Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

Willkommen an der Universität Mannheim

FORUM stellt neue Professor*innen an der Universität Mannheim vor. Dieses Mal: Prof. Marc Ratkovic, Ph.D., Prof. Dr. Corina Aguilar-Raab und Prof. Dr. Sebastian Stier.

Prof. Marc Ratkovic, Ph.D.

Professur für Social Data Science

Statistik, Politik­wissenschaft, Informatik – die Forschungs­interessen von Prof. Marc Ratkovic, Ph.D., sind breit gefächert. Und sein Karriereweg verlief alles andere als geradlinig: Nach dem Studium arbeitete er zunächst drei Jahre als Lehrer an einer Middle School in New York. Später als Makler für gewerbliche Immobilien. Zur Wissenschaft fand der gebürtige Amerikaner auf Umwegen – und wollte sich von Anfang an nicht auf eine Disziplin festlegen.

Als Dozent an der Princeton University beschäftigte er sich beispielsweise mit maschinellem Lernen in den Sozial­wissenschaften. Sein Schwerpunkt dort war die sogenannte kausale Inferenz, also das Wissen darüber, wie man kausale Zusammenhänge aus Beobachtungs­daten gewinnen kann. Seine Arbeit auf dem Gebiet wurde vielfach zitiert und brachte ihm Preise sowie eine Förderung von rund 850.000 US-Dollar ein. Auf Basis von mehr als einer Milliarde Beobachtungen konnte Ratkovic beispielsweise zeigen, dass die Entscheidung, ob ein Staat Handel treibt, stark politisch geprägt ist – und nicht wirtschaft­lich. Und dass eine solche Entscheidung vor allem davon abhängt, wie offen ein Land Freihandels­zonen gegenübersteht.

Nach insgesamt zwölf Jahren in Princeton wechselte der Politik­wissenschaft­ler im September 2023 an die Universität Mannheim. „Ich bin hierhergezogen, um Neues und Innovatives aufzubauen“, so Ratkovic. Sein aktuelles Projekt versteht er als Service für andere Forschende: Künftig soll es allen möglich sein, viermal im Jahr eine automatisierte Zusammenfassung der Forschung im eigenen Bereich zu bekommen. Hunderttausende politik­wissenschaft­liche Arbeiten werden dafür nach Mannheim geholt. Den dazu nötigen Server baut er gerade auf. „Das hilft meinen Kolleg*innen, auf ihrem Gebiet auf dem Laufenden zu bleiben“, so Ratkovic. Daneben treibt er die eigene Forschung im Bereich der Sprach­modelle voran und versucht herauszufinden, wie man diese mit grundlegenden statistischen Methoden verbinden kann.

In seiner neuen Heimat fühlte er sich auf Anhieb wohl. Diese Begeisterung versucht er auch an seine beiden Söhne zu vermitteln: Als Abendlektüre steht im Hause Ratkovic die Geschichte der Kurpfalz auf dem Programm.

Forschungs­schwerpunkte:

  • Maschinelles Lernen
  • Kausale Inferenz
  • Politische Methodologie

Ausgewählte Stationen:

  • 2013 bis 2023: Assistant Professor an der Princeton University
  • 2011 bis 2012: Postdoc an der Princeton University
  • 2011: Promotion an der University of Wisconsin-Madison

Prof. Dr. Corina Aguilar-Raab

Lehr­stuhl für Klinische Psychologie, Interaktions- und Psychotherapieforschung

Wie wirken sich Beziehungen und emotional-soziale Kompetenzen von Menschen auf eine Psychotherapie aus? Und wie können sie herausfordernde Situationen mit Emotions- oder Selbstregulation bewältigen? Dies sind nur zwei von vielen Fragen, mit denen sich Prof. Dr. Corina Aguilar-Raab in ihrer Forschung beschäftigt. Die Psychologin ist seit Oktober 2023 Inhaberin des Lehr­stuhls für Klinische Psychologie, Interaktions- und Psychotherapieforschung an der Universität Mannheim.

„Im Mittelpunkt meiner Forschung steht die Beziehungs­qualität“, fasst Aguilar-Raab ihre Interessen zusammen. „Ich unter­suche soziale Interaktionen im Kontext von Gesundheit und psychischen Erkrankungen.“ Zudem beschäftigt sie sich mit Konzepten aus dem Bereich Contemplative Science wie Achtsamkeit und Mitgefühl. Weitere Schwerpunkte liegen darauf, Outcome- und Prozess­faktoren in der Psychotherapie – auch im Rahmen des neuen klinischen Master­studien­gangs – zu erforschen oder Alltagsindikatoren für den Erfolg einer Therapie zu unter­suchen. „Ich freue mich darauf, diese Forschungs­bereiche weiterzuentwickeln und mit den Mannheimer Studierenden zusammenzuarbeiten“, so die Professorin.

Nach ihrem Studium der Diplom-Psychologie in Heidelberg hat sich Aguilar-Raab auf die tiefenpsychologisch fundierte sowie die systemische Psychotherapie spezialisiert und für beide Fach­gebiete eine Approbation beziehungs­weise Zusatzanerkennung erhalten. Wertvolle Erfahrungen sammelte sie im Ausland, vor allem in Asien: „Einige Zeit habe ich in Nepal verbracht, wo ich in einem psychiatrischen Krankenhaus und einer ambulanten Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Menschen gearbeitet habe. Diese Erfahrung war für mich besonders prägend.“

Zuletzt leitete sie die Psychotherapeutische Hochschul­ambulanz am Institut für Medizinische Psychologie des Universitäts­klinikums Heidelberg und lehrte an der Universität Heidelberg. Ihren Wechsel nach Mannheim begründet Aguilar-Raab hauptsächlich mit der inhaltlichen Ausrichtung an der sozial­wissenschaft­lichen Fakultät sowie den strukturellen Voraussetzungen – und den damit verbundenen Möglichkeiten, den neuen klinischen Master­studien­gang mit aufzubauen und weiterzuentwickeln. „Außerdem ist der Standort ideal – das gilt sowohl für die Zusammenarbeit mit meinen Kolleg*innen im Fach­bereich als auch für interdisziplinäre Kooperationen sowie für den Ausbau der psychosozialen Patient*innenversorgung, die eng verzahnt ist mit meinen Lehr- und Forschungs­interessen.“

Forschungs­schwerpunkte:

  • Einfluss von klinischen und präventiven Interventionen auf soziale Interaktionen, Beziehungs­qualität und psychische Gesundheit
  • Soziale Interaktions- und Kognitions­prozesse
  • Psychobiologische Bewertung klinischer und präventiver Interventionen

Ausgewählte Stationen:

  • 2020 bis 2023: Aufbau und Leitung der Psychotherapeutischen Hochschul­ambulanz am Universitäts­klinikum Heidelberg
  • 2021 bis 2022: Vertretungs­professorin Klinische Psychologie an der Universität Kassel
  • 2018 bis 2023: Habilitation, Venia Legendi im Fach Psychologie an der Universität Heidelberg
  • 2018: Approbation als Psychologische Psychotherapeutin
  • 2007 bis 2010/11: Promotion an der Universität Heidelberg

Prof. Dr. Sebastian Stier

Professur für Computational Social Science

„Eine Win-Win-Situation für mich und beide Institutionen“ – so beschreibt Prof. Dr. Sebastian Stier die Stelle, die er im Dezember 2023 angetreten hat. Denn der Sozial­wissenschaft­ler ist seitdem nicht nur als Professor für Computational Social Science an der Universität Mannheim tätig, sondern auch Leiter der gleichnamigen Abteilung am GESIS – Leibniz-Institut für Sozial­wissenschaften.

GESIS ist ihm bereits bestens bekannt: Nach Studium sowie Promotion in Politik­wissenschaft an der Universität Heidelberg begann er 2016, als Postdoc in der Abteilung Computational Social Science bei GESIS zu arbeiten. Hinter Computational Social Science verbirgt sich ein noch junges, interdisziplinäres Forschungs­feld an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Sozial­wissenschaften, Informatik und Data Science. Es zielt darauf ab, Fragestellungen zu menschlichem Verhalten mit computer­gestützten Methoden zu unter­suchen. „Das Feld der Computational Social Science hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt – und mein Forschungs­profil ist sozusagen mitgewachsen. Mittlerweile bin ich sehr interdisziplinär aufgestellt“, erzählt Stier von seinem Werdegang.

Laut dem Wissenschaft­ler basiert seine Disziplin auf zwei Säulen: „Zum einen nutzen wir digitale Verhaltensdaten, also große Datensätze, die wir von Onlineplattformen oder individuellen Internetnutzenden beziehen. Zum anderen greifen wir auf Methoden zurück, die aus der Informatik kommen und es erlauben, diese Daten automatisiert und in großem Maßstab auszuwerten.“ Neben methodischen Arbeiten liegt sein Forschungs­schwerpunkt auf dem Einfluss digitaler Medien auf gesellschaft­liche und demokratische Prozesse.

Und wie unter­scheiden sich seine Aufgaben bei GESIS und an der Universität? „Die beiden Institutionen setzen unter­schiedliche Schwerpunkte. Während die Uni Mannheim primär in Forschung und Lehre tätig ist, versteht sich GESIS als eine forschungs­basierte Infrastruktur­einrichtung für die Sozial­wissenschaften.“ Das Institut diene zudem als Serviceanbieter, indem es Methoden, Tools und Daten für die sozial­wissenschaft­liche Community bereitstellt, betont Stier. Beide Institutionen arbeiten bereits seit vielen Jahren eng zusammen, woran der Sozial­wissenschaft­ler künftig anknüpfen möchte: „Die Professur ist eine großartige Möglichkeit, diese Kollaborationen zu vertiefen und im Bereich der Computational Social Science auszubauen.“

Forschungs­schwerpunkte:

  • Erhebung von digitalen Verhaltensdaten
  • Digitale Demokratie
  • Politische Soziologie

Ausgewählte Stationen:

  • 2016 bis 2023: Senior Researcher bei GESIS
  • 2018 bis 2019: Vertretungs­professor an der Universität Duisburg-Essen
  • 2015: Promotion an der Universität Heidelberg

Texte: Yvonne Kaul und Jessica Scholich / August 2024