Hoher EU-Zuschlag für Mannheimer Informatiker

Das EU-Netzwerk Norface fördert ein neues Governance-Projekt unter Beteiligung des Mannheimer Informatikers Goran Glavaš mit insgesamt 1,2 Millionen Euro. Nur 14 Projekte aus einem Pool von fast 200 Anträgen waren bei dieser Ausschreibung erfolgreich.

Pressemitteilung vom 4. Juni 2020
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Goran Glavaš, Juniorprofessor für Text Analytics an der Universität Mannheim, ist einer von drei Wissenschaft­lern, die das Projekt Willingness and Capacity for EU Policy Action in Turbulent Times: Conflicts, Positions and Outcomes verantworten. Neben der Universität Mannheim sind auch die Universität Leiden (Niederlande) sowie die Universität Strathclyde im schottischen Glasgow am Projekt beteiligt. Es hat eine Dauer von drei Jahren und wird mit insgesamt 1,2 Millionen Euro finanz­iert. Nach Mannheim fließen knapp 350.000 Euro.

In dem Forschungs­projekt wollen die beteiligten Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler analysieren, welche politischen Entscheidungs­träger die Entscheidungs­prozesse in der EU bestimmen und wie sie Politik­bereiche wie Sicherheit, Forschung und Entwicklung, Wirtschaft oder Umwelt beeinflussen. Mit Entscheidungs­trägern sind dabei sowohl europäische Institutionen wie das Parlament, die Kommission und der Rat gemeint als auch nationale Regierungen und Parteien – aber auch die Medien und die breite Öffentlichkeit.

Da die meisten Datenquellen, die für die politische Analyse interessant sind, in Form von unstrukturiertem Text vorliegen, muss man diese semantisch aufarbeiten, um die relevanten Informationen herauszufiltern.

Hier kommen die Mannheimer Informatiker ins Spiel. Ihre Methoden zur Verarbeitung natürlicher Sprache machen es möglich, unterschiedliche politische Texte wie Wahl­programme, Transkripte von Reden im Europäischen Parlament oder den nationalen Parlamenten zu analysieren. Auf Basis dieser Texte lassen sich beispielsweise die Positionen der einzelnen Politiker im politischen Spektrum verorten.

Mit Hilfe der Text Analytics Tools können aber auch die Gesetzesvorschläge der EU-Kommission, des Rates und des Parlaments untersucht werden. „Wir wollen herausfinden, welche dieser drei Institutionen den Gesetzgebungs­prozess in Europa am stärksten vorantreibt“, erklärt Glavaš.

Norface (New Opportunities for Research Funding Agency Cooperation in Europe) ist eine Partnerschaft nationaler Gesellschaften für Forschungs­förderung in Europa (für Deutschland ist das die Deutsche Forschungs­gemeinschaft, DFG), die sich der Entwicklung von Chancen für Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler im Bereich der Sozial- und Verhaltens­wissenschaften verschrieben hat. Mehr unter www.norface.net

Im Rahmen des Norface Governance Research-Programms wurden aus ursprünglich 197 Anträgen nur 14 ausgewählt. Das Geld stammt aus dem Forschungs­programm Horizon 2020. Die Liste aller geförderten Projekte ist zu finden unter: https://www.norface.net/14-projects-funded-in-transnational-programme-democratic-governance-in-a-turbulent-age/

Kontakt:
Goran Glavaš
Juniorprofessor für Text Analytics und Interdisziplinäre Forschung
Universität Mannheim
E-Mail: glavasmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de