Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

„Die Professoren haben uns vor allem Menschlichkeit vermittelt“

1931 in Mannheim gegründet, ist die FUCHS SE heute der größte unabhängige Schmierstoffhersteller der Welt – und noch immer in Familienhand: Bereits 2004 übergab Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs den Vorstandsvorsitz an seinen Sohn Stefan Fuchs, 2017 den Aufsichtsratssitz an seine Tochter Dr. Susanne Fuchs und im Januar 2024 die Geschäftsführung der Rudolf Fuchs GmbH & Co. KG ebenfalls an seine Tochter. Daneben engagieren sich die drei Unter­nehmer*innen seit Jahrzehnten für Forschung und Lehre an der Universität Mannheim. Beim diesjährigen Universitäts­tag wurden sie dafür geehrt. Im Interview sprechen sie über ihr Engagement und verraten, wie ihnen die Balance zwischen Unter­nehmen und Familienleben gelingt.

FORUM: Herr Dr. Manfred Fuchs, Herr Stefan Fuchs, Sie haben beide Betriebs­wirtschafts­lehre an der Universität Mannheim studiert. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Studien­zeit?

Manfred Fuchs: Ich habe von 1958 bis 1962 im Schloss studiert – damals gab es noch die Diplom­studien­gänge. Durch den frühen Tod meines Vaters Rudolf Fuchs, der die Firma gegründet hat, habe ich bereits 1963 ihre Leitung übernommen. Trotzdem bin ich nochmal an die Universität zurückgekehrt, um berufsbegleitend zu promovieren. Ich habe unglaublich viel gelernt, was ich in meinem Beruf als Unter­nehmer direkt anwenden konnte. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir auch die vielen bedeutenden Professoren, von denen ich lernen durfte, zum Beispiel August Marx oder Hans Raffée. Sie haben uns neben den fach­lichen Inhalten vor allem Menschlichkeit vermittelt. Das haben wir Studierende sehr geschätzt.

Stefan Fuchs: 1994 habe ich meinen Abschluss als Diplom-Kaufmann bei Professor Christoph Spengel gemacht. Die Zeit an der Universität Mannheim hat mich geprägt, weil ich dort viele wertvolle Dinge gelernt habe. Aber auch die Schneckenhofpartys sind mir in guter Erinnerung geblieben. Und es ist schön zu sehen, wie sich die Universität mit den Jahren entwickelt hat, beispielsweise im Bereich der Internationalisierung. Ich bekomme es auch noch immer aus erster Hand mit: Eine meiner Töchter hat hier ihren Abschluss in BWL gemacht, die andere studiert das Fach aktuell.

FORUM: Sind diese positiven Erfahrungen der Grund, weshalb Ihre Familie bis heute die Forschung und Lehre an der Universität Mannheim – finanz­iell wie ideell – fördert?

Stefan Fuchs: Die Universität Mannheim ist in den Wirtschafts- und Sozial­wissenschaften eine der bedeutendsten Hochschulen in Deutschland. Wir haben einen engen Kontakt zu ihr und es ist uns wichtig, ihr etwas zurückzugeben. Nicht nur wegen unserer eigenen Erfahrungen: Neben mir sind noch zwei weitere der fünf Vorstands­mitglieder von FUCHS SE Mannheimer Alumni. Das ist eine super Quote.

FORUM: Frau Dr. Fuchs, Sie haben nicht in Mannheim studiert und sind trotzdem im Vorstand der Stiftung Universität Mannheim aktiv. Wie ist es dazu gekommen?

Susanne Fuchs: Meine neueste Position ist die einer Familien­unter­nehmerin, die ich sehr schätze und gern wahrnehme. Und als solche ist es für mich selbstverständlich, dem Standort der Firma etwas zurückzugeben und mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich hatte außerdem das Glück, zweimal in meinem Leben zu studieren und bin eine große Anhängerin des „lebens­langen Lernens“. Daher freue ich mich, wenn ich die Universität unter­stützen kann.

FORUM: War Ihnen beiden schon immer klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten möchten?

Stefan Fuchs: Ursprünglich wollte ich das nicht. Nach meinem Studium habe ich aber ein dreimonatiges Praktikum im Vertrieb unserer Gesellschaft in den USA gemacht. Dort habe ich die Vielfältigkeit des Geschäfts und große Wachstums­chancen erkannt – und so unser Geschäft lieben gelernt. Zwar habe ich noch zwei Jahre bei einem Wirtschafts­prüfer gearbeitet, mich dann aber 1996 entschlossen, ins Familien­unter­nehmen einzusteigen.

Susanne Fuchs: Ich bin eher über Umwege dorthin gelangt. Nach vielen Jahren als Tierärztin konnte mich mein Vater überzeugen, einen BWL-Kurs zu machen, um mein Erbe besser zu verstehen. Daraus wurde ein MBA an der Open University in England. Da war mir allerdings noch nicht bewusst, dass ich kurz darauf bereits im Aufsichtsrat unserer Firma sitzen würde. Zunächst habe ich bei der Anfrage gezögert, auch weil ich ein gutes Verhältnis zu meinem Bruder habe und der Aufsichtsrat den Vorstand kontrolliert. Doch inzwischen ist mir klar, dass ein Familien­mitglied dort vertreten sein muss, wobei der oder die Aufsichtsratsvorsitzende bei uns auch immer familienunabhängig ist.

FORUM: Als Vater freuen Sie sich bestimmt, dass beide Kinder so großes Interesse am Familien­unter­nehmen haben, Herr Dr. Fuchs.

Manfred Fuchs: Ja, natürlich. Es ist der Wunsch eines jeden Familien­unter­nehmers, dass das Werk fortgesetzt wird. Das ist uns gelungen und das finde ich sehr schön. Bei uns gibt es diesbezüglich auch keine Streitereien – die sind das Schlimmste für ein Familien­unter­nehmen. Wir haben das Glück einer geeinten Familie. Auch meinen Kindern liegt dieses gute Verhältnis am Herzen. Und das sorgt wiederum dafür, dass sich auch die nächste Generation dem Unter­nehmen verbunden fühlt.

FORUM: Bleibt bei so viel Zusammenarbeit genügend Zeit für das Familienleben?

Susanne Fuchs: Wenn wir uns als Familie treffen, vermeiden wir es normalerweise, über die Arbeit zu sprechen.

Manfred Fuchs: Einmal im Jahr veranstalten wir ein Familienwochenende, bei dem circa 40 Personen aus der Fuchs-Familie zusammenkommen. Dabei berichten mein Sohn und andere Vorstände aus dem Unter­nehmen und unsere Gesellschaft­ersitzungen finden statt. Ansonsten ist dieses Wochenende wichtig für das Miteinander in allen Generationen, ebenso wie die jährlich erscheinende Familienzeitung.

FORUM: Am diesjährigen Universitäts­tag hat Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl Ihr langjähriges Engagement für die Universität gewürdigt, Herr Dr. Fuchs. Zudem wurde Ihnen, Dr. Susanne und Stefan Fuchs, die Universitäts­medaille verliehen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Manfred Fuchs: Ich habe ja versucht, im Vorfeld bei meinen Kindern herauszubekommen, was genau am Universitäts­tag passieren wird. Aber alle haben dicht gehalten! Als ich dann erfahren habe, dass die Universität mir einen Baum gewidmet hat, war ich sehr gerührt und dankbar. Ich werde oft daran vorbeigehen.

Stefan Fuchs: Die Universität hat mir viel mehr gegeben, als ich ihr zurückgeben konnte. Daher möchte ich eigentlich ungern im Rampenlicht stehen. Aber natürlich bin ich sehr stolz darauf, dass ich die Medaille bekommen habe.

Susanne Fuchs: Für mich ist es eine große Ehre, auch wenn ich denke, dass ich sie nicht verdient habe. Allerdings nehme ich sie gern im Namen des Familien­unter­nehmens entgegen. Ich sehe sie als Dank für das, was die Firma bisher für die Universität getan hat – und auch in Zukunft tun wird.

Interview: Linda Schädler und Jessica Scholich / August 2024