Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

Geschichte, Germanistik und Gehirnjogging

Das Gasthörendenstudium an der Universität Mannheim feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Was in den 1980er Jahren mit 35 Hörer*innen begann, ist heute ein fest etabliertes Angebot mit Hunderten Teilnehmenden pro Semester.

Die Aula ist am Nachmittag des 25. April 2024 gut besucht. Ein Festvortrag zur Wissenschaft­lichen Weiterbildung in der zweiten Lebens­hälfte wird präsentiert, auch eine Podiumsdiskussion findet statt. Es werden Hände geschüttelt und gegenseitiger Dank ausgesprochen. Gemeinsam blicken die Gäste der Jubiläums­veranstaltung zurück auf 40 Jahre Gasthörendenstudium an der Universität Mannheim.

Im Wintersemester 1983 betraten die ersten 35 Senior*innen die Hörsäle des Barockschlosses. Zu verdanken war dies der ehemaligen Mannheimer Professorin Dr. Elfriede Höhn, die den Grundstein für das damalige Seniorenstudium gelegt hatte und die Entwicklung des Programms mit Nachdruck vorantrieb. 1995 gab sie das Amt an den emeritierten Professor Dr. Hans Raffée ab. Für das von Beginn an integrativ gedachte Konzept, welches die Eingliederung älterer Generationen in die Vorlesungen regulärer Studierender vorsieht, engagierte sich auch Dr. Rosmarie Günther, Dozentin für Alte Geschichte. Bis heute setzt sie sich für generations­übergreifendes Lernen ein.

Neues lernen und geistig fit bleiben

Zwar ist ein Großteil der Teilnehmenden über 60 Jahre alt. Doch das Gasthörendenstudium bietet auch jüngeren Menschen die Gelegenheit, sich zu orientieren und weiterzubilden. Bei den rund 400 Gasthörenden spielen aber auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. „Die Nachberuflichkeit ist oft ein großes Thema. Niemand will in ein Loch fallen nach dem Renteneintritt, deshalb kommen die Interessierten schon im Voraus auf mich zu und planen ihr Gasthörendenstudium“, erklärt Doris Lechner, die seit 2007 für die Koordination des Programms verantwortlich ist.

Die Motivation der Gasthörenden ist vielfältig: Einige geben an, dass sie sich geistig fit halten, andere Ansichten kennenlernen oder ihre freie Zeit sinnvoll gestalten möchten. Auch ältere Paare nehmen teil, die ihre Zeit gemeinsam verbringen wollen. Bei den Fächern sind Geschichte, Philosophie und sozial­wissenschaft­liche Studien­gänge besonders beliebt. 

Prinzipiell steht diese besondere Art des Studierens allen offen. Wahrgenommen wird das Angebot jedoch primär von Menschen, die Abitur gemacht haben. Laut Lechner haben drei Viertel der Teilnehmenden sogar ein Regelstudium hinter sich: „Es ist leider für viele eine Hürde, an die Uni zu gehen, wenn sie vorher noch nie dort waren. Durch die Anmeldekriterien versuchen wir aber klarzustellen, dass das Programm an alle gerichtet ist – unabhängig von Bildung, Herkunft und Alter.“

Auch Online-Veranstaltungen im Angebot

Etwa 250 Veranstaltungen aus allen Fach­bereichen werden jedes Semester von den Dozierenden freigegeben, abgerundet wird das Angebot von Projekten wie „Alter lernt und forscht“ und Vorlesungen oder Vortragsreihen speziell für Gasthörende. Einige Veranstaltungen finden aufgrund hoher Nachfrage online statt. Das kommt insbesondere weniger mobilen Personen entgegen.

Gasthörer Hans Uhrig erzählt dazu: „Die Digitalisierung hat natürlich gewisse Vorzüge. Vor ein paar Jahren war es aber einfacher, auch mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Die haben sich immer gefreut, wenn sie mal eine Vorlesung verpassten und dann unsere Mitschriebe zum Lernen bekamen.“ Vor 24 Jahren nahm Uhrig gemeinsam mit seiner Ehefrau das erste Mal am Gasthörendenstudium der Universität Mannheim teil. Seitdem versäumten die beiden nur ein einziges Semester und beweisen damit: Man lernt nie aus!

Text: Alina Fröhlich / August 2024

Weitere Infos finden Sie auf der Webseite des Gasthörendenstudiums.