Schaden Frauenquoten den Unternehmen?

60 Millionen Dollar im Markt­wert hat das durchschnittliche kalifornische Unternehmen seit der Einführung der Frauenquote in Führungs­gremien im Oktober 2018 verloren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Professorin Alexandra Niessen-Ruenzi und ihrer Kollegen von der Universität St. Gallen, Schweiz, und der University of California, Berkeley, USA.

Pressemitteilung vom 9. April 2019

Als erster US-Bundes­staat führte Kalifornien im Oktober 2018 eine verbindliche Frauenquote für die Führungs­gremien aller dort angesiedelten Unternehmen ein. Das Ergebnis: Innerhalb von nur drei Monaten erhöhte sich der Anteil von weiblichen Führungs­kräften um 0,5 Prozentpunkte. Gleichzeitig jedoch sank der Markt­wert der betroffenen Unternehmen. Bis Dezember 2018 erlitt das durchschnittliche kalifornische Unternehmen einen Verlust von 60 Millionen US-Dollar im Markt­wert. Das ist das Ergebnis einer bei Social Science Research Network (SSRN) veröffentlichten Studie der BWL-Professorin Alexandra Niessen-Ruenzi und ihrer Kollegen.

„Dass die kurzfristige Reaktion der Aktienkurse betroffener Unternehmen auf eine Frauenquote in Führungs­gremien negativ ausfällt, haben wir bereits in andern Ländern wie Norwegen und Deutschland beobachtet“, erklärt Niessen-Ruenzi. Überraschend für sie sei aber die Größe des kalifornischen Effekts. Möglicherweise befürchteten die dort angesiedelten Unternehmer weitere Einschränkungen durch neue Gesetze, etwa zur Gleichberechtigung oder zum Umweltschutz, so die Finanz­expertin. Die Studie zeigt zudem, dass auch Aktienkurse von Firmen in anderen US-Bundes­staaten nachgelassen hätten, obwohl diese vom neuen Gesetz nicht direkt betroffen seien. Vermutlich erwarteten die Investoren die Einführung eines solchen Gesetzes auch über Kalifornien hinaus, so eine mögliche Erklärung. Kalifornien sei bereits in der Vergangenheit oftmals maßgeblich bei der Einführung neuer Gesetze gewesen, so auch bei der Legalisierung von Cannabis oder der Einführung von Mindest­löhnen.

Ein Grund für die negative Reaktion der Aktienmärkte liege laut der Studie in der Befürchtung der Investoren, dass der Pool an qualifizierten Frauen nicht groß genug für alle vom Gesetz betroffenen Firmen sei. In der Tat zeigen die Statistiken, dass die neu berufenen weiblichen Aufsichtsrats­mitglieder im Schnitt sechs Jahre jünger seien als ihre männlichen Pendants und vier Jahre weniger Industrieerfahrung vorweisen. „Eine verbindliche Frauenquote ist zwar vorteilhaft für die frisch beförderten Unternehmerinnen, jedoch schlecht für Frauen insgesamt, solange diese nicht die gleiche Qualifikation und Erfahrung vorweisen können“, fasst Niessen-Ruenzi zusammen. 

Um die negativen ökonomischen Aus­wirkungen der Frauenquote abzufedern, empfehlen die Studien­autoren den Unternehmen, mehr in die berufliche Qualifizierung von Frauen zu investieren. Auch eine familien­freundliche Unternehmens­führung und gute Kinderbetreuung würden dabei helfen, Frauen den beruflichen Aufstieg zu erleichtern – und den Firmen, bessere Kandidatinnen für Spitzenpositionen zu rekrutieren.

Kontakt:
Prof. Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi
Lehr­stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Corporate Governance
Universität Mannheim
Tel. 0621 181-1595
E-Mail: niessenmail-uni-mannheim.de