Nach den Sommerferien: Zurück in Schule und Kindergarten

Mannheimer Professor initiiert gemeinsame Stellungnahme von sechs Organisationen aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Bildung, Erziehung und Ökonomie, die eine kontrollierte Öffnung der Bildungs- und Betreuungs­einrichtungen im Vorschul- und Schulalter nach den Sommerferien fordert.

Pressemitteilung vom 30. Juli 2020
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Ein klares Votum für die Öffnung von Schulen und Kindergärten nach den Sommerferien gibt ein fach­übergreifender Zusammenschluss von sechs Organisationen aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Bildung, Erziehung und Ökonomie ab. In einer gemeinsamen Stellungnahme setzen sie sich für eine kontrollierte Wiederaufnahme des regulären Betriebs von Bildungs- und Betreuungs­einrichtungen mit Beginn des neuen Schuljahrs ein – immer unter angemessenen Schutz­maßnahmen vor COVID-19-Erkrankungen.

„Kinder und Jugendliche müssen soziale Kompetenzen entwickeln dürfen, sie brauchen den Austausch miteinander. Schulen und Kindertages­einrichtungen sind zentrale Orte, in denen dieser Kompetenzerwerb stattfindet“, erklärt Prof. Dr. Oliver Dickhäuser, Inhaber des Lehr­stuhls für Pädagogische Psychologie an der Universität Mannheim, der die gemeinsame Stellungnahme der sechs Organisationen initiierte. „Insgesamt tragen Kinder und Jugendliche in der aktuellen Krise eine hohe Last, die zwar kurzfristig nicht direkt sichtbar ist, die sich aber langfristig in weitreichenden Folgen zeigen kann“, fügt er hinzu.

„Keiner der in Deutschland gewählten Schritte gegen die Corona-Pandemie betrifft so viele Menschen wie die Schließung von Kita und Schule: Wir sprechen hier von über 11 Millionen Kindern, denen in den letzten Monaten enorme Einschränkungen zugemutet wurden“, erläutert Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und Stiftung Kindergesundheit.

„Die Schließungen von Bildungs­einrichtungen treffen nicht alle Kinder gleich, denn bestehende Unterschiede werden durch die Einschränkungen verstärkt. Die größten Nachteile entstehen Kindern und Jugendlichen mit besonderem Unterstützungs­bedarf oder bei geringem familiären Rückhalt“, meint Dickhäuser. Für einige Kinder und Jugendliche habe die bisherige starke Einschränkung von Bildungs- und Betreuungs­angeboten zu teils gravierenden negativen Effekten auf die psychische, soziale und gesundheitliche Verfassung geführt.

Mit der Stellungnahme fordern die unterzeichnenden Organisationen die Bundes­regierung und die Landes­regierungen auf, Kinder und Familien wesentlich stärker in den Fokus ihrer politischen Überlegungen zu stellen. Zudem müssten Schulen besser gerüstet sein für den digitalen Unterricht durch didaktisch hochwertige Konzepte.

Alarmierend, da sind sich Expertinnen und Experten aus Gesundheit und Bildung einig, seien außerdem die wirtschaft­lichen Konsequenzen aus Bildungs­lücken durch fehlende Schuljahre: Laut einer Szenarienrechnung könne allein der Lernausfall von einem Drittel Schuljahr in Deutschland einen langfristigen volkswirtschaft­lichen Schaden von 2,5 Billionen Euro verursachen.

Die gemeinsame Stellungnahme wurde von der Deutschen Gesellschaft für Erziehungs­wissenschaft, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), der Gesellschaft für Empirische Bildungs­forschung, dem Verein für Socialpolitik und der Stiftung Kindergesundheit erarbeitet.

Link zur gemeinsamen Stellungnahme: https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2020/SN_KontrollierteOeffnung_07_20.pdf

Kontakt:
Prof. Dr. Oliver Dickhäuser
Professur für Pädagogische Psychologie
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-2208
E-Mail: oliver.dickhaeusermail-uni-mannheim.de

Maartje Koschorreck
Stellvertretende Pressesprecherin
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1080
E-Mail: koschorreckmail-uni-mannheim.de