Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

Diskriminierung verschlechtert direkt und unmittelbar die psychische Gesundheit

Bisher gab es punktuell Hinweise darauf, dass Diskriminierung die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden verschlechtert. Mit einer aktuellen Über­sichtsarbeit zeigen Forscherinnen der Universität Mannheim diese Wirkung jetzt erstmals klar auf.

Die systematische Über­sichtsarbeit von Christine Emmer, Julia Dorn und Prof. Dr. Jutta Mata, Inhaberin des Lehr­stuhls für Gesundheitspsychologie an der Universität Mannheim, ist im renommierten Fach­journal Psychological Bulletin erschienen. Das Ergebnis: Diskriminierung verschlechtert direkt und unmittelbar die psychische Gesundheit. Den größten Effekt übt sie dabei auf Aspekte wie Wut und Feindseligkeit aus – Reaktionen also, die sich gegen andere Personen richten. Die Arbeit über den aktuellen Forschungs­stand schließt insgesamt 73 experimentelle Studien mit mehr als 12.000 Teilnehmenden ein.

„Bisher wiesen vereinzelte Studien darauf hin, dass Diskriminierung eine Verschlechterung von psychischer Gesundheit und Wohlbefinden auslöst. Die aktuelle Über­sichtsarbeit fasst alle Forschungs­arbeiten zusammen und kann diese Wirkung jetzt sehr klar zeigen“, sagt Erstautorin Christine Emmer. Die Ergebnisse der Studie belegen zahlreiche Experimente. Indem man viele verschiedene Experimente – mit all ihren Stärken und Schwächen – analysiert, bekommt man die beste Schätzung des wahren Effektes.

Sexuelle Orientierung: Einfluss am stärksten

Über­raschend war, dass die stärkste Wirkung entstand, wenn Teilnehmende sich an tatsächliche Ereignisse erinnerten oder Zeug*innen wurden, wie andere diskriminiert wurden – und nicht, wenn Teilnehmende direkt im Labor Diskriminierung erfuhren. Nicht der abwertende Kommentar der Versuchsleitung im Labor war entscheidend für die psychische Gesundheit, sondern die Erinnerung an eine persönliche Situation oder an das Beobachten von Diskriminierungs­erfahrungen anderer. Das zeigt, dass Diskriminierung nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Wohlbefinden einen starken Eindruck hinterlässt.

Den stärksten unmittelbaren negativen Einfluss auf psychische Gesundheit hatte Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung. Zu anderen Formen von Diskriminierung, wie beispielsweise aufgrund von Religion oder Behinderung, gebe es zu wenige Studien, um eine systematische Analyse vorzunehmen, so Prof. Dr. Jutta Mata: „Hier gibt es einfach noch sehr viel Forschungs­bedarf.“

Text: Yvonne Kaul / August 2024