Vorfreude auf Paris
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen – ein Ziel, auf das viele Sportler*innen ihre ganze Karriere lang hinarbeiten. Auch fünf Spitzensport-Stipendiat*innen der Universität Mannheim und der Mannheim Business School bereiten sich seit Monaten darauf vor, ab Ende Juli in Paris an den Start zu gehen. FORUM hat während dieser Zeit mit den Studierenden gesprochen.
Juli 2024. Es ist Hochsommer in Paris. Tausende Sportler*innen aus mehr als 200 Ländern reisen in die französische Hauptstadt, um sich auf dem Spielfeld, im Stadion oder auf dem Wasser zu messen. Unter ihnen: mehrere Mannheimer Studierende, die vom Spitzensport-Stipendium Metropolregion Rhein-Neckar (SSMRN) gefördert werden.
Gleich drei Stipendiat*innen möchten im Feldhockey mit ihren Teams um eine Medaille kämpfen: Raphael Hartkopf, Student des Mannheim Master in Management Analytics an der Mannheim Business School (MBS), Unternehmensjura-Student Linus Müller sowie Sonja Zimmermann, die derzeit einen Bachelorabschluss in Kultur und Wirtschaft: Romanistik und BWL anstrebt. Bereits im Kindesalter haben sie die Liebe zum Hockey für sich entdeckt.
„Es klingt kitschig, aber es wäre schon ein Traum, der für mich in Erfüllung geht“, beschreibt Hartkopf die Vorstellung, gemeinsam mit seinem Team zu den diesjährigen Olympischen Spielen zu fahren. Es wäre seine erste Teilnahme an dem traditionsreichen Wettkampf, doch sein Ziel ist klar: „Am Ende möchte ich auch mit Gold nach Hause fahren.“
Das Interesse am Feldhockey verdanke der MBS-Student seinen Eltern, die den Sport ebenfalls beide betrieben haben. „Mit fünf Jahren habe ich damit angefangen und mich dann als Teenager dazu entschieden, ihn professionell auszuüben.“ Dank der Unterstützung des Spitzensport-Stipendiums sei es ihm möglich, die Vorbereitung auf Olympia und sein Studium gut miteinander zu vereinbaren.
Olympia-Erfahrung im Gepäck
Im Gegensatz zu Hartkopf würden Müller und Zimmermann mit Erfahrung im Gepäck nach Paris reisen: Beide Spieler*innen haben bereits 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teilgenommen. Zimmermanns Mannschaft belegte den sechsten Platz, das Team von Müller verpasste mit Platz vier knapp das Treppchen.
„Im Halbfinale habe ich damals einen Ball abbekommen und einen Quetschbruch an der Hüfte erlitten“, erzählt Müller. „Also konnte ich leider das Spiel um Platz drei nicht mitspielen.“ Sein Ziel für dieses Jahr liegt daher nahe: eine Medaille gewinnen. Um die Balance zwischen Sport und Studium zu finden, teile er seine Zeit in Phasen ein: „Im vergangenen Jahr war das Studium eher zweitrangig. Zudem hatte ich wegen eines Bandscheibenvorfalls mit Rückenproblemen zu kämpfen, die durch stundenlanges Sitzen in der Bibliothek nicht unbedingt besser werden“, so der angehende Unternehmensjurist. „Nach den Olympischen Spielen werde ich meinen Fokus wieder mehr auf die Uni richten.“
Zimmermann hat zum diesjährigen Austragungsort eine besondere Verbindung: „Ich habe schon ein Auslandssemester in Paris absolviert und mein Freund wohnt auch dort. Außerdem finden die Hockeyspiele in Colombes statt – der Partnerstadt von Frankenthal, wo ich groß geworden bin.“ Die Studentin, die bereits seit ihrem fünften Lebensjahr auf dem Spielfeld steht, blickt optimistisch auf die bevorstehende Zeit: „Ich glaube, mit unserer Mannschaft ist alles möglich.“
Die Unterstützung durch das SSMRN empfindet Zimmermann als sehr hilfreich: „In der aktuellen Phase ist es schwer, Hockey und Studium miteinander zu vereinbaren. Das muss man alles sehr gut organisieren.“ Das Stipendium sei für sie eine gute Anlaufstelle, um beispielsweise Lösungen bei Terminkollisionen zu finden.
Kurzsprint und Bahnrad
Unternehmensjura-Studentin und Leichtathletin Lisa Nippgen, die in diesem Jahr im Kurzsprint an den Start gehen möchte, stand ebenfalls schon einmal kurz vor der Teilnahme an einem der größten Sportevents der Welt. „Ich war 2021 in Tokio nominiert, habe mich dann aber vor Ort im Pre-Camp nach einer Woche verletzt und musste wieder nach Hause fliegen“, berichtet sie.
Um sich intensiv auf den Wettbewerb vorzubereiten, hat Nippgen im Frühjahr ein Urlaubssemester genommen. Generell habe sie von Beginn an geplant, ihr Studium in die Länge zu strecken. „Dabei habe ich auch Unterstützung von der Uni und vom Stipendium bekommen.“ Neben dem sportlichen Ehrgeiz sei ihr in Paris vor allem eines wichtig: die Zeit zu genießen.
Tobias Buck-Gramcko fährt bereits seit seinem 13. Lebensjahr Rennrad, mit einer Nominierung für Paris würde er nun das für ihn „höchste sportliche Ziel“ erreichen. Seit Monaten bereitet er sich mit seinem Team darauf vor, in der Disziplin Mannschaftsverfolgung im Bahnradsport um einen Platz auf dem Treppchen zu kämpfen. „Ich wäre stolz, Deutschland bei Olympia vertreten zu dürfen“, sagt der Student des Mannheim Master in Management.
Am Höhentrainingslager konnte Buck-Gramcko wegen der Klausurenphase im Frühjahrs-/Sommersemester nicht teilnehmen. Zur Vorbereitung sei er jedoch mehrere Straßenrennen gefahren, „die letzten Wochen vor den Olympischen Spielen verbringen wir dann auf der Bahn“, erzählt er.
Alumna gewinnt Goldmedaille
Die Universität Mannheim blickt bereits auf einige Olympia-Teilnahmen ehemaliger Spitzensport-Stipendiat*innen zurück: 2016 in Rio de Janeiro, 2021 in Tokio und bei den Winterspielen 2022 in Peking gingen sechs Studierende in ihren Disziplinen an den Start.
Den größten Erfolg erzielte Alumna Malaika Mihambo, die 2021 die Goldmedaille im Weitsprung gewann. Die Leichtathletin schloss 2016 ihr Bachelorstudium der Politikwissenschaft an der Universität ab. Alexandra Burghardt, ehemalige Studentin der Medien- und Kommunikationswissenschaft, erreichte in Peking den zweiten Platz im Zweierbob.
Text: Jessica Scholich / August 2024
Redaktionsschluss der aktuellen FORUM-Ausgabe war im Juni 2024. Zu diesem Zeitpunkt galt die Teilnahme der fünf Stipendiat*innen an den Olympischen Spielen als wahrscheinlich, aber nicht sicher. Änderungen und Ereignisse, die nach Redaktionsschluss stattgefunden haben, konnten daher im Artikel nicht berücksichtigt werden.