwas komisch vorkommt“, erzählt er. Vor ein paar Monaten wurde es dann doch mal brenzlich: Mit täuschend echten Bewerbungen auf aktuelle Stellen­ausschreibungen der Uni versuchen Hacker immer wieder so genannte Krypto-Trojaner auf die Rechner zu spielen, die sämtliche Dateien darauf unwiderruflich verschlüsseln. Ein Mitarbeiter hatte solch eine Bewerbung geöffnet, die Universitäts-IT jedoch umgehend informiert. Die rund 400.000 verschlüsselten Dateien auf dem Abteilungs­laufwerk konnte das Team wiederherstellen. „Das hat uns zumindest gezeigt, dass wir für den Ernstfall gut gewappnet sind“, sagt Stachniss.

Bei allem Service und Support hat die Universitäts-IT auch stets die Zukunft im Blick. Das Universitäts-IT als ein moderner und kunden­orientierter IT-Dienstleister für Forschung, Lehre und Verwaltung versorgt die Universität mit qualitativ hochwertigen IT-Services. Ein wichtiges neues Projekt ist der Ausbau des WLAN-Netzes, damit die wachsende Zahl an Endgeräten Platz hat. Es wird auf eine neue IP-Adressen-Version umgestellt und sich auf einen neuen Bürofunkstandard fürs Internet vorbereitet – damit auch in Zukunft alles läuft.

Text: Nadine Diehl / Oktober 2019