GBP-Monitor Mai: Erhöhung der Unternehmens­steuern würde auch zu höheren Preisen führen – und zu Personalkürzungen

Sollten die Steuern auf Unternehmens­gewinne künftig steigen, würde das nicht nur die Unternehmen selbst treffen, sondern auch die Kundinnen und Kunden: Durchschnittlich 20 Prozent der Mehrbelastung ginge auf ihr Konto – in Form von Preissteigerungen. Aber auch das Personal wäre betroffen, denn 15 Prozent der Mehrkosten würden die Unternehmen durch Entlassungen oder Gehaltskürzungen kompensieren.

Pressemitteilung vom 15. Mai 2023
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Die Verabschiedung des neuen Bundes­haushalts und die angekündigten Ausgabenerhöhungen für das kommende Jahr haben zuletzt Diskussionen um mögliche Steuererhöhungen entfacht – auch für Unternehmen. Doch die Mehrbelastung würde nicht nur die Unternehmen selbst treffen, sondern auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Beschäftigten. Der Mai-Bericht des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim gibt Aufschluss darüber, wie sich eine erhöhte Steuerbelastung auf die Menschen in Deutschland genau auswirken würde.

Demnach würden Unternehmen eine hypothetische Erhöhung der Gewinnsteuerbelastung im Durschnitt zu 20 Prozent auf Kundinnen und Kunden und zu 15 Prozent auf Arbeitnehmende abwälzen. Dabei variiert dieser Anteil je nach Branche: 33 Prozent der im Baugewerbe tätigen Unternehmen würden vermehrt auf Preiserhöhung setzen, um eine erhöhte Steuerbelastung zu kompensieren. Das verarbeitende Gewerbe hingegen – also die Autobranche, Nahrungs­mittel- oder Chemieindustrie – würde eher zu Lasten des Personals vorgehen und über­durchschnittlich stark mit Gehaltskürzungen oder Personalabbau reagieren (11 bzw. 8 Prozent).

Weitere sieben Prozent der zusätzlichen Steuerlast würden die Unternehmen durch Ausweich­verhalten wettmachen – indem sie beispielsweise mithilfe von Steuerplanung einem höheren Steuersatz entgegenwirken. Und 35 Prozent der Mehrkosten trügen die Unternehmen letztlich selbst – 15 Prozent davon durch Verzicht auf Investitionen.

„Die Last der Unternehmens­steuer wird nicht unbedingt nur von den Unternehmen getragen“, erklärt Prof. Dr. Philipp Dörrenberg, der die Studie durchgeführt hat. „Dies sollte bei den Reformbemühungen unbedingt berücksichtigt werden“, fasst der Studien­leiter zusammen.

Der Bericht zeigt ferner, dass sich die betriebs­wirtschaft­liche Lage der Unternehmen im Vergleich zu den vergangenen Monaten abgekühlt hat. Vor allem die Gewinnerwartung lässt im Vergleich zum Vormonat nach (-1,5 Prozent). Relativ zum Vorjahr gehen Unternehmen im Durchschnitt aktuell von stagnierenden betrieblichen Gewinnen aus.  

Den „GBP-Monitor: Unternehmens­trends im Mai 2023“ finden Sie hier:  https://www.accounting-for-transparency.de/wp-content/uploads/2023/05/gbp_monitor_2023_05.pdf

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unternehmen zur Unternehmens­lage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitions­änderungen, 2) unternehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeit in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafts­politik. Zudem wird jeden Monat zu besonders aktuellen Fragen berichtet.

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ (www.accounting-for-transparency.de). Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019 und wird von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) für zunächst vier Jahre gefördert. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind rund 100 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forscherinnen und Forscher von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der ESMT Berlin, Frankfurt School of Finance & Management, Goethe-Universität Frankfurt am Main und WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmens­transparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 12 Millionen Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Davud Rostam-Afschar
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1645
E-Mail: rostam-afscharmail-uni-mannheim.de

Prof. Dr. Philipp Dörrenberg
Lehr­stuhl für ABWL und Betriebs­wirtschaft­liche Steuerlehre
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181–1719
E-Mail: doerrenbergmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de