GBP-Monitor: Lieferketten­probleme und Investitionen in Hygienemaßnahmen belasten Unternehmen in der 4. Corona-Welle stark

Die Bemühungen der Regierung, die vierte Welle zu brechen, sind groß. Doch die Corona-Maßnahmen beeinflussen nicht nur das Pandemiegeschehen, sie wirken sich auch stark auf betriebliche Prozesse aus. Der Dezember-Bericht des German Business Panel (GBP) zeigt: Der Anteil derjenigen Unternehmen, die von finanz­iellen Belastungen durch Lieferketten­probleme und notwendige Investitionen in Hygienemaßnahmen berichten, steigt Ende November signifikant. Gleichzeitig ist die unternehmerische Zufriedenheit mit der Corona-Politik seit dem akuten Ausbruch der 4. Infektions­welle erheblich gesunken.

Pressemitteilung vom 15. Dezember 2021
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Seit Ende September fragt das German Business Panel an der Universität Mannheim seine Panelteilnehmer unter anderem auch danach, was sie angesichts der Pandemie und der eingeleiteten Gegenmaßnahmen momentan besonders belastet. Zusätzliche finanz­ielle Belastungen erfahren Unternehmen derzeit durch krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern, Probleme in der Lieferkette, Investitionen in Hygienemaßnahmen und Digitalisierungs­probleme.

Mit dem Inkrafttreten von 3G am Arbeits­platz und weiteren Corona-Maßnahmen der Bundes­regierung Ende November verschärfen sich diese Probleme teilweise noch einmal erheblich. So steigt der Anteil der Unternehmen, die von finanz­iellen Belastungen durch Investitionen in Hygienemaßnahmen berichten, im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 10 Prozentpunkte auf 47 Prozent. Anhaltende nationale und internationale Lieferengpässe werden ebenfalls für immer mehr Unternehmen zur finanz­iellen Belastung: Der Anteil steigt von 32 auf 40 Prozent. Anders sieht es für finanz­ielle Belastungen durch Digitalisierungs­probleme und den Ausfall von erkrankten Mitarbeitern aus: Der Anteil an Unternehmen, die von entsprechenden finanz­iellen Belastungen berichten, bleibt relativ stabil.
 

Erneut zeigt sich, dass das aktuelle Pandemiegeschehen die wirtschaft­liche Situation der Unternehmen insgesamt stark prägt: „Die hohe Unsicherheit im Zuge eines sich verschärfenden Pandemiegeschehens und anhaltende Lieferengpässe scheinen nun eine Abkühlung des seit Frühjahr 2021 anhaltenden Wachstumstrends einzuleiten“,  resümiert Prof. Dr. Jannis Bischof, Inhaber des Lehr­stuhls für ABWL und Unternehmens­rechnung an der Universität Mannheim und wissenschaft­licher Projektleiter des GBP, mit Blick auf die Entwicklung von Umsätzen, Gewinnen und Investitionen. „Besonders auffällig ist der Rückgang der unternehmerischen Investitionen. Obwohl sie immer noch auf Wachstumskurs liegen, sehen wir doch eine sehr starke Änderungs­rate im November: von +8,54 auf +2,55 Prozent“, erklärt Bischof.

Auch die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Corona-Politik leidet unter den aktuellen Entwicklungen. Die unternehmerische Zufriedenheit mit der allgemeinen Wirtschafts­politik ist bereits seit August 2021 stabil auf einem niedrigen Wert von 4 auf einer Skala von 0 bis 10. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Corona-Politik lag noch bis in den späten Herbst stabil fast einen ganzen Punkt über diesem Niveau. Das hat sich nun geändert. “Nach dem akuten Ausbruch der 4. Infektions­welle sehen wir, dass die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Corona-Politik deutlich und kontinuierlich sinkt. Weitere drohende Einschränkungen und Umsatzrückgänge belasten die Unternehmen schwer“, berichtet Dr. Davud Rostam-Afschar, der akademische Leiter des GBP.

Den „GBP-Monitor: Unternehmens­trends im Dezember 2021“ finden Sie hier: https://www.accounting-for-transparency.de/wp-content/uploads/2021/12/gbp_monitor_2021_12_web.pdf.

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unternehmen zur Unternehmens­lage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitions­änderungen, 2) unternehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeit in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafspolitik. Zudem wird jeden Monat zu besonders aktuellen Fragen berichtet. In diesem Monat haben wir den Unternehmen die folgende Frage gestellt:  Auf welche staatlichen Begünstigungen würden sie am ehesten verzichten, um einen Beitrag zur Finanzierung von Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung zu leisten?

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ (www.accounting-for-transparency.de).

Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019 und wird von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) für zunächst vier Jahre gefördert. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind rund 80 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forscherinnen und Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der ESMT Berlin, Frankfurt School of Finance & Management, Goethe-Universität Frankfurt am Main, WHU – Otto Beisheim School of Management, und Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmens­transparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 12 Millionen Euro.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Jannis Bischof
Lehr­stuhl für ABWL und Unternehmens­rechnung
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1630
E-Mail: jbischofmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de