German Business Panel: Die Un­zufriedenheit der Unter­nehmen nimmt im Januar überraschend stark zu – und ihre Gewinne geben mehr als erwartet nach

Die Gewinne deutscher Unter­nehmen gehen im Januar, entgegen den Dezember-Einschätzungen, deutlich zurück. Nach den Einschätzungen zum Monatsende werden sie um mehr als 20 Prozent einbrechen, so die Prognose der Forschenden. Gleichzeitig steigt die Un­zufriedenheit der Unter­nehmer an, weil viele von ihnen von den Hilfsmaßnahmen der Politik enttäuscht sind. Das sind die zentralen Ergebnisse der erneuten Corona-Befragung des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim.

Pressemitteilung vom 10. Februar 2021

Noch in der zweiten Dezemberhälfte 2020 berichteten viele der teilnehmenden Unter­nehmen, dass sie ihre Gewinne dank der staatlichen Hilfen auf einem stabilen Niveau halten konnten. Das belegten die damaligen Daten der laufenden Umfrage des GBP. In der ersten Januarhälfte setzte jedoch eine deutliche Trendwende ein. Das Ergebnis: Ende Januar sahen die Unter­nehmen in Deutschland ihre Umsätze und Gewinne gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20 Prozent sinken – ein negativer Rekordwert seit Beginn der Datenerhebung im vergangenen Sommer.

„Dass die Zahlen im Januar so spürbar nach unten gegangen sind, hat uns in der Deutlichkeit überrascht“, kommentiert Professor Dr. Jannis Bischof von der Universität Mannheim die Ergebnisse der neuesten Umfrage. Bischof ist Inhaber des Lehr­stuhls für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Unter­nehmens­rechnung sowie Projektleiter des German Business Panel. „Diese Entwicklung war noch Ende Dezember, obwohl wir damals schon mitten im Lockdown steckten, so nicht zu beobachten“, stellt er fest. 

Die neueste Umfrage zeigt zudem, dass etwa die Hälfte der befragten Unter­nehmen mit dieser Belastung bis Ende des Jahres rechne und dass sich die eigenen Umsätze erst im ersten Quartal 2022 erholen würden. 22 Prozent von ihnen sind sogar der Meinung, dass ihre Umsätze überhaupt nie wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen werden. Beinahe jedes vierte Unter­nehmen werde die Krise wirtschaft­lich nicht überleben, so die Prognose der Befragten.  

Steigende Un­zufriedenheit der Unter­nehmen
Den Pessimismus bestätigt ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die sinkenden Umsätze und Gewinne gehen mit einer verbreiteten Un­zufriedenheit der deutschen Unter­nehmer einher. Auch in diesem Fall wechselte die Lage innerhalb weniger Wochen: Während noch Anfang Dezember weniger als ein Drittel der Unter­nehmer ihre Un­zufriedenheit mit den staatlichen Maßnahmen zum Ausdruck brachten, stieg der Anteil bis Mitte Januar auf fast 50 Prozent. Der Anteil der zufriedenen Unter­nehmer sank in dem Zeitraum auf unter 20 Prozent.

Die Wirtschafts­wissenschaft­ler sind überzeugt, dass diese Entwicklung nicht allein den bundes­weiten Schließungen der Geschäfte geschuldet sei, auch wenn der Verdacht naheliege: „Der Grund für die schlechte Stimmung ist nicht allein im Lockdown selbst, sondern auch in handwerklichen Fehlern der Politik zu suchen“, meint Professor Dr. Philipp Dörrenberg. Dörrenberg ist Inhaber des Lehr­stuhls für Allgemeine Betriebs­wirtschafts­lehre und Steuerlehre an der Universität Mannheim. Vor allem die unerwarteten Verwaltungs­hürden bei der Inanspruchnahme der staatlichen Hilfen trugen dazu bei: Unter den Unter­nehmen, die nur schwer an das versprochene Geld kamen, liegt der Anteil der Un­zufriedenheit um 36 Prozentpunkte höher als in den Unter­nehmen, die keine Hürden erlebten. „Die Unter­nehmen sind verdrossen, weil es keine Planbarkeit und keine Verlässlichkeit gibt“, fasst Dörrenberg zusammen. 

Weitere Informationen zur Studie
An der repräsentativen Studie nehmen bundes­weit über 10.000 Unter­nehmen wiederkehrend teil. Sie unter­sucht auf Basis aktueller Daten, die bis zum 3. Februar 2021 erhoben wurden, wie sich die bisherigen Maßnahmen wirtschaft­lich auf Unter­nehmen ausgewirkt haben: Wer ist am stärksten von den Einschränkungen belastet und wer profitiert? Wo kommt es zur Umverteilung von Gewinnen? Und wie wirkt sich dies auf die Einschätzungen der gesamtwirtschaft­lichen Lage aus? Regelmäßige Folge­studien, unter anderem zu steuerpolitischen und regulatorischen Änderungen im Zuge der Corona-Krise, sind geplant. 

Die Zusammenfassung der Studie „Empirische Er­kenntnisse zum zweiten Lockdown: Unter­nehmens­gewinne gehen weiter zurück, Un­zufriedenheit mit Staats­hilfen steigt stark an“ ist abrufbar unter: https://www.accounting-for-transparency.de/german-business-panel_coronabefragung_februar-2021/

Die Studie basiert auf den Umfragen des German Business Panel – dem langfristigen Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Sonderforschungs­bereichs „TRR 266 Accounting for Trans­parency“. Mehr Infos unter: https://gbpanel.org/

Zum Sonderforschungs­bereich „Accounting for Trans­parency“
Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Trans­parency“ startete im Juli 2019 und wird von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) für zunächst vier Jahre gefördert. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind rund 80 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler von acht Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forscherinnen und Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der European School of Management and Technology Berlin, Frankfurt School of Finance & Management, Goethe-Universität Frankfurt am Main und WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Forscherinnen und Forscher unter­suchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Trans­parenz von Unter­nehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unter­nehmens­trans­parenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 12 Millionen Euro. Mehr Infos unter: www.accounting-for-trans­parency.de

Kontakt:
Prof. Dr. Jannis Bischof
Lehr­stuhl für ABWL und Unter­nehmens­rechnung
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1630
E-Mail: jbischofmail-uni-mannheim.de 

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de