Unter den Pflastersteinen des Stiler Hofs, zwischen dem Haupteingang und dem Westflügel des Barockschlosses liegen sie – die verborgenen Schätze der Universitätsbibliothek. Sieben Stockwerke nach unten reicht das Tiefmagazin der Universitätsbibliothek Mannheim, bei optimaler Kühlung lagern hier rund 60.000 Bücher, allesamt wurden sie vor dem Jahr 1850 gedruckt. Nicht wenige unter ihnen stammen aus dem Nachlass des französischen Jesuitenpaters François-Joseph Terrasse Desbillons, der im Zuge des Verbots seines Ordens und auf Einladung des in Mannheim residierenden pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor 1764 in die Kurpfalz kam. Dem zeitgenössischen Publikum war Desbillons als beliebter Fabeldichter bekannt, er selbst verstand sich als Gegner der Aufklärung. Neben seiner beeindruckenden Bibliothek hinterließ Desbillons der Nachwelt auch 150 handschriftliche Dokumente – in ihrer Gänze ist die Sammlung Desbillons unbestritten die bedeutendste und umfangreichste historische Sammlung der UB Mannheim.
In einem von der „Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg“ geförderten Erschließungsprojekt wurde der Nachlass Desbillons wissenschaftlich aufgearbeitet, strukturiert und der Öffentlichkeit digital zur Verfügung gestellt. Feierlicher Abschluss des Erschließungsprojektes wird nun die Ausstellung „Kosmos Desbillons“ sein, die es ab dem Frühjahr 2023 im Bibliotheksbereich A3 zu bestaunen gibt. „Wir nutzen die kalte Jahreszeit, um die jahrhundertealten Schriftstücke vorsichtig ans Tageslicht zu bringen. Im Sommer wäre so eine Ausstellung aufgrund der hohen UV-Strahlung undenkbar“, erzählt Viktor Boecking vom UB-Team. Grundlage der Ausstellung bilden neben den historischen Altbeständen der UB auch weitere Archivalien, die als Leihgaben von unterschiedlichen Mannheimer Kulturinstitutionen bereitgestellt werden.
Text: Jule Leger / Oktober 2022