„Wer bei VISUM aktiv ist, erwartet im Allgemeinen keine Gegenleistung. Es gibt uns einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir jedes Semester hunderten internationalen Studierenden in ihrer Anfangszeit in Mannheim helfen können“, fasst Ibrahim Gezer sein Engagement mit strahlenden Augen zusammen. Der 27-jährige BWL-Student ist seit drei Jahren Mitglied in der Studierendeninitiative und hat bereits verschiedene Ämter ausgeübt. Alina Schorn, Unternehmensjura-Studentin und amtierende Präsidentin von VISUM, ergänzt: „Man trifft bei VISUM auf so viele verschiedene Kulturen und Persönlichkeiten. Ich habe mehrere Freundinnen und Freunde durch die Initiative kennengelernt und unternehme auch außerhalb von VISUM-Veranstaltungen viel mit ihnen.“
Das Konzept der bereits seit 1992 bestehenden Initiative ist einfach: Auf ihrer Webseite gibt es zwei Formulare – eins für deutsche Studierende, die sich mindestens ein Semester lang als Buddy zur Verfügung stellen, und eins für internationale Studierende, die gerne einen deutschen Buddy an ihrer Seite hätten. Darin können Interessierte Informationen über sich sowie eine Sprache angeben, die ihr Buddy neben Englisch möglichst auch sprechen sollte. „Wir versuchen, den Sprachwunsch bei so vielen Studierenden wie möglich zu erfüllen, aber können das leider nicht garantieren“, erklärt Ibrahim. Nachdem sie deutsche und internationale Studierende miteinander gematcht haben, erhalten beide eine E-Mail mit den Kontaktdaten ihres jeweiligen Buddys. Der deutsche Buddy dient seinem internationalen Buddy dann als Ansprechperson bei Fragen oder Problemen und unterstützt ihn dabei, sich so gut wie möglich in Mannheim einzuleben. „An unserem Programm können sowohl Austauschstudierende teilnehmen, die nur ein Semester lang hier sind, als auch Studierende, die für ihren gesamten Bachelor oder Master nach Deutschland kommen. Manchmal registrieren sich sogar Internationals, die an anderen Mannheimer Hochschulen studieren werden. Denen vermitteln wir dann ebenfalls gerne einen Buddy“, berichtet Alina. Im aktuellen Herbst-/Wintersemester konnte VISUM rund 550 Buddy-Paare matchen – vor der Corona-Pandemie waren es sogar weit mehr als 1.000.
Doch mit dem Matching der Buddy-Paare ist die Arbeit für die rund 180 VISUM-Mitglieder noch nicht getan: Während des Semesters bieten sie verschiedene Veranstaltungen für die Buddys, aber oftmals auch für weitere interessierte Studierende an – zum Beispiel Mottoabende, Karaokepartys oder Besuche von Fußball- und Eishockeyspielen. Ein Highlight ist für Alina und Ibrahim der Pub Crawl. „Das ist eine Kneipentour, bei der die Teilnehmenden in vier Teams eingeteilt werden und dann in einer bestimmten Reihenfolge verschiedene Bars und Kneipen besuchen. Zum Abschluss treffen sich alle Teams in einem Club und lassen den Abend zusammen ausklingen“, erklärt die 21-Jährige. „Aber wir machen natürlich nicht nur Party“, lacht Ibrahim. „In jedem Semester stehen auch Museumsbesuche, Städte-Trips, Radtouren und vieles mehr auf dem Programm.“ Dann wird der BWL-Student ernst: „Die Corona-Pandemie hat unsere Arbeit in den letzten zwei Jahren sehr erschwert. Es war nicht möglich, in einer Zeit ohne Präsenz-Uni genügend deutsche Buddys zu finden – teilweise musste sich ein VISUM-Mitglied um sechs oder sieben internationale Studierende gleichzeitig kümmern. Wir haben viele Online-Events organisiert, um den Internationals trotzdem etwas bieten zu können, aber das ist natürlich nicht vergleichbar.“
Die Freude, die Alina und Ibrahim an ihrer Arbeit bei VISUM haben, ist den beiden ins Gesicht geschrieben. „Wir bekommen so viele positive Rückmeldungen – sowohl von den deutschen als auch den internationalen Studierenden. Einmal hat sich ein Student sogar bei mir bedankt, weil er durch VISUM seine zukünftige Frau gefunden hat“, lacht Ibrahim. Er selbst nimmt aus der Zeit in der Initiative ebenfalls einiges mit: „Ich habe hier viele Freundschaften mit Studierenden aus aller Welt geschlossen und meinen besten Freund kennengelernt.“ Auch Alina war direkt klar, dass VISUM die richtige Initiative für sie ist: „Mit meinen bisherigen Buddys habe ich unvergessliche Momente erlebt und ich kann allen Studierenden nur empfehlen, diese Erfahrung einmal selbst zu machen. Ich bin zuversichtlich, dass auch in diesem Semester wieder viele internationale Freundschaften durch unser Buddy-Programm entstehen werden.“
Text: Jessica Scholich / Oktober 2022