GBP-Monitor Juni: Mehr als die Hälfte der Unternehmen setzt Maßnahmen in Umwelt- und Klimaschutz um – bei der Erfolgsmessung dominieren aber finanz­ielle Ziele

Was tun Unternehmen, um die so genannten ESG-Ziele – also Umwelt, Soziales und gute Unternehmens­führung – zu erreichen? Der neueste Bericht des German Business Panel (GBP) zeigt ein gemischtes Bild: Zwar geben 52 Prozent der Unternehmen an, sich für Umwelt und Klima einzusetzen. Allerdings berücksichtigen nur 15 Prozent von ihnen nicht-finanz­ielle Kennzahlen als zentrale Kriterien für die Ausrichtung des Unternehmens. Dieses und weitere Themen stehen auch auf dem Programm des Forums „Grüne Transparenz oder Datendschungel?“, das am Dienstag, 13. Juni, an der Universität Mannheim stattfindet. Das Forum ist ebenso wie der GBP-Monitor im gerade von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) verlängerten Sonderforschungs­bereich TRR 266 „Accounting for Transparency“ angesiedelt.

Pressemitteilung vom 12. Juni 2023
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Im Januar ist die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeits­bericht­er­stat­tung in Kraft getreten. Diese legt Unternehmen weitere Vorgaben zur Bericht­erstattung über Klima- und Umweltschutz sowie soziale Ge­rech­tigkeit und Unternehmens­führung (auf Englisch Environmental, Social, Governance) auf. Unter anderem muss diese Bericht­erstattung von vielen mittelständischen Unternehmen künftig extern geprüft werden. Der Juni-Bericht des GBP gibt Aufschluss darüber, inwiefern sich die Tendenz zu erhöhtem ESG-Bewusstsein auf Unternehmens­entscheidungen niederschlägt.

Der Bericht zeigt, dass ein erheblicher Teil der Unternehmen in Deutschland bereits kon­krete Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz (52 Prozent), soziale Zwecke (47 Prozent) oder zur verantwortungs­vollen Unternehmens­führung (65 Prozent) umgesetzt hat. Einsparungen im Energieverbrauch sowie die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen sind dabei mit 87 respektive 65 Prozent die häufigsten Maßnahmen zum Umweltschutz. Geht es allerdings um die Festlegung ihrer Jahresziele, berücksichtigen selbst von diesen Unternehmen nur 15 Prozent die nicht-finanz­iellen Kennzahlen.

„Bei der internen Steuerung greifen die Unternehmen weiterhin vorrangig auf klassische Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn zurück“, stellt Jannis Bischof, Professor für Unternehmens­rechnung an der Universität Mannheim, fest. „Das legt die Vermutung nahe, dass sie ihrer geforderten gesellschaft­lichen Verantwortung oft nur nachkommen, wenn es gleichzeitig dem finanz­iellen Erfolg nützt“, so Bischof weiter. Auch strengere Gesetzgebung habe daran offenbar kaum etwas verändert, verstärke eher die Tendenz zum Ausweichen auf schwächer regulierte Märkte.

Die Gründe für die fehlende Realisierung von ESG-Maßnahmen sind vielfältig: Für die meisten unprofitablen Betriebe (71 Prozent) sind es fehlende finanz­ielle Mittel. Und selbst von den profitablen Unternehmen geben 75 Prozent an, dass sie die Unsicherheit über die gesetzlichen Vorgaben daran hindert, weitere ESG-Investitionen zu tätigen.

Managerinnen und Manager, die sich hingegen für ESG-Maßnahmen entscheiden, tun es vor allem dann, wenn diese im Einklang mit den Unternehmens­werten stehen (56 Prozent). Daneben versprechen sie sich Reputations­effekte bei Kunden (48 Prozent) und Arbeitnehmern (44 Prozent).

TRR 266 Forum „Grüne Transparenz oder Datendschungel?“

Fragen rund um ESG-Investitionen und ihre Bedeutung für den Unternehmens­erfolg widmet sich auch das TRR 266 Forum „Grüne Transparenz oder Datendschungel?“, das am 13. Juni an der Universität Mannheim stattfindet. Auf dem Programm stehen Vorträge und Panel-Diskussionen für den Austausch von wissenschaft­lichen und praktischen Er­kenntnissen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Unter anderem diskutieren Forschende von der Universität Mannheim mit Managerinnen und Managern bekannter Unternehmen.

René Aldach, Finanz­vorstand von Heidelberg Materials, hält eine Keynote zum Thema „Dekarbonisierung in der Praxis: Unternehmens­führung, Strategie und Bericht“.

Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

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Den „GBP-Monitor: Unternehmens­trends im Juni 2023“ finden Sie hier

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unternehmen zur Unternehmens­lage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitions­änderungen, 2) unternehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeit in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafspolitik. Zudem wird jeden Monat zu besonders aktuellen Fragen berichtet.

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“. Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019. Seine Förderung wurde im Mai 2023 von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) für weitere vier Jahre verlängert. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind rund 100 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forscherinnen und Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der ESMT Berlin, Frankfurt School of Finance & Management, Goethe-Universität Frankfurt am Main und WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmens­transparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen in der zweiten Förderperiode beträgt rund 18 Millionen Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Jannis Bischof
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1630
E-Mail: jbischofmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de