Für den Mannheimer Alumnus Robert Bach stehen nicht Ideen, sondern Probleme im Fokus seines Arbeitsalltags. „Unser Workflow ist besonders: Wir ermitteln Probleme in der Welt der Logistik und prüfen, ob diese für eine große Anzahl potenzieller Firmenkund*innen dringend und wichtig sind. Wenn ja, dann gründen wir“, fasst er seine Herangehensweise zusammen.
Seit 2017 ist Bach Geschäftsführer von Beam, einem unabhängigen Berliner Company Builder der BEUMER Group. Das Ziel: Start-ups gründen, die die logistischen Probleme der Firmenkund*innen mit Software-Lösungen angehen. „Im B2B-Bereich, also in Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen, geht es immer darum, Probleme zu lösen. In unserem Fall sind die Probleme so groß, dass es sich lohnt, dafür gemeinsam mit interessierten Gründer*innen eine Firma aufzubauen“, erklärt er weiter.
Der 43-Jährige sitzt in seinem Büro in der deutschen Bundeshauptstadt und sprudelt vor Energie, wenn er über seine Arbeit spricht. Nachdem er von 1999 bis 2006 den Diplomstudiengang BWL an der Universität Mannheim studiert und anschließend drei Jahre in einer Strategieberatung gearbeitet hat, ist er 2009 nach Berlin gezogen. Dort lebt er bis heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.
Produktfälschungen erkennen
Ein erfolgreiches Start-up, das Bachs Company Builder aufgebaut hat, ist Countercheck. „Postunternehmen sind eine große Kundengruppe der BEUMER Group. Für sie hat das Start-up eine Datenbank erstellt, um Produktfälschungen aus dem Verkehr zu ziehen“, so Bach. Je nach Maßen, Verpackungsmaterial, Aufklebern und Absender*in werde jedem Paket die Wahrscheinlichkeit zugeordnet, mit der sich darin eine Fälschung befindet. Ist die Wahrscheinlichkeit hoch genug, überprüfen Mitarbeitende das Paket. „Insbesondere in der Pharmaindustrie oder in der Automobilbranche können Fälschungen wirklich gefährlich sein. Countercheck ist ein mustergültiges Beispiel für die Relevanz unserer Start-ups“, sagt der Alumnus stolz.
In den vergangenen sieben Jahren haben Bach und sein Team zehn Start-ups ins Leben gerufen. Dabei unterstützt Beam die jeweiligen Gründer*innen nicht nur finanziell, sondern auch mit Kontakten oder Beratungsleistungen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben“, resümiert der Wahl-Berliner.
Für seine Aufgabe als Start-up-Investor, wie er sich selbst bezeichnet, kann Bach auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen – denn 2010 befand er sich an einem ähnlichen Punkt. Gemeinsam mit zwei Freunden gründete er Coffee Circle, ein Berliner Start-up, das sich auf den Online-Vertrieb von hochwertigem Kaffee konzentriert. „Ehrlich gesagt: Wir kannten uns damit gar nicht aus“, erzählt Bach lachend. „Wir hatten weder Ahnung von Kaffeeröstung und -verkostung noch von Online-Marketing oder dem Aufbau eines Unternehmens. Aber es hat sich dennoch gut angefühlt, weil wir selbstbewusst genug waren, es einfach zu probieren.“
Bis sich Bach 2017 zu einer beruflichen Neuorientierung entschloss und zu Beam wechselte, verbrachten er und seine beiden Mitgründer viel Zeit damit, aus ihrer Idee eine erfolgreiche Firma zu entwickeln. „Viel Freizeit blieb dabei nicht“, gibt er zu. „Ich war definitiv ein Workaholic und habe bis zu 14 Stunden am Tag gearbeitet. Aber es ging ja auch um unser eigenes Unternehmen, dessen Zukunft wir selbst in der Hand hatten.“
Vorträge und Mannheimer Praktikant*innen
Während seiner Zeit bei Coffee Circle zog es den 43-Jährigen oft zurück an seine alte Wirkungsstätte: die Universität Mannheim. In regelmäßigen Vorträgen vermittelte er den Studierenden, was er selbst in der Start-up-Welt gelernt hatte – insbesondere im Bereich des Online-Marketings, das zu diesem Zeitpunkt noch Neuland war.
„Zum einen ging es mir darum, der Universität etwas zurückzugeben für das, was sie mir durch mein BWL-Studium ermöglicht hat. Zum anderen war es auch ein gewisser Selbstzweck, weil ich wusste: Wenn sich dadurch jemand bei uns bewirbt, bekommen wir kompetente Unterstützung“, erzählt Bach. Tatsächlich absolvierten mehrere Mannheimer Studierende ein Praktikum bei Coffee Circle, die zum Teil nach ihrem Studium in die Berliner Firma zurückkehrten, um weiter dort zu arbeiten.
An seine eigene Studienzeit im Schloss denkt Bach gern zurück: „Das Niveau der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge in Mannheim ist sehr hoch. Aber auch das sonstige Angebot und die Menschen, denen ich dort begegnet bin und die mich teilweise bis heute begleiten, haben mich begeistert – und natürlich die Schneckenhofpartys.“ Aus beruflicher Sicht habe ihm insbesondere die theoretische Herangehensweise der Mannheimer BWL geholfen, denn „dadurch habe ich mein Abstraktionsvermögen entwickelt und gelernt, strukturiert zu denken.“
Wer wie Bach den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und ein Start-up gründen möchte, sollte sich seiner Auffassung nach vor allem die eine Frage stellen, die den Alumnus bis heute in seinem Arbeitsalltag beschäftigt: Wo liegt das Kernproblem? „Es ist wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, weshalb es bisher noch keine Lösung dafür gibt“, empfiehlt er. „Arbeitet man am falschen oder einem nur vermeintlichen Problem, so ist jede anschließend getroffene Entscheidung irrelevant. Sobald das klar ist, kann man gründen.“
Text: Jessica Scholich / August 2024