Von Codes und Paragrafen
Die Digitalisierung hat unsere Welt in den letzten Jahrzehnten auf den Kopf gestellt, und das Rechtswesen bildet hierbei keine Ausnahme. Die studentische Initiative Legal Tech Community (LTC) widmet sich genau diesen Veränderungen: Sie erkundet Schnittstellen zwischen Recht und Technologie und möchte die Zukunft des Rechts mitgestalten. Alle Studierenden der Uni Mannheim sind bei LTC willkommen. Die einzige Voraussetzung: ein Interesse an Codes und Paragrafen.
Wie kann das Rechtswesen digitalisiert werden? Soll es für Bürger*innen bald eine Online-Rechtsberatung geben? Wie können Kanzleien und Unternehmen von KI-Technologien profitieren? Um die breite Palette der Legal Tech-Themen kennenzulernen, organisiert die Hochschulinitiative Legal Tech Community (LTC) für ihre Mitglieder regelmäßig Vorträge, Panels, Kurse und Diskussionen. Dabei ist es den beiden Vorstandsmitgliedern und Jurastudenten Justus Wecker und André Güth wichtig, dass jedes Mitglied seinen Interessen bei LTC nachgehen und neue Fähigkeiten erlernen kann.
Pro Semester plant das LTC-Team drei bis vier Veranstaltungen. Das bisherige Highlight für Güth: Ein in der Entwicklung befindlicher Python-Kurs, bei dem realitätsnah auf Jura bezogene, technische Inhalte vermittelt werden. „Durch den Kurs und dadurch, dass ich Mitglied geworden und jetzt auch im zweiten Jahr im Vorstand bin, kenne ich mich mittlerweile ziemlich gut mit Python aus“, bemerkt Güth. Anderen empfiehlt er, sich nicht von komplexen Sachverhalten abschrecken zu lassen: „Das kommt alles mit der Zeit und dafür sind wir ja auch hier. Du musst vorher nichts wissen.“ Im laufenden Semester steht unter anderem der Themenkomplex Geldwäsche auf dem Plan. Über Kurse und Vorträge will LTC ihren Mitgliedern das Thema näherbringen. Güth erklärt, dass Compliance Regeln und automatisierte KI-Programme Unternehmen auf Gefahren der Geldwäsche hinweisen und die Suche nach Geldwäsche vereinfachen können. IT-Lösungen für rechtliche Fragestellungen zu finden, ist aus Sicht von LTC die Antwort auf die digitalen Veränderungen. In den letzten Semestern beschäftigten sich ihre Veranstaltungen deshalb mit den Schwerpunktthemen „Kryptowährungen“, „e-Sport“, „Cyberangriffe“ und „Robo-Advice“.
Gegründet wurde die Legal Tech Community an der Universität Mannheim im Jahr 2020. Sie hat aktuell 35 Mitglieder, die überwiegend Jura oder Wirtschaftsinformatik studieren. Wecker würde sich freuen, auch Studierende aus den anderen Fakultäten für die Initiative zu gewinnen: „Gerade die Interdisziplinarität macht das Ganze erst spannend“, meint er. Und wenn es um KI und ihren sozialen und kulturellen Einfluss auf Recht und Gesellschaft geht, sei der sozial- und geisteswissenschaftliche Input unermesslich. Die Universität Mannheim ist nicht die einzige Hochschule in Deutschland, an der es eine Legal Tech Initiative gibt, die von und für Studierende ins Leben gerufen wurde. Insgesamt gibt es in Deutschland bis zu 10.000 Studierende, die sich für die Sichtbarkeit und Themenvielfalt von Legal Tech engagieren. Für die Zukunft wünschen sich Wecker und Güth neben vielen neuen Mitstreiter*innen einen Lehrstuhl an der Universität Mannheim, der sich dem Feld Legal Tech widmet: „Das Thema spielt für viele verschiedene Rechtsgebiete, die auch an der Universität gelehrt werden, eine Rolle. In Hinblick auf die Digitalisierung und die gewandelten Anforderungen an die Berufswelt wäre es gut, dass wir Studierende da noch aktiver geschult werden.“
Text: Benedikt Kastner/