GBP-Monitor: Fast ein Drittel der Unter­nehmen fordert weniger Offenlegungs­pflichten

Weniger Offenlegungs­pflichten – das fordert fast ein Drittel der Unter­nehmen, die das German Business Panel im Juli befragt hat. Dar­unter vor allem kleine Unter­nehmen, die über weniger Ressourcen und Fach­personal verfügen. Größere Unter­nehmen profitieren häufig sogar von mehr Trans­parenz. Sie nutzen die Offenlegung von Wettbewerbern als Informations­quelle und bewerten die geltenden Offenlegungs­pflichten insofern deutlich positiver.

Pressemitteilung vom 15. August 2023
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Nicht nur große Kapital­gesellschaften, auch kleine und mittlere Betriebe müssen in Deutschland umfangreiche Unter­nehmens­daten offenlegen. Offenlegungs­pflichten sind wichtig. Denn so kann sich die Öffentlichkeit über die wirtschaft­liche Lage und Leistungs­fähigkeit eines Unter­nehmens informieren. Das dient dem Schutz von Geschäfts­partnern und gewährleistet die Funktions­fähigkeit des Marktes. Gleichzeitig ist die Offenlegung von betrieblichen Daten mit Kosten für die Unter­nehmen verbunden. Mit der neuen Richtlinie zur Nachhaltigkeits­bericht­erstattung (CSRD) kommen ab 2024 weitere Berichtspflichten hinzu – und damit auch höhere Kosten. Das hat das German Business Panel (GBP) nun zum Anlass genommen, zu unter­suchen, wie Unter­nehmen in Deutschland die bereits geltenden Offenlegungs­pflichten bewerten. Denn: „Eine erfolgreiche Regulierung muss das richtige Maß finden und sollte Unter­nehmen nicht überfordern“, so Projektleiter Prof. Dr. Jannis Bischof.

Bewertung der Offenlegungs­regeln ist ressourcenabhängig
Der neue GBP-Report macht deutlich: Die bestehenden Trans­parenzpflichten sind für viele Unter­nehmen eine Belastung. Während nur 13 Prozent der Unter­nehmen mehr Trans­parenz verlangen, fordern 30 Prozent weniger Trans­parenz. Wie die Unter­nehmen zu diesem Thema stehen, hängt dabei vor allem von ihrer Größe und ihren Ressourcen ab. Kleine Unter­nehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden sprechen sich über­durchschnittlich häufig für weniger Offenlegungs­pflichten aus. Größere Unter­nehmen wiederum plädieren doppelt so häufig wie kleine sogar für mehr Trans­parenz. Eine Frage der Wahrnehmung von Kosten und Nutzen – das legt der Report nahe.

„Für kleine Unter­nehmen wiegen die Kosten der Offenlegung offenbar deutlich schwerer als ihr Nutzen“, so Bischof. „Sie verfügen über weniger Ressourcen und Fach­personal. Daher ist die Aufbereitung und Veröffentlichung von betrieblichen Informationen für sie mit erheblichen Kosten verbunden – auch wenn sie aufgrund ihrer Unter­nehmens­größe deutlich weniger Daten offenlegen müssen.“ So steigt die Zustimmung für Trans­parenzregulierungen auch mit der Größe der Finanz­abteilungen. Unter­nehmen, die mindestens fünf Mitarbeiter in diesem Bereich beschäftigen, bewerten die Bestimmungen mit 5,5 Punkten auf einer Skala von 0 (Wir möchten viel weniger Trans­parenz) bis 10 ( Wir möchten viel mehr Trans­parenz) über­durchschnittlich positiv. Die Zustimmungs­werte von Unter­nehmen mit kleineren Finanz­abteilungen liegen mit 4,7 Punkten deutlich dar­unter.

Größere Unter­nehmen können Trans­parenz zu ihrem Vorteil nutzen
Gleichzeitig offenbaren die Daten, dass vor allem größere Unter­nehmen im Laufe der letzten zwei Jahre vermehrt relevante Infor­ma­tionen aus der Bericht­erstattung von Wettbewerbern gezogen und für sich genutzt haben. Das macht deutlich: „Unter­nehmen, die ausreichend Fähigkeiten und Res­sour­cen besitzen, können nicht nur die Anforderungen der Bericht­erstattung besser bewältigen, sie können auch die Vorteile durch die Offenlegung besser nutzen“, so Bischof. „Dadurch bewerten sie Trans­parenzpflichten deutlich positiver.“

Allerdings müssen Unter­nehmen damit rechnen, dass auch die eigene Offenlegung von Wettbewerbern genutzt wird, um Rückschlüsse auf vertrauliche Unter­nehmens­daten zu ziehen. Daher sind Unter­nehmen, die ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung ausbauen, tendenziell weniger gewillt, diese Information offenzulegen als Unter­nehmen, die ihre Investitionen kürzen – obwohl eine Ausweitung der Investitionen von der Öffentlichkeit als eher positiv bewertet wird. Denn genau diese Investitionen in Forschung und Entwicklung stellen auch für Wett­bewerber hand­lungs­entscheidende Informationen dar.

Trans­parenz­bestimmungen beeinflussen die Bewertung der Wirtschafts­politik
Wie zufrieden die Unter­nehmen mit den Trans­parenz­vorschriften sind, hat letztlich einen wesentlichen Einfluss darauf, wie sie die Wirtschafts­politik der Bundes­regierung bewerten. Unter­nehmen, die die Trans­parenz­anforderungen als zu hoch empfinden, sind deutlich un­zufriedener mit der aktuellen Wirtschafts­politik. Das trifft vor allem auf kleinere Unter­nehmen zu, die die Offenlegungs­bestimmungen insgesamt negativer bewerten.

Den „GBP-Monitor: Unter­nehmens­trends im August 2023“ finden Sie hier:  https://www.accounting-for-transparency.de/wp-content/uploads/2023/08/gbp_monitor_2023_08.pdf 

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unter­nehmen zur Unter­nehmens­lage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitions­änderungen, 2) unter­nehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Schließungs­rate in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafspolitik. Zudem wird jeden Monat zu besonders aktuellen Fragen berichtet.

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Trans­parency“ (www.accounting-for-trans­parency.de). Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Trans­parency“ startete im Juli 2019. Im Mai 2023 beschloss die Deutsche Forschungs­gemeinschaft (DFG), den SFB um zunächst weitere vier Jahre zu verlängern. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind über 100 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forscherinnen und Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt School of Finance & Management, der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Universität zu Köln. Die Forscherinnen und Forscher unter­suchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Trans­parenz von Unter­nehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unter­nehmens­trans­parenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 18 Millionen Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Jannis Bischof
Lehr­stuhl für ABWL und Unter­nehmens­rechnung
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1630
E-Mail: jbischofmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de