Neuer EU-Bericht: Warum Frauen in der Wissenschaft auch nach der Pandemie besondere Unterstützung brauchen
Die EU-Kommission veröffentlichte einen neuen Bericht (Policy Report) zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Frauen in Forschung und Entwicklung. Eine zentrale Erkenntnis: Junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern leiden besonders unter den Folgen der Pandemie und brauchen künftig mehr Unterstützung. Das ergab die Untersuchung der vom Mannheimer Betriebswirt Marc Lerchenmüller geleiteten Arbeitsgruppe, die Frauen in der frühen Karrierestufe im Fokus hatte. Insgesamt 14 Forschende aus ganz Europa, verteilt auf vier Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, haben an dem Bericht mitgewirkt.
Ziel des EU-Berichts ist es, Handlungsempfehlungen zu entwerfen, wie einzelne Nationalstaaten die Folgen der Pandemie auf die Wissenschaft besser ausgleichen können und wie man bestehende europäische Forschungsprogramme wie Horizon Europe oder ERC-Förderungen anpassen kann. Die Arbeitsgruppe um Juniorprofessor Dr. Marc Lerchenmüller befasste sich schwerpunktmäßig mit Frauen in der frühen Karrierestufe. Der an der Universität Mannheim tätige Ökonom ist der einzige in Deutschland angesiedelte Autor des Policy Reports.
Eine zentrale Empfehlung seiner Arbeitsgruppe ist es, langfristige Datenerhebungen in den einzelnen EU-Staaten durchzuführen, um die Situation der jungen Wissenschaftlerinnen nach der Pandemie zu erfassen – ein sogenanntes Monitoring. Erst auf Basis solcher Daten sei es möglich, ihre Lage besser einzuschätzen und funktionierende Förderprogramme ins Leben zu rufen. „Die Konsequenzen aus zwei Jahren Pandemie sind nicht nach den zwei Jahren aus der Welt“, begründet Lerchenmüller.
Bestehende Förderprogramme, die im Zuge der Pandemie für Nachwuchsforschende entstanden sind, sollten zudem überarbeitet werden. „Gleichbehandlung bedeutet nicht Chancengerechtigkeit“, stellt der Mannheimer Ökonom fest. Junge Wissenschaftlerinnen mit kleinen Kindern hätten schließlich die meiste Arbeitszeit während der Pandemie eingebüßt – das zeigen die bisherigen Daten deutlich. „Wenn man diese Unterschiede mit geschlechtsneutralen Interventionen auszutarieren versucht, wird es ungerecht“, sagt Lerchenmüller.
Text: Yvonne Kaul/